Mit seiner „Stiphtung“ hat Christoph Sonntag einen Baum in Leonberg gepflanzt. Das soll vor allem symbolische Strahlkraft haben.

Mit zwei Schaufeln ausgerüstet schreiten Kabarettist Christoph Sonntag und Leonbergs Oberbürgermeister Martin Georg Cohn zur Tat – oder eher zur „Scheintat“, wie Sonntag kommentiert, als er und Cohn die Spitzen der Spaten in frisch verteilter, brauner Erde versenken. Darüber, dass gar nicht die beiden Männer, sondern die Mitarbeiter des städtischen Bauamts den Baum gepflanzt haben, der nun vor der Leonberger Schellingschule steht, macht Sonntag ganz selbstbewusst Witze. Etwa über die passenden Schuhe (Stiefel), die er extra fürs Pflanzen angezogen hat, oder darüber, dass der Baum ja schon „arbeite“.

 

Kleines Symbol, dass anstiften soll

Klar ist: Der Baum vor der Schellingschule ist ein Symbol. Rund 20 solcher Bäume wurden bei der Aktion „Frischluft statt Feinstaub“, die zum Programm der „Stiphtung Christoph Sonntag“ gehört, in der Region gepflanzt. „20 Bäume werden das Klima nicht retten“, sagt der 61-jährige Kabarettist. Man pflanze sie also symbolisch, um positive Energie in die Welt zu tragen. „Kleine Schritte sind besser als keine Schritte.“

Insbesondere um Luftqualität geht es bei dem Projekt. „Überall wird wegen Feinstaub und schlechter Luft gejammert“, sagt Sonntag. „Und wo gejammert wird, versuchen wir entgegenzusteuern.“ Nicht nur Städte, auch Vereine oder andere Akteure konnten sich bei der Stiftung auf die Pflanzung eines Baumes bewerben. Die einzig besondere Voraussetzung: Die Fläche, auf der gepflanzt wird, muss für die Allgemeinheit zugänglich oder zumindest einsehbar sein. „Damit die Aktion auch anstiftet“, so Sonntag. Denn: Jeder ausgewachsene Baum kann rund 1,7 Kilogramm Sauerstoff pro Stunde produzieren, so die Stiftung. Damit können 50 Menschen für eine Stunde lang atmen.

Der letzte Baum wird bald in Römerstein gepflanzt

Auch deshalb – und vor dem Hintergrund der Abgasbelastung – sei der Standort vor der Grundschule geeignet, so der Oberbürgermeister. „Wir befinden uns hier in der Nähe einer vierspurigen Straße“, sagt Cohn. Denn die Eltinger Straße ist nur einen Steinwurf entfernt. Beworben habe man sich auf die Ausschreibung deshalb zügig, zumal die Baumaktion gut zur „Stadt für morgen“ passe, bei der die Innenstadt klimatauglicher gestaltet werden soll.

Gestartet ist die Aktion bereits 2019 – mit der Finanzierung, die man damals bekam, konnte bis jetzt gepflanzt werden, sagt Sonntag. Rund 1500 Euro kostet jeder Baum, inklusive Arbeitskosten. Je nachdem, welchen Baum sich die teilnehmenden Kommunen, Vereine oder Schulen aussuchen, liegt diese Summe auch mal höher oder tiefer. Ein letzter Baum soll bald in Römerstein im Kreis Reutlingen gepflanzt werden, dann ist die Finanzierung für das Projekt erschöpft. „Außer, jemand will uns Geld vererben“, scherzt Sonntag. Mit jedem in der Region gepflanzten Baum hat die Stiftung, so der Kabarettist, zusätzlich 1000 Bäume für ein Aufforstungsprojekt auf Borneo gespendet.

Amberbaum mit schmaler Krone

Bei dem Baum, der jetzt vor dem Haupteingang der Schellingschule gen Himmel ragt, handelt es sich um einen sogenannten Amerikanischen Amberbaum, lateinischer Name: Liquidambar styraciflua. Der Amberbaum zählt zu den sogenannten Klimabäumen, kann also Trockenheit und Wärme gut aushalten und ist in Europa winterfest. Für den Standort vor der Schellingschule fiel die Wahl auch auf diese Baumart, weil die Krone recht schmal bleibt – das ist wichtig, weil der Baum ziemlich nah am Gebäude steht.

Ganz schwarz sieht Christoph Sonntag für die Zukunft der Städte übrigens nicht, im Gegenteil. In Sachen Grünplanung sei schon ziemlich viel passiert, sagt der Kabarettist, der eigentlich studierter Landschaftsplaner ist. Trotzdem: „Mehr Bäume wäre immer noch meine Grundforderung.“