Steve Winwood und Bonnie Raitt haben am Freitagabend auf dem Schlossplatz überzeugende Gigs gespielt, wie der StZ-Kritiker Ulrich Bauer findet. Die Rock'n'Roll-Legende Winwood kennt man - aber zu Bonnie Raitt gab es vor ihrem Jazz-Open-Auftritt noch ein paar zusätzliche Infos. Was natürlich nicht an ihrer mangelnden musikalischen Klasse lag.

Stuttgart - Dass sie zehn Grammys gewonnen und große Plattenverkäufe in den USA gehabt habe, war vor Konzertbeginn von der Bühnenansage zu erfahren. So etwas mag vielleicht damit zusammenhängen, dass Bonnie Raitt hier so selten live zu erleben ist. Bei der Jazz Open im Ehrenhof des Neuen Schlosses zeigt sie am Freitagabend ihre Klasse als Sängerin und Gitarristin. Im Kreise von vier sehr versierten Begleitmusikern führt sie vor, dass sich intensive Ausdruckskraft auf der Bühne auch durch leise Balladen hindurch mitteilt.

 

Sehr zurückgenommen phrasiert Raitt oft ihre Songs, um dann zwischen Rhythmus und Blues mit ihrer Gitarre in die Akkorde gleitende Nadelstiche zu setzen: ganz langsam, entschleunigt, aber sehr wirkungsvoll. Gerry Raffertys großartigen Song „Right down the Line“ flicht sie im Reggaerhtyhmus ein, und funky wird sie zusammen mit dieser Band der Könner auch mal: ein sehr starker Auftritt.

Winwood hält das Niveau

Dies Niveau kann anschließend auch Steve Winwood halten. Als Fünfzehnjähriger schon stand er mit der Spencer Davis Group in den frühen sechziger Jahren auf der Bühne. Deren „Keep on running“ markiert dann wohl auch einen der Höhepunkte beim Publikum. Seine Musikergeschichte erzählen zu wollen, würde jeden Rahmken sprengen. Dass er ein sehr leidenschaftlicher Musiker ist, dessen Stimme auch heute noch viele Alleinstellungsmerkmale besitzt, kann er an diesem Abend an vielen seiner Titel zeigen.

Seine Begleitband ist wie die damalige Band Traffic besetzt, die stilprägend war und in in vielerlei Hinsicht Maßstäbe gesetzt hat. Erselbst wechselt zwischen Orgel und Gitarre, um vom Blues herkommend einen intensiven und manchmal quälend schönen Ausdruck zu pflegen. Der alte Traffic-Hit „Low spark high heeled Boys“ kommt trotz seiner behutsam eingesetzten Atempausen an diesem Abend sehr gut an, „Higher Love“ aus der Solophase genauso, „Can't find my Way home“ aus Blind-Faith-Zeiten brennt geradezu.

Mit dem Titel „Gimme some Lovin'“ aus seinen Frühzeiten erfüllt Winwood natürlich alle Erwartungen: keine Nostalgie ist das, nein, sondern enorme Präsenz.

Wir haben Bilder von den beiden Konzerten auf dem Schlossplatz. Klicken Sie sich durch!