Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Sein Fokus liegt aber eindeutig auf Esslingen. Die Philosophie des Kommas: „Un- sere Veranstaltungen sind gesellschaftspolitisch, wir arbeiten gendersensibel, Geschlecht und Sexualität spielen bei uns eine Rolle.“ Da auch die Musikszene männerdominiert sei – „männliche Veranstalter, Booker, Agenturmitarbeiter haben das Sagen“ –, bemüht sich Freitag bei seinen Veranstaltungen um einen Frauenanteil. Zudem liegt ihm die Förderung von jungen Bands am Herzen, die er nicht Nachwuchsbands nennt. „Auch der Begriff der Vorband existiert bei uns nicht. Bei uns spielen zwei Bands, die gleich gut betreut werden.“

 

Für seinen Geschmack könnte das musikalische Angebot in Stuttgart anspruchsvoller sein. „Man muss die Leute stärker für Qualität sensibilisieren, viele A-Klasse-Bands spielen in Stuttgart nicht.“ Politische Veranstaltungen gebe es in den Clubs kaum. „Ich finde Hedonismus super, möchte darüber hinaus aber politisch etwas mitteilen“, so Freitag über seinen Anspruch.

Esslingen ist das schönere Stuttgart

Was Jörg Freitag unter Anspruch versteht, wird in Esslingen deutlich. Kürzlich veranstaltete er mit der Villa Merkel im Merkelpark ein Open-Air-Festival, bei dem unter anderem der DJ und Dozent Manuel Bürger nicht nur Platten aus sämtlichen House-Dekaden auflegte, sondern seine Reise durch die Disco-Geschichte während des DJ-Sets an einer Flip Chart illustrierte. Das Publikum lernte und tanzte. Was möchte Freitag in Esslingen künftig noch bewegen? „Auf der Burg würde ich sehr gerne mal etwas veranstalten“, sagt Freitag. Zuzutrauen wäre es ihm, ohne Frage. Mit den Bands, die er bucht, sorgt er dafür, dass das Komma auf Konzertplakaten zwischen der Ruhrtriennale und einem Berliner Club auftaucht. Esslingen ist also auch in dieser Hinsicht mitunter das schönere Stuttgart.