Bei den Jungs- und Mädchentagen des Stadtjugendrings Leinfelden-Echterdingen sind Kinder ungestört vom anderen Geschlecht.

Leinfelden-Echterdingen - Mädchen lieben Ponys und Prinzessinnen, Jungs stehen auf Abenteuer und Piraten? Dieses Klischee ist ist im Lauf der Jahre brüchig geworden. Heutzutage dürfen Mädchen wild sein und Buben auf einem Pferd reiten. Treffen Jungs und Mädchen allerdings zusammen, fügen sie sich meist in ihre erwarteten Geschlechterrollen.

 

Ausnahmsweise nach Geschlechtern getrennt

Bei den seit mehr als zehn Jahren stattfindenden Jungs- und Mädchentagen, die die Kinder- und Jugendeinrichtungen in Leinfelden-Echterdingen in den Osterferien unter dem Dach des Stadtjugendrings (SJR) veranstalten, geht es deshalb ausnahmsweise nach Geschlechtern getrennt zu. „So haben Jungs und Mädchen einmal die Möglichkeit, die bestehenden Angebote ungestört vom anderen Geschlecht auszuprobieren“, erklärt der Geschäftsführer des SJR, Frank Stüber. Es habe sich gezeigt, dass Mädchen seltener zu Hammer und Säge greifen, wenn gleichaltrige Jungs dabei sind, während sich Buben in Anwesenheit von Mädchen nicht auf ein Pony oder Pferd trauen.

Die Jungstage fanden unter dem Motto „Piraten“ auf der Jugendfarm Echterdingen statt. An drei Tagen haben 65 Jungen im Alter von sieben bis zwölf die Jugendfarm für sich entdeckt, ein Piratenschiff aus Holz gebaut, Schatzkisten und –karten gebastelt, Flaggen bemalt und Wettkämpfe ausgetragen. Und weil Piraten auch geritten sind, stiegen viele Buben auf die farmeigenen Pferde. „Der Tagesablauf ist viel harmonischer als wenn Mädchen dabei sind“, sagt Alexander Emhardt. Der pädagogische Mitarbeiter des Jugendkulturzentrums Areal ist einer von zwölf Betreuern der Gruppe: „Die meisten Jungs wollen vor Mädchen den Coolen und Starken markieren.“

Beiden Geschlechtern eine kleine Oase

Zur gleichen Zeit befanden sich rund 80 Mädchen auf dem Aktivspielplatz Musberg. „Die Mädchen genießen die Zeit hier sehr“, sagt die Jugendreferentin beim Stadtjugendring, Kerstin Schwarzkopf. Die sieben- bis 14-jährigen Mädchen konnten sägen, hämmern, Flugobjekte basteln, in einer Olympiade gegeneinander antreten oder sich in abenteuerliche Höhlen zurückziehen. „Uns ist wichtig, dass sich die Mädchen an die jungsdominierten Bereiche heranwagen und umgekehrt die Jungs auch die weiblich dominierten Bereiche für sich entdecken“, sagt Schwarzkopf. Mit den Aktionstagen wolle man beiden Geschlechtern eine kleine Oase bieten, in der sich die Kinder und Jugendlichen ungestört voneinander ausprobieren können. „Und den Rest des Jahres verbringen die Mädchen und Jungen sowieso zusammen“, betont Frank Stüber.