Der ARD-Vertrag mit Jörg Kachelmanns Firma Meteomedia läuft aus. Die Rückkehr des Moderators auf den Bildschirm ist weiterhin ungewiss.

Stuttgart - Volker Herres hat Jörg Kachelmanns Frage noch immer nicht beantwortet. Ob der frühere Wettermoderator in der ARD bald wieder Regen und Sonnenschein vorhersagen darf, ist weiter offen. "Die künftige Gestaltung und Präsentation des Wetters in den Tagesthemen' wird derzeit unter den Programmverantwortlichen der ARD beraten", teilte der Programmdirektor auf Anfrage mit.

 

Fünf Monate ist es her, da hat Kachelmann den ARD-Programmdirektor als prominenten Verfolger seiner Internetbotschaften begrüßt. @Volker_Herres ist mein 5021. Follower, schrieb er am 14. Mai via Twitter: "Ist das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?"

Kachelmann erwartete damals als Angeklagter vor dem Landgericht Mannheim das Plädoyer der Staatsanwaltschaft und der Nebenklage. Es ging um den Vorwurf der schweren Vergewaltigung. Seinen Worten war eine gewisse Anspannung zu entnehmen. Herres hat als Programmdirektor mit darüber zu entscheiden, wen die ARD vor die Kamera lässt. Und Kachelmann ist vielleicht noch immer gewillt, dort mit flapsigen Formulierungen das Wetter anzusagen.

Die ARD hält sich weiter bedeckt

Die ARD hatte nach dem Freispruch Ende Mai mitgeteilt, sie wolle sich erst dann zur Personalie Kachelmann äußern, wenn das Urteil rechtskräftig sei. Das ist es nun seit gut einer Woche. Doch die ARD hält sich weiter bedeckt. Herres erklärte lediglich: "Die Wettermoderation teilen sich Claudia Kleinert und Sven Plöger sowie Karsten Schwanke als Springer. Wir gehen davon aus, dass dies bis zum Jahresende auch so bleibt." Nach Kachelmanns Comeback klingt das nicht. Der Vertrag mit Kachelmanns Firma Meteomedia läuft zum Jahresende aus. Für 2012 seien neue Vertragsverhandlungen vorgesehen. Kachelmann hatte im Sommer bekanntgegeben, dass Meteomedia von 2012 an Wettersendungen mit der Münchner Bavaria plane. Zu deren Gesellschaftern gehören mehrheitlich die ARD-Sender WDR, SWR und MDR.

Seine eigene Präsenz im Fernsehen hatte Kachelmann im November 2010 für beendet erklärt. "Nachdem Staatsanwaltschaft und Medien mein angebliches Privatleben gewaltsam öffentlich gemacht haben, wär's mit dem Blumenkohlwolken-Onkel wohl schwierig", sagte er in einem Zeitungsinterview: "Das Kapitel Fernsehen ist dadurch für mich beendet worden."

Kachelmann hat ein Buch geschrieben

Im Juli 2011 verkündete Kachelmann, dass er an einer Zukunft ohne öffentlich-rechtliches Fernsehen arbeite. "Glauben Sie mir, es ist nicht so toll, auf der anderen Seite der Kamera zu stehen", sagte er damals zu Journalisten. Allerdings hatte Kachelmann auch gesagt, dass die Entscheidung, ob er jemals wieder im deutschen Fernsehen moderieren werde, nicht in seiner Macht, sondern bei der ARD liege. Der Entscheidung der ARD sehe er "sehr entspannt" entgegen, hatte er betont.

Seinen letzten großen Fernsehauftritt hatte Kachelmann während der Olympischen Winterspiele in Vancouver, wo er für die ARD das Olympiawetter präsentierte. Nach seinem Freispruch arbeitete er vor allem für Schweizer Radiosender und im Internet als Wettermoderator. Während die ARD noch zögert, wirbt ein Fotovoltaikhändler aus dem baden-württembergischen Laichingen mit Kachelmann. Das Thema Sonnenenergie liege ihm schon lange am Herzen, "auch, als es noch relativ uncool war", verkündete Kachelmann am Montag auf einer Pressekonferenz. Nebenbei hat Kachelmann auch noch ein Buch geschrieben. "Mannheim" heißt es und erscheint am 16. Januar 2012 im Verlag Hoffmann und Campe. Es dürfte seine Abrechnung mit Medien, Justiz und Ex-Freundin werden. 240 Seiten ist es lang.