Doch was macht ein Mädchen wie Yasmina mit seiner Wut, die aus einem Gefühl der Ohnmacht heraus gespeist wird? „Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen, konfliktfähig zu werden und Empathie zu entwickeln“, sagt Roswitha Weber. „Die Jugendlichen sollen lernen, dass sie nicht bestimmen können, was andere tun. Aber sie müssen auch lernen: Nicht der andere wertet mich ab, sondern ich selber.“

 

Häufig sind die Täterinnen zunächst einmal Opfer

Bei Yasmina musste die Trainerin noch grundlegender ansetzen: „Sie hat sich selber gar nicht als aggressiv wahrgenommen.“ Roswitha Weber will ihr und anderen Straftäterinnen ihre eigenen Stärken bewusst machen und ihnen Entscheidungsspielräume geben: „Aber wer auf 180 ist, kann nicht entscheiden.“ Dies zu ändern sei ein mühsamer Prozess. „Die Mädels sollen lernen: Ich bin für mein Verhalten verantwortlich, aber auch für meine Gefühle.“ Es müsse endlich mal Schluss sein mit diesem „Du bist schuld, dass ich so wütend bin.“ Es gehe darum, aus der eigenen Opferrolle rauszukommen und neue Lebensperspektiven zu entwickeln.

Acht Stunden Zeit bleiben den jungen Straftäterinnen in der Weisungsberatung dafür. Zuvor müssen sie zwei bis drei Monate warten, bis Weber Zeit für sie hat. Doch der Bedarf nimmt zu. „Zur Zeit haben wir einen enormen Beratungsanstieg.“ Die Sozialarbeiterin führt dies auch darauf zurück, dass ihr Angebot bekannter wird. In den vergangenen vier Jahren sei die Zahl der Weisungen von zwölf im Jahr 2011 auf 23 im Jahr 2014 angestiegen. Man denke darüber nach, die Wartezeit auf vier bis sechs Monate auszudehnen. Zudem versucht die Sozialarbeiterin, die für diese Beratung nur eine 20-Prozent-Stelle zur Verfügung hat, dies durch Kleingruppenarbeit aufzufangen. Und sie hofft auf Verstärkung: „Wir haben einen Stellenplanantrag für die Schaffung einer zusätzlichen 70-Prozent-Stelle gestellt.“

Gibt es eine Erfolgsbilanz? „Viele Mädchen bedanken sich hinterher“, sagt Roswitha Weber. „Meistens sagen sie: Ich merk’, dass bei mir was geht. – Damit meinen sie eine positive Richtung.“ Yasmina wolle sich jetzt um eine Ausbildung als Hotelfachfrau kümmern und ihr eigenes Geld verdienen.