Charlotte hat rote Haare und eine Zahnspange, dass sie demnächst auf einer großen Bühne stehen wird, macht ihr keine Angst. Sie besucht die Jugendmusikschule und hat bei der Jungen Oper schon in den Produktionen „Nimmerland“ und „Momo“ im Chor gesungen. Seit dem vergangenen Herbst ist sie neben dem Schulunterricht gedanklich in die Unterwasserwelt abgetaucht, hat „Die kleine Meerjungfrau“ gelesen und sich bei den Proben damit beschäftigt, was für Wesen diese Nixen eigentlich sind. „Wir werden dunkel gekleidet sein und gruselig wirken.“ Die fünf Jahre jüngere Jana hat als kleines Kind schon gesungen, bevor sie sprechen konnte: „Wenn ich im Supermarkt im Einkaufswagen saß, musste meine Mutter nur die Ohren spitzen, dann wusste sie, wo ich bin.“ Demnächst wird ihre Mutter die Tochter beim Singen nicht mehr zwischen Lebensmittelregalen, sondern auf der Bühne erleben. Jana will sich nicht nervös machen lassen: „Ich denke lieber nicht darüber nach, wie es ist, vor Publikum aufzutreten.“

 

Noch hören nur die Schwäne zu, die sich von den Wellen der MS Stuttgart schaukeln lassen. Am Ufer türmen sich Weinberge empor, dunkle Wolken schieben sich vor die Sonne, Zeit für eine Nixenweise. Der Dirigent Till Drömann wuchtet sein Schifferklavier empor und lässt seine Neckarnixen der Größe nach in einer Reihe aufstellen. Wie die Orgelpfeifen. „Eins, zwei, drei!“ Das Schifferklavier stimmt eine Weise an, die von hellen Stimmen begleitet wird. Die Mädchen singen von der Nixe Rusalka, die sich nichts sehnlicher wünscht, als das Wasser zu verlassen und als Mensch unter Menschen zu leben. Tatsächlich kommt sie mit einem Prinzen zusammen, doch die Liebe ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt – die Sache mit den Wasserwesen und den Menschen ist in der Literatur selten gutgegangen. Der Nixenchor trauert der großen Schwester Rusalka nach, die aus dem Wasser gestiegen ist und sich von ihnen abgewendet hat: „Fort gingst Du in jene Welt . . .“

Oper ist Multitasking

Nach dem musikalischen Intermezzo sitzen die Nixen beim Apfelkuchen zusammen. Auf den weiß eingedeckten Tischen stehen Thermoskannen und Kunstblumensträußchen. Eine Fahrt auf dem Neckar ähnelt einer Zeitreise in die 1980er Jahre. Barbara Tacchini leitet die Junge Oper seit acht Jahren, sie begleitet ihre jüngsten Sängerinnen bei der Neckarfahrt und erzählt von den Herausforderungen, die die Arbeit mit einer jungen Operncrew mit sich bringt. „Was wir auf der Bühne zeigen, ist weitaus anspruchsvoller als jedes Schultheater. Bei uns soll das Publikum am Ende nicht den Eindruck haben, dass die Kinder süß gesungen haben, das Publikum muss den Mädchen ihre Rollen abkaufen.“

Oper ist Multitasking, Gesangs- und Schauspielkunst. „Wenn ich bei den Proben dem Wassermann oder dem Prinzen etwas erkläre, muss Ruhe auf der Bühne herrschen“, erzählt Barbara Tacchini, und wer Charlotte, Jana und all den anderen jungen Nixen bei der Flussfahrt zuhört, kann sich vorstellen, dass es nicht immer leicht ist, diese Spielregel durchzusetzen.

Den Nixen stehen die Haare zu Berge

Kurz vor Ludwigsburg weht eine steife Brise Regen auf den Neckar. Der Wind bewirkt, dass einigen Nixen die Haare zu Berge stehen. Wolken ballen sich über Streuobstwiesen, aber der Wassermann lässt sich an diesem Tag nicht mehr blicken. Dann endet die Fahrt. Doch für die Nixen, die von Bord gehen, hat das Abenteuer gerade erst begonnen.

Noch hören nur die Schwäne zu, die sich von den Wellen der MS Stuttgart schaukeln lassen. Am Ufer türmen sich Weinberge empor, dunkle Wolken schieben sich vor die Sonne, Zeit für eine Nixenweise. Der Dirigent Till Drömann wuchtet sein Schifferklavier empor und lässt seine Neckarnixen der Größe nach in einer Reihe aufstellen. Wie die Orgelpfeifen. „Eins, zwei, drei!“ Das Schifferklavier stimmt eine Weise an, die von hellen Stimmen begleitet wird. Die Mädchen singen von der Nixe Rusalka, die sich nichts sehnlicher wünscht, als das Wasser zu verlassen und als Mensch unter Menschen zu leben. Tatsächlich kommt sie mit einem Prinzen zusammen, doch die Liebe ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt – die Sache mit den Wasserwesen und den Menschen ist in der Literatur selten gutgegangen. Der Nixenchor trauert der großen Schwester Rusalka nach, die aus dem Wasser gestiegen ist und sich von ihnen abgewendet hat: „Fort gingst Du in jene Welt . . .“

Oper ist Multitasking

Nach dem musikalischen Intermezzo sitzen die Nixen beim Apfelkuchen zusammen. Auf den weiß eingedeckten Tischen stehen Thermoskannen und Kunstblumensträußchen. Eine Fahrt auf dem Neckar ähnelt einer Zeitreise in die 1980er Jahre. Barbara Tacchini leitet die Junge Oper seit acht Jahren, sie begleitet ihre jüngsten Sängerinnen bei der Neckarfahrt und erzählt von den Herausforderungen, die die Arbeit mit einer jungen Operncrew mit sich bringt. „Was wir auf der Bühne zeigen, ist weitaus anspruchsvoller als jedes Schultheater. Bei uns soll das Publikum am Ende nicht den Eindruck haben, dass die Kinder süß gesungen haben, das Publikum muss den Mädchen ihre Rollen abkaufen.“

Oper ist Multitasking, Gesangs- und Schauspielkunst. „Wenn ich bei den Proben dem Wassermann oder dem Prinzen etwas erkläre, muss Ruhe auf der Bühne herrschen“, erzählt Barbara Tacchini, und wer Charlotte, Jana und all den anderen jungen Nixen bei der Flussfahrt zuhört, kann sich vorstellen, dass es nicht immer leicht ist, diese Spielregel durchzusetzen.

Den Nixen stehen die Haare zu Berge

Kurz vor Ludwigsburg weht eine steife Brise Regen auf den Neckar. Der Wind bewirkt, dass einigen Nixen die Haare zu Berge stehen. Wolken ballen sich über Streuobstwiesen, aber der Wassermann lässt sich an diesem Tag nicht mehr blicken. Dann endet die Fahrt. Doch für die Nixen, die von Bord gehen, hat das Abenteuer gerade erst begonnen.