Die "Lindenstraße" feiert 25. Geburtstag – kaum jemand hätte 1985 für möglich gehalten, dass die ARD-Soap ein Endlosprojekt wird.

Kultur: Tim Schleider (schl)
Stuttgart - Einmal pro Woche eine halbe Stunde lang vom ganz gewöhnlichen Alltag ganz gewöhnlicher Familien in einer ganz gewöhnlichen Münchner Mietshausstraße erzählen - das war und ist die Grundidee der ARD-Wochensoap "Lindenstraße". Am 8. Dezember 1985 strahlte das Erste am frühen Sonntagabend rund um "Sportschau" und "Weltspiegel" die erste Folge aus. Und wer damals prophezeit hätte, dieses Serienprojekt würde 25 Jahre und noch länger währen, der wäre sicher für unzurechnungsfähig erklärt worden.

Höchstens ein Jahr ARD-Verweildauer gaben die Experten einst dem TV-Projekt von Hans W. Geissendörfer. Gerade im ersten Jahr waren die Kritiken vernichtend. Doch die Verantwortlichen bewahrten Ruhe, bastelten am Konzept, an Stil und Figuren. Und inzwischen ist dies alles ein Stück deutscher Fernsehkunst: Die "Lindenstraße" dokumentiert 25 Jahre deutsche Alltags- und Mentalitätsgeschichte. Und die fünf bis sechs Millionen Zuschauer, die diese Serie verfolgen, nehmen Anteil an Wohl und Wehe von Serienfiguren, die zum Teil schon ihre "Kindheit" in der Lindenstraße verbrachten - und nun ihrerseits LS-Kinder in die Welt setzen.

Am Samstag will Klaus der Iffi einen Antrag machen


Natürlich gab es in der Serie Wechsel. Aber mindestens elf Bewohner der heutigen "Lindenstraße" sind seit der ersten Staffel und den ersten Folgen dabei (je nach Definition kommen noch einige Lebend-Verzogene hinzu). Neben den auf dieser Seite Vorgestellten sind dies Marion Beimer (in zweiter Besetzung nach geplatzter Hochzeit geflohen nach Frankfurt/Oder), der Hausbesitzer Phil Seegers, die "Akropolis"-Wirtin Elena Sarikakis sowie Tanja Schildknecht, die als 15-jährige Tennishoffnung in Folge 2 begann, um 1996 mit 26 ihr lesbisches Coming-Out zu erleben.

In den beiden ARD-Jubelsendungen am Samstagabend um 23.15 Uhr ("Die lange Kultnacht") und am Sonntag um 18.50 Uhr wird mit Sicherheit auch an Else Kling erinnert, die legendäre Hauswartsfrau, lange Zeit das emotionale Epizentrum des Mietshauses (unten rechts im Bild). Seit ihrem Serientod 2006 spielt der Hamburger Autor und Übersetzer Harry Rowohlt (links) die heimliche Hauptrolle in der ARD-Serie - als "Penner Harry" wird auch er Gast sein auf jenem Fest, bei dem Klaus der Iffi am Samstag einen Antrag machen will.