Seit 2013 bringen Lieferanten Heu und andere Güter auf eigenes Risiko zur Jugendfarm. Denn die Stadt stellte fest, dass die vermeintliche Zufahrt Teil des Radelrundwegs und für Autoverkehr deshalb tabu ist. Nun zeichnet sich eine Lösung ab.

Birkach - Es scheint ihr ein bisschen unangenehm zu sein. Renate Kübler vom Amt für Umweltschutz verweist auf einen großen Stapel an Papieren auf ihrem Schreibtisch, bevor sie zugibt: „Die Zufahrt zur Birkacher Jugendfarm ist eine offene Flanke.“ Diese soll nun sobald wie möglich geschlossen werden, verspricht die Mitarbeiterin der Stadt. „Wir werden im ersten Quartal 2016 grünes Licht geben für den Ausbau des Weges zur Jugendfarm“, sagt Kübler. Dann kann das Tiefbauamt seine Planung fertigstellen, wie der zweieinhalb Meter breite Weg ausgebaut werden kann, damit sowohl Radfahrer als auch Autofahrer auf ihm unterwegs sein können. Danach kann das Projekt ausgeschrieben werden.

 

Das wusste selbst Bezirksvorsteherin Andrea Lindel noch nicht. Bei ihrer Neujahrsansprache Anfang der Woche war die Neuigkeit zur Jugendfarmzufahrt, dass es keine gebe. Nach über zwei Jahren warte die Einrichtung an der Aulendorfer Straße immer noch auf die Schaffung einer rechtlich einwandfreien Zufahrt, stellte sie fest. Die Bezirkschefin formulierte den Wunsch, dass sich das 2016 ändern möge. Im Sommer 2013 hatten Mitarbeiter der Stadt bei einem Ortstermin festgestellt, dass der bisherige Anfahrtsweg eigentlich Teil des Radel-Thons – eines Radrundwegs rund um Stuttgart – und für eine Verwendung sowohl für den Rad- als auch den Kraftfahrzeugverkehr zu schmal ist.

Strafen drohten

Bei Zuwiderhandlungen drohen seitdem Fahrern von Autos oder Lastwagen Bußgelder – sofern diese gemeldet werden. Die Stadt hatte der Jugendfarm aber 2014 zugesichert, dass sie vorerst auf Kontrollen verzichten werde. Denn Lieferanten der Jugendfarm haben keine Alternative, um Güter zur Farm zu transportieren.

Das Tiefbauamt strebt an, den Ausbau noch in diesem Jahr durchzuführen und zu beenden. Bisher habe nur eine naturrechtliche Genehmigung gefehlt, sagt Daniel Hartenstein von der Planungsabteilung Neckar/Filder beim Tiefbauamt.

Belastung durch Flüchtlingszustrom

Renate Kübler vom Amt für Umweltschutz begründet die lange Dauer für die Bearbeitung der Genehmigung mit der hohen Arbeitsbelastung und mangelndem Personal innerhalb der Verwaltung.„Jegliche Planung in Stuttgart geht über unseren Schreibtisch. Das sind Dinge wie Stuttgart 21 oder auch Angelegenheiten wie in Birkach“, sagt sie. Kübler fügt hinzu, dass es dabei natürlich eine Priorisierung gebe. Außerdem habe der Zustrom von Flüchtlingen Kapazitäten gebunden. „Wenn es um neue Asylheime geht, müssen die Dinge manchmal in vier Wochen bearbeitet werden. sagt sie. Eine Lösung für die aus Naturschutzgründen nötige Aufforstung, sei dagegen rasch zu finden, sagt sie. Diese ist nötig, weil die Zufahrt in einem Landschaftsschutzgebiet liegt, das bei einem Ausbau an Fläche verlieren würde.

Für die erste Vorsitzende des Vereins Jugendfarm Birkach, Heike Fiestas Cueto, ist die Neuigkeit vom Amt für Umweltschutz eine gute Nachricht, auf die sie lange gewartet hat. „Ich finde es gut, dass jetzt etwas in die Gänge kommt und das Problem aus der Welt geschafft wird“, sagt sie.

Lieferanten kamen trotzdem

Die Mitarbeiter der Einrichtung hätten gelernt, mit der bedenklichen Situation umzugehen, berichtet Fiestas Cueto. Der Weg zur Arbeit sei nicht das Problem, schildert sie. „Sie stellen ihr Auto irgendwo ab und laufen dann die letzten Schritte zur Jugendfarm.“ Wenn sich aber ein Lieferant im Fahrzeug nähert, müssten sich Mitarbeiter entlang der Zufahrt aufstellen, um sicherzustellen, dass kein Radfahrer sich nähert. Die Stadt hat klargestellt, dass sie im Falle eines Unfalls keine Haftung übernehme. Trotz des Risikos steuerten die Lieferanten die Jugendfarm bisher wie gehabt an, erzählt Fiestas Cueto.

Noch in diesem Jahr sollen die Lieferanten wieder auf der rechtlich sicheren Seite sein. Die Stadt hat sich mit der Erklärung Renate Küblers festgelegt. Nun steht sie in der Pflicht, zu liefern.