Was nehmen Sie aus dieser Arbeit mit?
Ich habe bisher ja noch nie richtig mit Kindern gearbeitet. Und ich muss sagen, als ich mich das erste Mal mit Oona Laurence getroffen habe, die im Film meine Tochter spielt, habe ich mich sofort in sie verliebt. Als wir dann die ersten Szenen zusammen gespielt haben, fing sie an mit unglaublich viel Fantasie zu improvisieren. Und letztendlich hat sie mich an der Hand genommen und durch diese Szenen geleitet. Plötzlich dachte ich: Das ist eine klassische Vater-Tochter-Beziehung zwischen uns. Denn ein Kind führt dich genauso durch Leben, wie du das Kind.
Das heißt, Sie nehmen jetzt das Projekt Vaterschaft in Angriff?
Ich hoffe wirklich sehr, dass ich eines Tages auch Vater bin. Für ein Kind würde ich alles tun. Es ist sogar ganz egal, ob es mein leibliches Kind ist oder nicht.
Der Film ist auch Spiegel unserer Medienrealität, der Lust an Tragödien.
Der Mann, den ich spiele, kommt aus einfachen Verhältnissen. Er ist in einem Kinderheim aufgewachsen. Und er trägt eine Menge Wut in sich. Diese Wut setzt er als Boxer im Ring ein, sie setzt die Kraft frei, mit der er seine Kämpfe gewinnt. Aber es ist genau diese Wut, die in seinem Leben jenseits des Sports dann alles zerstört. Für die Medien wird sein Sturz interessanter als seine Siege. So entwickelt sich dann eine fatale Abwärtsspirale.
Wie gehen Sie mit Wut um?
Wut kann sehr motivierend sein, finde ich. Aber Wut und Hass, das ist eine ganz schlechte Kombination. Der Mensch, den ich in diesem Film spiele, ist tief in seinem Herzen ein guter Mann. Solche Männer sind selten in unserer Gesellschaft. Deswegen spiele ich den einzig wahren Superhelden in diesem Kinosommer (lacht).
Viele Ihrer Fans waren enttäuscht, dass Sie für Ihre Rolle in „Nightcrawler“ nicht für den Oscar nominiert worden sind. Wie groß war Ihre Enttäuschung?
Meine Fans liegen mir am Herzen. Und deswegen tut es mir leid, dass sie sich aufregen mussten.
Das heißt, Ihnen bedeutet der Oscar nichts?
Alles was mir am Ende etwas bedeutet, ist ein guter Film. Es ist so schwer, einen guten Film zu machen, der wirklich funktioniert. Mir kommt es immer wieder wie ein Wunder vor, wenn wir das irgendwie schaffen. Und glauben Sie mir, jeder der einen Film macht, hat zu Beginn die besten Absichten. Wenn die Leute in den vergangenen Jahren registriert haben sollten, dass ich überhaupt Filme mache, dann würde ich mich schon freuen. Die Preise machen mein Leben nicht besser.