Auf dem Gelände des Stammheimer Gefängnisses werden fünf neue Hafthäuser gebaut. Bis Ende 2015 soll der Bau, der 559 Haftplätze bietet, fertig sein.

Stuttgart - Ein Gefängnistor in Miniaturform und ein symbolischer Gefängnisschlüssel wurden in den Grundstein für die fünf neuen Hafthäuser auf dem Geländer der Stammheimer Justizvollzugsanstalt versenkt. Nein, über den Sinn der Neubauten in Stammheim besteht kein Zweifel: ein Ort der Freude oder der Erholung werden sie nicht sein.

 

Baden-Württembergs Justizminister Rainer Stickelberger ließ dennoch keinen Zweifel daran, dass der Bau der neuen Gebäude sowohl für die Gesellschaft als auch für künftige Delinquenten eine gute Nachricht ist. Sie sollen der Welt jenseits der Gefängnismauern mehr Sicherheit bieten vor Menschen, deren Kriminalität eine Gefahr darstellt. Gleichzeitig sollen die neuen Hafthäuser diesen Menschen mehr als zuvor garantieren, dass auch für sie die vom Grundgesetz für unantastbar erklärte Menschenwürde ohne Einschränkung gilt.

Sparsame Heizanlage

Bis Ende 2015 soll der Bau beendet sein. Er habe rund 52 Millionen Euro gekostet, sagte Ingo Rust, Staatssekretär im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft. 44 Millionen Euro kosten dabei die Bauarbeiten allein, der Rest der Summe wird für eine neue effizientere Heizanlage sowie eine modernere Infrastruktur ausgegeben. Die Heizanlage sei so sparsam, dass sie einen großen Teil der Investitionskosten sogar refinanzieren würde, sagte Staatssekretär Ingo Rust.

Der von Justizminister Stickelberger benannte doppelte Vorteil für Gesellschaft und Gefangene sei eben der Modernität der neuen Gebäude geschuldet, sagte er. Sicherer sollen sie etwa durch umfassendere Videobewachung und eine bessere Trennung von Liefer-, Dienst- und Besucherverkehr erreicht werden. Gleichzeitig würden die Neubauten über Räume für Therapie- und Beratungsangebote enthalten. „Die Haft dient dazu, die Ursachen der Kriminalität zu überwinden und die Straftäter wieder auf ein Leben in Freiheit vorzubereiten.“ Zudem werden die künftigen Zellen größer sein und über moderne Sanitäranlagen und Kochgelegenheiten verfügen.

Allerdings sind 220 der 559 Haftplätze für eine Gruppenbelegung vorgesehen. Diese Art der Unterbringung war nach dem Mord an einem 20-Jährigen durch Mithäftlinge in der Justizvollzugsanstalt Siegburg im Jahr 2006 in die Kritik geraten. Rainer Stickelberger verweist darauf, dass Vollzugsbeamte und Psychologen gemeinsam entscheiden, wer sich für eine solche Form der Haft eignet oder nicht. „Das ist ein Angebot, dass sich an kooperativere Häftlinge richtet.“