Biografie: John Constable wurde 1776 in East Bergholt in der englischen Grafschaft Suffolk als Sohn eines wohlhabenden Mühlenbesitzers geboren. In einer Londoner Ausstellung fällt ihm seine stilistische Nähe zu Gainsborough auf. Er schließt daraus, dass er sich zu stark an der Kunst orientiert und die wirkliche Erscheinung der Natur vernachlässigt. Um ein „Naturmaler“ zu werden, fertigt er ab 1808 eine Serie von Studien im Freien an. Später wird ihm klar, dass er mit großen Kompositionen in der Öffentlichkeit größeren Eindruck machen kann. 1837 stirbt Constable in London.

 

Termine: Die Ausstellung „John Constable – Maler der Natur“ ist bis zum 3. Juli in der Staatsgalerie zu sehen. Geöffnet: 10–18 Uhr, Di und Do 10–20 Uhr, Mo geschlossen.

Rahmenprogramm: www.staatsgalerie.de

Undramatische Bilder

Dafür zog er mit Pinsel und Farben hinaus ins Freie - Jahrzehnte vor den Impressionisten. Es entstanden gänzlich undramatische Bilder urenglischer Landschaften, von Feldwegen, Kirchtürmen, Kühen, Wolken und "erschreckenden Mengen unbearbeiteter Erde", wie es im Erläuterungstext zur "Windmühle bei Brighton" (1824) heißt. Constable interessierte sich für meteorologische Phänomene und die Wirkung des Lichts im Wechsel der Jahreszeiten, notierte am Bildrand Wetterbedingungen und Tageszeit. Manchmal fangen die Himmel an zu brodeln, türmen sich graue Wolkengebirge auf, aus denen mit Weiß hineingemalte Sonnenstrahlen hervorbrechen. Nie aber weisen Constables Landschaften über sich selbst hinaus ins Symbolische. In ihnen ist die "Natur auf frischer Tat ertappt", wie ein englischer Kritiker Ende des 19. Jahrhunderts schrieb.

Zu Ausstellungszwecken waren diese Skizzen nicht bestimmt. Das unterscheidet Constable von einem nachgeborenen Kollegen wie dem vor zwei Jahren bei Würth in Schwäbisch Hall ausgestellten David Hockney, der seine Leinwände immer direkt vor den Wäldern Yorkshires aufbaut und sie dann im Atelier zu mehrteiligen Monumentallandschaften zusammensetzt. Constable hatte kein Transportfahrzeug zur Verfügung, er brauchte handlichere Formate. Er benutzte grob zugeschnittene Pappe, oft kaum mehr als postkartengroß, häufig auch Leinwandfragmente ausrangierter Gemälde, die er auf sein Skizzenbrett oder seine Schachtel mit den Malutensilien heftete. Man erkennt Umschlagkanten, Nagellöcher, schadhafte Stellen (im Regenbogenbild von 1809), schiefe und ausfransende Ränder - alles unbekümmert übermalt.

Perfektion ist kein Kriterium

Doch Constable war keine Ein-Mann-Sezession, auch wenn er mit der traditionellen Landschaftsmalerei brach. Auf die Anerkennung durch den britischen Kunstbetrieb legte er größten Wert. Seine Skizzen arbeitete er - zum Teil erst nach Jahren - im Atelier zu Großformaten aus, den Six-Footers, Gemälden von knapp zwei Metern Breite, die in der Royal Academy ausgestellt wurden. Zwei solcher Hauptwerke, "Der Heuwagen" in einer größengleichen Skizze von 1821 und "Das springende Pferd" (1825), beide frisch restauriert, hängen jetzt in Stuttgart. Seit an Seit mit den zugehörigen Landschaftsstudien und großformatigen Skizzen wie hier sind sie wohl auch für englische Augen selten zu sehen.

Im Vergleich mit den kleinen Aquarellen und Ölskizzen fehlt es den Six-Footers in ihren schweren Goldrahmen aber an Spontanität, an der Ungezwungenheit, die sich um künstlerische Konventionen nicht schert. Neben der lockeren Skizze des "Springenden Pferds" wirkt das gleichnamige Gemälde auskomponierter, keine Frage, aber auch konstruierter, gefälliger.

Perfektion ist für heutigen Geschmack kein Kriterium mehr. Blätter wie die zarten "Zirruswolken" (1821/22) oder die mit wirbelndem Strich gemalten späten Aquarelle sprechen die meisten Besucher gewiss mehr an als die gefeierten englischen Schokoladenbilder, und am meisten da, wo sich Constable am weitesten von der gegenständlichen Landschaftsmalerei entfernt. Zu dem fast abstrakten, grünblauen Aquarell von "Hampstead mit Blick auf London" (1833) schreibt er: "Unser Wohnzimmer hat einen Blick, wie es ihn in Europa kein zweites Mal gibt ... Die Kuppel von St. Paul in der Luft

Freilichtmaler

Biografie: John Constable wurde 1776 in East Bergholt in der englischen Grafschaft Suffolk als Sohn eines wohlhabenden Mühlenbesitzers geboren. In einer Londoner Ausstellung fällt ihm seine stilistische Nähe zu Gainsborough auf. Er schließt daraus, dass er sich zu stark an der Kunst orientiert und die wirkliche Erscheinung der Natur vernachlässigt. Um ein „Naturmaler“ zu werden, fertigt er ab 1808 eine Serie von Studien im Freien an. Später wird ihm klar, dass er mit großen Kompositionen in der Öffentlichkeit größeren Eindruck machen kann. 1837 stirbt Constable in London.

Termine: Die Ausstellung „John Constable – Maler der Natur“ ist bis zum 3. Juli in der Staatsgalerie zu sehen. Geöffnet: 10–18 Uhr, Di und Do 10–20 Uhr, Mo geschlossen.

Rahmenprogramm: www.staatsgalerie.de