Der Ärger um Böhmermanns Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan reißt nicht ab. Alles begann mit einem Song der NDR-Satiresendung "extra3", der unter anderem die Vorstöße in der Türkei gegen Journalisten und die Pressefreiheit thematisierte. 

 

In dem Song heißt es: "Ein Journalist, der was verfasst, was Erdogan nicht passt, ist morgen schon im Knast."

Mit diesem Video der NDR-Satiresendung "extra3" fing es an:

Der Sender RTL reagierte auf die Vorwürfe knapp bei Twitter:

2016: Das Schmähgedicht über Erdogan

Der Ärger um Böhmermanns Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan reißt nicht ab. Alles begann mit einem Song der NDR-Satiresendung "extra3", der unter anderem die Vorstöße in der Türkei gegen Journalisten und die Pressefreiheit thematisierte. 

In dem Song heißt es: "Ein Journalist, der was verfasst, was Erdogan nicht passt, ist morgen schon im Knast."

Mit diesem Video der NDR-Satiresendung "extra3" fing es an:

Als der türkische Präsident daraufhin versuchte, den Song aus dem Internet löschen zu lassen und den deutschen Botschafter einbestellte, reagierte Böhmermann in seiner Satiresendung "Neo Magazin Royal" mit einem Schmähgedicht, in dem er Erdogan unter anderem als Sodomisten bezeichnete und erklärte, dass die öffentliche Aufführung dieses Schmähgedichtes in Deutschland verboten sei.

Ob Böhmermann dadurch wirkungsvoll die Grenzen von Satire aufgezeigt habe, darüber entbrannte in Deutschland eine mediale Diskussion. Die Sendung mit dem Schmähgedicht war zunächst in der ZDF-Mediathek abrufbar, wurde dann aber entfernt und eine Version ohne das Gedicht hochgeladen. Das ZDF begründete die Löschung bei Twitter: 

Erdogan verklagte Böhmermann wegen des Gedichtes und forderte die Strafverfolgung des Satirikers nach Paragraph 103 Strafgesetzbuch. Die Bundesregierung erteilte der Staatsanwaltschaft Mainz, die Ermittlungen aufzunehmen. Angela Merkel kündigte in der selben Erklärung an, dass der Paragraph abgeschafft werde.  

2016: "Be Deutsch - Achtung! Germans on the rise"

Nicht nur die deutsche Willkommenskultur, sondern auch das Erstarken rechtspoplistischer Kräfte zeichnen die Flüchtlingskrise aus. Böhmermann erklärte dies so: "Jeder in Germany kann stolz sein, deutsch zu sein. So lange wir uns darüber einig sind, was deutsch eigentlich bedeutet." 

Mit seinem Song "Be Deutsch" wollte er zeigen, was genau denn die Deutschen ausmacht und warum Fremdenfeinde eben keine "richtigen" Deutschen sind.

Im Rammstein-Stil hängt Böhmermann deutsche Attribute aneinander wie "Grundgesetz" und "Dosenpfand" und lässt in seinem Video die Sandalenträger gegen protestierende Rechtspopulisten antreten:

 

2016: Ständchen für Frauke Petry

Das Ständchen "Frühling für Frauke" dürfte bei der Alternative für Deutschland (AfD) nicht gut angekommen sein. Mit Serdar Somuncu am Klavier und in Barbershop-Manier singt Böhmermann über Frauke Petry und Beatrix von Storch beispielsweise: "Frühling für Frauke und Beatrix! Komm' wir zünden ein Negerkind an. Los, wir verhaun nen Flüchtlingsbus! Und hinterher hat niemand davon was gewusst." 

Zu dem Song könnte die amerikanische Filmkomödie "Frühling für Hitler" von Regisseur Mel Brooks Böhmermann inspiriert haben.

Die stellvertretende AfD-Vorsitzende Beatrix von Storch nannte Böhmermanns Song ein "mit staatlichen Zwangsgebühren finanziertes Propagantainment" und begründete ihre Entscheidung, den Rundfunkbeitrag nicht zu bezahlen damit, dass die GEZ-Gebühren solche "unfasslichen Beiträge" finanzieren würde.

Die stellvertretende AfD-Vorsitzende reagierte bei Facebook auf Böhmermanns Ständchen:

"Frühling für Frauke und Beatrix. Kommt, wir zünden ein Negerkind an." Mit staatlichen Zwangsgebühren finanziertes...

Posted by Beatrix von Storch on  Samstag, 19. März 2016
 

2015: "Ich hab Polizei"

Im Kapuzenpulli und mit dem Pseudonym "POL1Z1STENS0HN" parodierte Böhmermann Gangsterrapper wie Haftbefehl und Kay One. Mit dem Song "Ich hab Polizei" schaffte es der Satiriker aus dem Stand auf Platz 10 der deutschen Singlecharts.

In dem Clip karikierte er das Selbstverständnis des Gangsterraps als „Straßenmusik“ von Underdogs und nicht als Mainstream-Musik für die Massen.

Zudem wird die Polizei in Böhmermanns Rap einerseits als „Freund und Helfer“ dargestellt, andererseits kritisiert er das staatliche Gewaltmonopol mit Zeilen wie „Polizei kommt, du wechselt Straßenseite. Haust du ein Polizei kaputt kommt 25 neue.“ Böhmermann wurde deshalb vorgeworfen, er mache sich mit „Ich hab Polizei“ über Migranten und Subkulturen lustig. 

 
Der von Böhmermann parodierte Haftbefehl reagierte auf den Song und veröffentliche seinerseits "CopKKKilla":

C-O-P-K-K-K-I-L-L-A in eure Gesichter! Die Medaille hat immer zwei Seiten...#ollischulzistimmernochcooler #abmorgenbeiituneshttps://www.youtube.com/watch?v=AdLiqQQWdks

Posted by Haftbefehl on  Dienstag, 1. Dezember 2015
 

2015: Der Varoufakis-Fake-Fake

Der berühmteste Satire-Coup von Jan Böhmermann sorgte 2015 in deutschen und internationalen Medien für Verwirrung. Als der ehemalige griechische Außenminister Yanis Varoufakis im März 2015 in Günther Jauchs Talkshow zu Gast ist, zeigt letzterer  ein Video, in dem Varoufakis bei einer Konferenz in Zagreb über den Verbleib Griechenlands in der Eurozone spricht - und Deutschland den Mittelfinger zeigt.

Diese Sequenz greift Günther Jauch in seiner Show auf und fragt Varoufakis nach den Gründen für seine Haltung gegenüber den Deutschen. Der griechische Außenminister behauptet dann, das Video sei manipuliert, und twittert später das vermeintliche Original. In diesem war allerdings auch der Mittelfinger zu sehen (bei Minute 40:30):

Daraufhin brach eine mediale Debatte über den "Stinkefinger" aus. Die allgemeine Verwirrung  nutzte Böhmermann für sich und behauptete in seiner Sendung "Neo Magazin Royal" kurzerhand, er habe das Video gefälscht und den Mittelfinger digital eingefügt. Dazu zeigte Böhmermann die vermeintliche Originalversion des Vortrages - und zwar ohne Varoufakis' Geste. Das Vorgehen bei der angeblichen Manipulation des Videos zeigte Böhmermann in seiner Sendung.

Danach war die Verwirrung komplett. Einige Medien durchschauten den Schachzug Böhmermanns: die Behauptung, das Video "gefaked" zu haben, stellte sich  als der eigentliche "Fake" heraus. Durch den "Varoufakis-Fake-Fake" wollte Böhmermann die Medien kritisieren und zeigen, wie die Griechenlanddebatte vielfach auf eine einzige Geste reduziert wurde.

Für die unter dem Hashtag "#Varoufake" bekannte Satire bekam Böhmermann den Grimme Fernsehpreis. Der Satiriker rückte übrigens nicht von dem "Fake" ab und veröffentlichte als Reaktion auf die Berichterstattung über den "Fake-Fake" ein Video, in dem er weiterhin behauptete, das Fake-Video sei echt:

2014: Böhmermann wird wegen Hitlergruß-Bild abgemahnt

2014 löste Böhmermann einen Shitstorm gegen den Fotografen Martin Langer aus. Böhmermann twitterte ein Foto Langes aus dem Jahr 1992, auf dem zwei Zuschauer einer Demonstration in Rostock-Lichtenhagen zu sehen waren.

Einer der beiden Männer hebt darauf die Hand zum "Hitlergruß" und trägt eine Jogginghose mit Urinflecken. Da Böhmermann bei Langer nicht um Erlaubnis bat, mahnte der Fotograf den Satiriker anwaltlich ab:

Böhmermann trat mit seinen Tweets einen Shitstorm gegen den Fotografen los, der damit sein Urheberrecht geltend machen wollte. Der ZDF-Satiriker sprach unter anderem von Rechtsmissbrauch und bezahlte anfangs seine Schulden nicht. Auch die Entschuldigung gegenüber Langer fiel eher verhalten aus. Schließlich entschied sich Böhmermann aber dazu, das Foto selbst nachzustellen und kommentierte süffisant: "Bitte nicht teilen!"