Das Fundament aus 3000 Tonnen Beton ist gelegt. In den nächsten Wochen und Monaten wird der Schuler Innovation Tower aus dem Boden wachsen. Das Göppinger Unternehmen investiert 40 Millionen Euro in das Projekt.

Göppingen - Wer besonders hoch hinaus will, tut gut daran, seinen Höhenflug von einer soliden Basis aus anzugehen. Mehr als 3000 Kubikmeter Beton sind da auf jeden Fall mal ein Wort. Rund 400 bis zum Rand gefüllte Betonmischer haben in den vergangenen Wochen und Monaten ihre Last in der Baugrube am Göppinger Stadteingang abgeladen – als Fundament für den Schuler Innovation Tower, der dort einmal zwölf Geschosse hoch aufragen soll. Bis zur geplanten Fertigstellung des futuristisch anmutenden Gebäudes werden den Planern zufolge rund 1200 Tonnen Stahl verbaut sein.

 

Die Chancen, dass der ehrgeizige Zeitplan eingehalten wird und im Frühsommer des Jahres 2017 in dem Turm an der Adresse Bahnhofstraße 41 die ersten Schreibtische eingeräumt werden, stehen gut. Die bis zu acht Meter unter dem Niveau des umliegenden Geländes liegende Bodenplatte für den Turmbau zu Göppingen ist gegossen. Die vier Aufzugsschächte, die das Hochhaus vertikal erschließen werden, sind in ihren Konturen schon sichtbar. Mit seinen 54 Metern lichter Höhe wird der Turm, auch wenn ihm ein paar Zentimeter zum Göppinger Höhenrekord fehlen, in einer Liga mit der Kreissparkassen-Zentrale spielen.

„Wenn das Wetter mitspielt, dann werden wir den Baustellen-Weihnachtsbaum auf die fertige Kellerdecke stellen können“, sagt Christoph Kuckartz, der Bauleiter des Projekts, das mit einem Investitionsvolumen von rund 40 Millionen Euro als die größte Einzelinvestition in der bis in das Jahr 1839 zurückreichende Geschichte des traditionsreichen Pressenherstellers gilt.

Die Nervenstränge laufen im Keller zusammen

Das markante, auf den Reißbrettern des Wiener Architekturbüros Holzhuber & Partner entstandene Gebäude soll zum Arbeitsplatz für rund 750 Mitarbeiter werden. Die bisher auf dem gesamten Betriebsgelände verstreute Schuler-Innovationskraft wird künftig in dem Glaspalast gebündelt sein. Mehr noch: im Keller des Turms, im zentralen Konzernrechenzentrum, werden künftig die Nervenstränge des Weltmarktführers zusammenlaufen.

Weil auch gedankliche Höhenflügen ein solides Fundament brauchen, wird das Betriebsrestaurant in das Erdgeschoss des neuen Turms umziehen. In der dort eingerichteten modernen Küche werden dann täglich rund 500 Essen an die Mitarbeiter ausgegeben werden.

Die alte Kantine wird abgerissen und teilt damit ihr Schicksal mit dem benachbarten Zweckbau aus den 1960er Jahren. Das Gebäude, das den gestalterischen Charme eines Schuhkartons versprüht, wird ebenfalls der Abrissbirne zum Opfer fallen, kaum dass die Entwickler und Ingenieure ihre Schreibtische dort geräumt haben. „Die beiden Gebäude machen Platz für eine Grünanlage und einen kleinen Teich“, sagt Rainer Fischer, der im Team mit Ingrid Wolfframm und dem Schuler-Standortleiter Klaus Zeller das Projekt seitens des Bauherrn begleitet.

Am Stadteingang Segel gesetzt

Der Name für das himmelsstürmende Bauwerk – Schuler Innovation Tower, abgekürzt S.I.T. – ist nicht vom Himmel gefallen. Die Bezeichnung „Innovation Tower“, zu deutsch Neuerungsturm, ist als Siegervorschlag aus einem unternehmensinternen Ideenwettbewerb hervorgegangen. Während der Tower mittlerweile in den unternehmerischen Sprachschatz des Global Players aus dem Filstal eingegangen ist, gibt seine eigenwillige Form noch so manches sprachliches Rätsel auf. Für die einen ist der trotz seiner Ausmaße transparent und leicht wirkende Bau das größte Auge der Stadt, andere sehen darin eine Ellipse, einen Bogen oder eine Linse.

Ganz Mutige wollen am Stadteingang sogar ein großes Segel gesetzt sehen. Sie segeln damit zumindest gedanklich auf einer Linie mit dem Göppinger Oberbürgermeister Guido Till, der anlässlich der Grundsteinlegung Mitte Juli dieses Jahres davon gesprochen hat, dass das Unternehmen mit dem Turmprojekt, wenn schon kein Segel, so doch ein markantes Zeichen für den Wirtschaftsstandort Göppingen gesetzt habe und damit wesentlich zu seiner Stärkung beitragen würde.

So oder so: die Passanten haben jedenfalls ein ebenso waches Auge auf das Werden des Gebäudes, wie die Schuler-Belegschaft im Altbau nebenan. „In der Baugrube passiert nichts ungesehen und unkommentiert“, sagt Fischer. Viel zu kommentieren hat es allerdings nach den übereinstimmenden Aussage aller Beteiligten bisher noch nicht gegeben. „Der gesamte Baugrund ist trotz einer im Fünf-Meter-Raster durchgeführten, peniblen Suche nach Altlasten unproblematisch gewesen“, sagt Ingo Schnaitmann, der Leiter der Unternehmenskommunikation von Schuler. Die zwischen vier und acht Meter tiefe Baugrube ist in den vergangenen sechs Monaten von Wassereinbrüchen verschont geblieben und selbst die ganz frühen Göppinger haben es mit Schuler gut gemeint. „Es sind beim Ausheben der Grube keine historischen Funde aus der Vorzeit aufgetaucht“, sagt Schnaitmann.