1596 bereitet er den Druck seines ersten Buches „Mysterium Cosmographicum“ vor. Ihm liegt noch das astronomische Weltbild von Kopernikus zugrunde, welches das antike von Ptolemäus und das kirchlich-biblische überwunden hat. Das Buch ist aber noch insoweit dem klassischen antiken Suchen nach Vollkommenheit, Schönheit und Harmonie in einem göttlichen Kosmos verhaftet, als es die Planetenabstände aus den fünf Platonischen Körpern abzuleiten sucht. Es macht Kepler bei den Astronomen in Europa als fähigen Nachwuchswissenschaftler bekannt und führt im Jahr 1600 zu einer Einladung von Tycho Brahe, Mathematiker am Prager Hof von Kaiser Rudolf II.

 

In Graz hat inzwischen die Gegenreformation gesiegt. Die Rückkehr nach Tübingen wird Kepler von dort verweigert, weil er wegen seiner theologischen Meinung als im evangelischen Glauben nicht gefestigt gilt. Kepler muss eine Familie versorgen, 1597 hat er die Witwe Barbara von Mühleck geheiratet und ist froh, nun in Prag bleiben und mit Brahe an der Bestimmung der wahren Planetenbahn des Mars arbeiten zu können. Brahe hat noch in Dänemark mehr als 20 Jahre mit den besten Instrumenten seiner Zeit die Bahndaten auf das Genaueste aufgezeichnet. Als er 1601 stirbt, wird Kepler sein Nachfolger am Hof.

Im Jahr 1609 erscheint die „Astronomia Nova“ mit den ersten beiden Kepler’schen Gesetzen: 1. Die Planetenumlaufbahnen sind stets Ellipsen, in deren einem Brennpunkt die Sonne steht. 2. Die Verbindungslinie Sonne-Planet überstreicht während des Umlaufs um die Sonne in gleichen Zeiträumen gleich große Flächenanteile der Ellipse. Damit ist auch das kopernikanische Weltbild überwunden. Im Gegensatz zu den „Instrumentalisten“, insbesondere Theologen, die zwischen biblischer Wahrheit und den mathematischen Formeln als nützlichen Tricks etwa zur Bestimmung beweglicher kirchlicher Feiertage unterscheiden, ist Kepler „Rationalist“. Er geht von Naturgesetzen aus, die sich in den mathematischen Beziehungen offenbaren. Diese Weltsicht ist nicht ohne Risiko. Seine „Epitome Astronomiae Copernicanae“ werden vom Vatikan verboten. Kepler fürchtet, für seine Bücher keinen Drucker mehr zu finden. Für ihn sind Religion und Forschung kein Widerspruch, Astronomie ist für ihn praktische Theologie: Gott schuf den Kosmos so, dass der Mensch den Schöpfungsplan begreifen kann.

Tiefgläubiger Christ

1611 stirbt Keplers Frau. In diesem Jahr erscheint „Strena seu de Nive Sexangula“ mit der Kepler’schen Vermutung über dichteste Kugelpackungen: Kepler hat sich mit sechseckigen Schneekristallen beschäftigt und vermutet schon einen atomaren Aufbau der Materie. Der korrekte mathematische Beweis wird allerdings noch bis zum Jahr 1998 auf sich warten lassen.

Ein Jahr später stirbt auch Kaiser Rudolf II., der mit erheblichen Rückständen an Gehalt in Keplers Schuld steht. Geldsorgen zwingen ihn nun, die Stelle des Mathematikers der Landschaft ob der Enns in Linz anzunehmen. Eine Rückkehr nach Tübingen wird wiederum abgelehnt. Und selbst in Linz führen die Denunziationen des württembergischen Pfarrers Hitzler, wonach Kepler vom rechten evangelisch-lutherischen Glauben abweiche, zum Ausschluss vom Abendmahl. Kepler trifft dies als tiefgläubigen Christen schwer. Erst 1616 wird die Entscheidung aufgehoben. Kepler vertritt im Abendmahlsstreit, betreffend die Wandlung von Brot und Wein, und in der Ubiquitätslehre, betreffend die Art der Anwesenheit und Handlungen Christi in der Welt, eine eigene, eher calvinistische Auffassung. Er ist in Glaubensfragen tolerant gegenüber anderen Evangelischen.

Im März 1594 verlässt Kepler Tübingen in Richtung Graz. Seine Universität hat ihn im Zuge der Ausweitung der Reformation für eine Mathematikprofessur an der ständisch-protestantischen Stiftsschule Graz vorgeschlagen. Johannes Kepler betrachtet den Wechsel als kurze, unvermeidliche Unterbrechung des Studiums und erbittet sich vom Herzog die Erlaubnis, dieses später in Tübingen abschließen und Pfarrer werden zu dürfen – was ihm zwar gestattet wird, sich jedoch nie erfüllt.

Die Suche nach Vollkommenheit

1596 bereitet er den Druck seines ersten Buches „Mysterium Cosmographicum“ vor. Ihm liegt noch das astronomische Weltbild von Kopernikus zugrunde, welches das antike von Ptolemäus und das kirchlich-biblische überwunden hat. Das Buch ist aber noch insoweit dem klassischen antiken Suchen nach Vollkommenheit, Schönheit und Harmonie in einem göttlichen Kosmos verhaftet, als es die Planetenabstände aus den fünf Platonischen Körpern abzuleiten sucht. Es macht Kepler bei den Astronomen in Europa als fähigen Nachwuchswissenschaftler bekannt und führt im Jahr 1600 zu einer Einladung von Tycho Brahe, Mathematiker am Prager Hof von Kaiser Rudolf II.

In Graz hat inzwischen die Gegenreformation gesiegt. Die Rückkehr nach Tübingen wird Kepler von dort verweigert, weil er wegen seiner theologischen Meinung als im evangelischen Glauben nicht gefestigt gilt. Kepler muss eine Familie versorgen, 1597 hat er die Witwe Barbara von Mühleck geheiratet und ist froh, nun in Prag bleiben und mit Brahe an der Bestimmung der wahren Planetenbahn des Mars arbeiten zu können. Brahe hat noch in Dänemark mehr als 20 Jahre mit den besten Instrumenten seiner Zeit die Bahndaten auf das Genaueste aufgezeichnet. Als er 1601 stirbt, wird Kepler sein Nachfolger am Hof.

Im Jahr 1609 erscheint die „Astronomia Nova“ mit den ersten beiden Kepler’schen Gesetzen: 1. Die Planetenumlaufbahnen sind stets Ellipsen, in deren einem Brennpunkt die Sonne steht. 2. Die Verbindungslinie Sonne-Planet überstreicht während des Umlaufs um die Sonne in gleichen Zeiträumen gleich große Flächenanteile der Ellipse. Damit ist auch das kopernikanische Weltbild überwunden. Im Gegensatz zu den „Instrumentalisten“, insbesondere Theologen, die zwischen biblischer Wahrheit und den mathematischen Formeln als nützlichen Tricks etwa zur Bestimmung beweglicher kirchlicher Feiertage unterscheiden, ist Kepler „Rationalist“. Er geht von Naturgesetzen aus, die sich in den mathematischen Beziehungen offenbaren. Diese Weltsicht ist nicht ohne Risiko. Seine „Epitome Astronomiae Copernicanae“ werden vom Vatikan verboten. Kepler fürchtet, für seine Bücher keinen Drucker mehr zu finden. Für ihn sind Religion und Forschung kein Widerspruch, Astronomie ist für ihn praktische Theologie: Gott schuf den Kosmos so, dass der Mensch den Schöpfungsplan begreifen kann.

Tiefgläubiger Christ

1611 stirbt Keplers Frau. In diesem Jahr erscheint „Strena seu de Nive Sexangula“ mit der Kepler’schen Vermutung über dichteste Kugelpackungen: Kepler hat sich mit sechseckigen Schneekristallen beschäftigt und vermutet schon einen atomaren Aufbau der Materie. Der korrekte mathematische Beweis wird allerdings noch bis zum Jahr 1998 auf sich warten lassen.

Ein Jahr später stirbt auch Kaiser Rudolf II., der mit erheblichen Rückständen an Gehalt in Keplers Schuld steht. Geldsorgen zwingen ihn nun, die Stelle des Mathematikers der Landschaft ob der Enns in Linz anzunehmen. Eine Rückkehr nach Tübingen wird wiederum abgelehnt. Und selbst in Linz führen die Denunziationen des württembergischen Pfarrers Hitzler, wonach Kepler vom rechten evangelisch-lutherischen Glauben abweiche, zum Ausschluss vom Abendmahl. Kepler trifft dies als tiefgläubigen Christen schwer. Erst 1616 wird die Entscheidung aufgehoben. Kepler vertritt im Abendmahlsstreit, betreffend die Wandlung von Brot und Wein, und in der Ubiquitätslehre, betreffend die Art der Anwesenheit und Handlungen Christi in der Welt, eine eigene, eher calvinistische Auffassung. Er ist in Glaubensfragen tolerant gegenüber anderen Evangelischen.

In Tübingen hat sich die theologische Fakultät, oberste Instanz in Glaubensfragen des Herzogtums, indes zur orthodoxen Bewahrerin der Lehre Martin Luthers entwickelt. Wer in den Kirchen- oder Staatsdienst eintreten will, muss die sogenannte Konkordienformel unterschreiben, die in zwölf Kapiteln die Positionen des Luthertums vorschreibt. Kepler ist dazu nicht bereit, er will auch die anderen evangelischen Glaubensbrüder nicht aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wissen.

Der Streit über den rechten Glauben hat auch in praktischen Dingen große Auswirkungen, bei der Kalenderreform des Papstes Gregor XIII. etwa, dessen Vorschläge Kepler als Sachverständiger 1613 auf dem Reichstag in Regensburg unterstützt. Da die Reform von einem Katholiken ausgeht, dauert es – mit allen nachteiligen Folgen für den Reise- und Zahlungsverkehr – noch fast 150 Jahre, bis sich mit Schweden das letzte große protestantische Gebiet in Europa der neuen Rechnung anschließt.

Seine Mutter gerät unter den Verdacht der Hexerei

1613 heiratet Kepler wieder. Der Hochzeit mit seiner 18 Jahre jüngeren Frau Susanna Reutinger geht ein kompliziertes Auswahlverfahren voran, bei dem Kepler nicht weniger als elf Kandidatinnen über viele Monate begutachtet und sich damit schon zum Gespött der Leute macht, wie er selbstkritisch schreibt. Eine von ihm vermutete falsche Abrechnung der Weinfässer bei der Hochzeitsfeier führt schließlich zu seiner Beschäftigung mit Näherungsformeln zur Flächen- und Volumenbestimmung, so dass 1615 die „Nova Stereometria Doliorum Vinariorum“ mit der Keplerschen Fassregel gedruckt wird.

Ein Jahr nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges erscheinen die „Harmonices Mundi“ mit dem dritten Kepler’schen Gesetz: Das Verhältnis der Quadrate der Umlaufzeiten zweier Planeten um die Sonne ist gleich dem Verhältnis der Kuben ihrer mittleren Abstände von der Sonne. Damit sind die universellen Gesetzmäßigkeiten der Planetenbewegung in Sonnensystemen als Grundlage der modernen Astronomie vervollständigt – auch wenn die Ursache der Bewegung, die Johannes Kepler noch als eine magnetische Kraft vermutet, erst im Jahr 1687 durch Isaac Newton in der Gravitation gefunden wird.

Keplers Mutter Katharina steht seit 1615 unter dem Verdacht der Hexerei. 1620 wird sie verhaftet. Ein vierzehn Monate dauernder Strafprozess beginnt. Hexenverfolgungen gibt es in Europa von der Mitte des 15. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts mit großen regionalen Unterschieden. Auch die Reformatoren glauben an Zauberei und Hexerei. In Württemberg gilt aber ein ordentliches Gerichtsverfahren in Strafsachen auf Grundlage der Strafprozessordnung Karls V. Dadurch kommt es hier zu weniger Prozessen. Im Bereich des Amtes Leonberg werden von 1533 bis 1722 insgesamt 34 Anschuldigungen wegen Hexerei untersucht, bei 24 Fällen kommt es zur Anklage, davon enden elf mit dem Todesurteil, wovon allein acht in die Amtszeit des herzoglichen Untervogts Lutherus Einhorn, des Anklägers der Katharina Kepler, fallen. Ihr Leben ist also in allerhöchster Gefahr.

Die letzten Jahre

Kepler handelt klug, indem er beim Prozess nicht theologisch, sondern allein juristisch argumentiert. Dank seines großen Einsatzes und der Beziehungen zu Unterstützern in Stuttgart und Tübingen wird seine Mutter nach der Folter ersten Grades, also dem Vorzeigen der Folterinstrumente, der Erklärung und der Androhung ihrer unmittelbaren Anwendung, freigesprochen. Ein Jahr später stirbt sie, deutlich geschwächt durch die lange Haft.

Im Jahr 1628 zieht Kepler ins schlesische Sagan an den Hof Herzog Albrechts von Wallenstein, des Generalfeldmarschalls der katholischen Liga im Dreißigjährigen Krieg. Wallenstein schätzt Johannes Kepler trotz seines anderen Glaubens sehr, stellt ihm Bibliothek und astronomische Instrumente zur Verfügung und will auch die Schulden der Kaiser übernehmen. Schon aus finanziellen Gründen muss Kepler das Angebot annehmen. Darüber hinaus stellt ihn der nun streng katholische Kaiser Ferdinand II. vor die Wahl zu konvertieren oder Linz zu verlassen.

Bald gewinnt aber auch in Sagan die Gegenreformation die Oberhand. Wallenstein, inzwischen von der Katholischen Liga abgesetzt, kann seine finanziellen Verpflichtungen gegenüber Kepler nicht mehr erfüllen. Auf einer Reise nach Linz, wo er Zinszahlungen abholen will, stirbt Johannes Kepler im Jahr 1630 in Regensburg.

Sein Grab geht im Dreißigjährigen Krieg verloren. Nach seinem Tod gerät er infolge der Kriegswirren und insbesondere nach Isaac Newton mehr und mehr in Vergessenheit. Seine Nachfahren versuchen aus Not, seinen Nachlass zu Geld zu machen. Dieser wird größtenteils von der russischen Zarin Katharina der Großen aufgekauft und der Sankt Petersburger Akademie der Wissenschaften vermacht, die ihn an die Sternwarte Pulkowo weitergibt. Dort befindet er sich auch heute noch.