Die Zahl der verfolgten Christen nimmt weltweit zu. Das ist auch eine Folge des Verfalls staatlicher Gewalt in Ländern der islamischen Welt. Junge Union, Adenauer-Stiftung und CDU-Bundestagsfraktion wollen darauf künftig stärker aufmerksam machen.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart – Karsamstag ist der Tag der Grabesruhe, bevor die Christen an Ostern die Wiederauferstehung Jesu feiern. Passend dazu stellte sich bei einer Veranstaltung der Jungen Union (JU) im Waldaupark am Samstag die Frage: Erleben die orientalischen Kirchen angesichts von Krieg und Vertreibung irgendwann eine Wiedergeburt? Die Antwort fiel düster aus.

 

Paul Ziemiak, der Bundesvorsitzende der JU, sprach von einer „unhaltbaren Lage“, in der sich Christen weltweit, insbesondere aber im Nahen Osten befänden. 2015 hätten sich die Angriffe auf Kirchen nach Angaben des Netzwerks Open Doors mit rund 2400 verdoppelt, mehr als 7000 Christen seien ermordet worden, was einer Zunahme von 60 Prozent entspreche. „Wenn die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, dürfen wir nicht wegschauen“, sagte Ziemiak.

Keine frohe Botschaft zu Ostern

Mit der Adenauer-Stiftung und der CDU-Bundestagsfraktion will sich die JU stärker für verfolgte Christen einsetzen. Mit auf dem Podium der Veranstaltung „Ostern ohne frohe Botschaft – Christenverfolgung weltweit“ war Volker Kauder, der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Bundestag. Kauder, der sich seit mehr als zehn Jahren für das Thema Religionsfreiheit einsetzt, sagte: „Das ist nicht mein kleines Hobby, das ist in der Menschenrechtsdebatte ein riesiges Thema. Ohne Religionsfreiheit gibt es keine wirkliche Freiheit.“ Christen seien weltweit die größte Gruppe der religiös Verfolgten, vor den Muslimen, die von Muslimen anderer Glaubensrichtungen bekämpft werden. Die „dramatische Zunahme der Verfolgung“ sei auf den Verfall staatlicher Gewalt zurückzuführen, auf die Aktivitäten nicht staatlicher Organisationen in der islamischen Welt wie etwa Boko Haram in Nigeria, dem IS in Syrien und Irak oder auf Terrorgruppen im Südsudan, sagte Kauder.

Die Situation der christlichen Kirchen im Orient ist bedrückend. Bachir Wardini aus dem Libanon, wo 40 Prozent der Menschen Christen sind, sagte, in seiner Heimat sei die Lage im Vergleich noch gut, weil die Christen des Libanon „immer gekämpft haben“. Die meisten Christen lebten heute aber im Ausland. Raid Gharib von der syrisch-orthodoxen Kirche aus Heilbronn stellte fest: „Die Mehrheit der orientalischen Kirchen gibt es im Nahen Osten nicht mehr, sie sind in der Diaspora.“ Das Schlimmste für die Menschen dort sei die Hoffnungslosigkeit, so Gharib. In der Türkei bestehe nur noch eine „Museumskirche“, der größte Teil der Christen habe das Land längst verlassen. Otmar Oehring, Leiter des Büros der Adenauer-Stiftung im jordanischen Amman, fürchtet, dass die Christen den Nahen Osten verlassen werden, auch die noch etwa 200 000 im Irak.