Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Während der eine die Kontrolle über seinen Körper verliert, spürt der andere keine motorischen Einschränkungen, baut jedoch geistig ab wie ein Dementer. „Es gibt alle möglichen Verläufe bei MS – und bei den leichten Verläufen bemerken Außenstehende gar nichts“, sagt Mechthild Zeh vom Landesverband Aktion Multiple Sklerose Erkrankter (Amsel). Oft könnten MS-Kranke mit der Diagnose sogar 20 bis 30 Jahre ganz ohne Beeinträchtigungen leben, berichtet Zeh. Schwierig ist es Andreas Weber zufolge für diejenigen, die zwar zu Hause nicht mehr klar kommen, aber in einem Pflegeheim überversorgt wären. Für sie gebe es keine Alternative

 

„Ich hoffe, dass die Medizin Fortschritte macht, es ist eine Qual mit dieser Krankheit“, sagt Imke Heeren. Für sie war es keine Frage, ob sie in ein Pflegeheim will. „Ich hatte keine Wahl“, sagt sie, zieht die Schultern hoch und lächelt. Mit dem Schicksal hadern, das hilft ihr nicht. Dabei fehlt ihr zu arbeiten und eigenes Geld zu verdienen. Die Ausbildung zur Erzieherin musste sie abbrechen. „Aber ich bin froh, hier zu sein.“

Ihr Zimmer in der Jungen Pflege hat sie sich individuell gestaltet. Sie hat Poster von Nirvana-Sänger Kurt Cobain aufgehängt und Fotos ihrer kleinen Nichte. Den übergroßen Fernseher schaltet sie nur selten an. „Ich sehe nur noch fünf Prozent – und es kommt nichts, was mich interessiert.“ Wenn sie alleine ist, hört sie viel Musik. Regelmäßig kommt auch ihr Kumpel Nico zu Besuch. Er hat sie schon mitgenommen zu seinen Freunden oder zum Eisessen. „Ich habe einen gesunden, besten Freund“, erzählt sie stolz. Auch in der Einrichtung hat sie Freunde, regelmäßig treffen sie sich draußen auf dem Flur. „Wir lachen viel zusammen“, sagt sie. Sie zieht die Beine hoch in ihrem Rollstuhl. „Das ist wichtig.“