Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Einen Abend später, in der nun bestuhlten und bis zum Anschlag gefüllten Schleyerhalle, zeichnet sich ein komplett anderes Bild. Bald fünfzig Jahre nach seinem Auftritt in Woodstock steht nun ein Mann auf der Bühne, der ebenfalls angekündigt hat, sich mit dieser Tournee aus dem Rockmusikzirkus verabschieden zu wollen. Aber ernsthaft glaubt er das vermutlich nicht einmal selber. Denn der bald 69-jährige Mann aus dem britischen Sheffield wirkt, als könne er noch jahrelang weitermachen.

 

Joe Cocker eröffnet sein Konzert mit dem programmatischen Titel „I come in Peace“ von seinem aktuellen, im November erschienenen Album „Fire it up“, mit dem er jüngst abermals klargestellt hat, dass er mitnichten zum alten Eisen gehört. Zum zweiten Stück, das ebenfalls programmatisch auf den Titel „Feelin’ alright“ hört und sich auch 43 Jahre nach seinem Entstehen immer noch absolut okay anfühlt, begrüßt er die Zuschauer und öffnet den oberen Knopf seines Hemdes, das er am Ende seines zu Recht umjubelten Konzerts gründlich durchgeschwitzt haben wird. Jedoch nicht aus Überanstrengung.

Im Gegensatz zu Meat Loaf verfügt Joe Cocker über einen ganzen Sack voll Welthits, einige von ihnen – die Stücke „When the Night comes“, „Up where we belong“ und „You are so beautiful“ – streut er zunächst gelassen über den Abend. Mit dem noch immer wunderbaren „N’oubliez jamais“ beendet er schließlich den regulären Teil des Auftritts, ehe er in den zwei Zugaben mit „You can leave your hat on“, „Unchain my Heart“, seinem ersten großen Welterfolg, der Coverversion des Beatles-Stücks „With a little Help from my Friends“, „Summer in the city“ und „Cry me a river“ das tut, was man „ein Hitfeuerwerk abbrennen“ nennt.

Voller Würde mit den Armen rudernd

Auch Cocker hat Sangesbeistand mitgebracht, gleich zwei Damen sogar. Sie müssen ihn jedoch nicht stützen, sondern ergänzen seinen Gesang mit vortrefflichem Timbre. Die restliche Begleitband rund um die extrem lässige Bassistin Oneida James legt mit Piano, Hammondorgel, Gitarre und Schlagzeug dazu ein vom ersten Moment an luzide und vollmundig tönendes Fundament.

Unterbrochen wird das Ganze durch permanente wie penetrante Einspielungen auf der Videowand, in denen Musikerkollegen beteuern, was Meat Loaf doch für ein toller Hecht sei. Kurz vor Schluss wird noch der erbärmliche Tiefpunkt eines unwürdigen Konzerts erreicht, als ein paar Sexpuppen ins ohnehin – wie es ein Kollege vornehm ausdrückte – reichlich „postfeministische“ – Bühnenspiel kommen und wem auch immer vorgaukeln sollen, dass es sich bei Meat Loaf um einen omnipotenten Tausendsassa handelt.

Doch der Sänger Meat Loaf ist leider nur noch ein Schatten seiner selbst. Das Andenken, das an den Mann bleibt, der mit gelungener Travestie, mehroktavigem Heldentenorgesang und vor allem der „Rocky Horror Picture Show“ Weltruhm erlangte – das hat er sich selber zerstört. Schade.

Ernsthaft glaubt keiner an den Abschied

Einen Abend später, in der nun bestuhlten und bis zum Anschlag gefüllten Schleyerhalle, zeichnet sich ein komplett anderes Bild. Bald fünfzig Jahre nach seinem Auftritt in Woodstock steht nun ein Mann auf der Bühne, der ebenfalls angekündigt hat, sich mit dieser Tournee aus dem Rockmusikzirkus verabschieden zu wollen. Aber ernsthaft glaubt er das vermutlich nicht einmal selber. Denn der bald 69-jährige Mann aus dem britischen Sheffield wirkt, als könne er noch jahrelang weitermachen.

Joe Cocker eröffnet sein Konzert mit dem programmatischen Titel „I come in Peace“ von seinem aktuellen, im November erschienenen Album „Fire it up“, mit dem er jüngst abermals klargestellt hat, dass er mitnichten zum alten Eisen gehört. Zum zweiten Stück, das ebenfalls programmatisch auf den Titel „Feelin’ alright“ hört und sich auch 43 Jahre nach seinem Entstehen immer noch absolut okay anfühlt, begrüßt er die Zuschauer und öffnet den oberen Knopf seines Hemdes, das er am Ende seines zu Recht umjubelten Konzerts gründlich durchgeschwitzt haben wird. Jedoch nicht aus Überanstrengung.

Im Gegensatz zu Meat Loaf verfügt Joe Cocker über einen ganzen Sack voll Welthits, einige von ihnen – die Stücke „When the Night comes“, „Up where we belong“ und „You are so beautiful“ – streut er zunächst gelassen über den Abend. Mit dem noch immer wunderbaren „N’oubliez jamais“ beendet er schließlich den regulären Teil des Auftritts, ehe er in den zwei Zugaben mit „You can leave your hat on“, „Unchain my Heart“, seinem ersten großen Welterfolg, der Coverversion des Beatles-Stücks „With a little Help from my Friends“, „Summer in the city“ und „Cry me a river“ das tut, was man „ein Hitfeuerwerk abbrennen“ nennt.

Voller Würde mit den Armen rudernd

Auch Cocker hat Sangesbeistand mitgebracht, gleich zwei Damen sogar. Sie müssen ihn jedoch nicht stützen, sondern ergänzen seinen Gesang mit vortrefflichem Timbre. Die restliche Begleitband rund um die extrem lässige Bassistin Oneida James legt mit Piano, Hammondorgel, Gitarre und Schlagzeug dazu ein vom ersten Moment an luzide und vollmundig tönendes Fundament.

Im Gegensatz zu Meat Loafs völlig verkorkstem Auftritt voller Bühnenzinnober stimmt bei dieser professionellen Darbietung, die auf jeglichen Schnickschnack verzichtet, einfach alles; bis hin zur Würde, mit der Joe Cocker, wie es in fünf Dekaden Künstlerdasein längst zu seinem Markenzeichen geworden ist, armrudernd und possierlich hüpfend vor seinem Mikrofon steht. Live ist der Mann, der in den vergangenen Jahren ebenso emsig Alben veröffentlichte wie Konzerte gab, auf seiner außerordentlich ausufernden aktuellen Tournee im Sommer auch noch auf einigen Festivals zu erleben, unter anderem am 24. Juli in Winterbach.

Und war’s das dann? Hoffentlich nicht. Joe Cocker sollte seinen Hut aufbehalten und sich an Tina Turner ein Beispiel nehmen. Die 73-Jährige hat schon mehrere Abschiedstourneen hinter sich gebracht.