In Baden-Württemberg ist binnen weniger Monate erneut ein junger Wolf tot aufgefunden worden. Der Fund heizt Spekulationen über die Rückkehr des Wildtieres in Baden-Württemberg an.

Stuttgart - In Baden-Württemberg ist binnen weniger Monate erneut ein junger Wolf tot aufgefunden worden. Autofahrer hatten das tote Tier auf der Autobahn 8 bei Merklingen auf der Schwäbischen Alb entdeckt. Laut einer ersten Einschätzung von Experten der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Freiburg handelt es sich um ein männliches Jungtier, teilte das Agrarministerium mit. Im Juni erst war ein junger Wolf auf der A 5 bei Lahr in der Ortenau überfahren worden. Dieser stammte aus der Ostschweiz.

 

Zwar seien Anfang des Jahres viele Meldungen eingegangen, dass ein Wolf auf der Schwäbischen Alb wie auch im ganzen Land gesehen wurde, bestätigt werden konnte das jedoch nicht, sagt der Wildtierökologe bei der FVA, Micha Herdtfelder. Es seien „keinerlei Risse“, auch nicht auf der Alb, gemeldet worden. Ob der tote Wolf also schon länger dort war oder es gar weitere Wölfe dort gebe, sei „reine Spekulation“. Ebenso könnte das Jungtier erst vor drei, vier Tagen zugewandert sein, da Wölfe 50 bis 60 Kilometer am Tag zurücklegen können. Bemerkenswert aber sei, dass der Wolf in einem Wildtierkorridor überfahren wurde, unweit der Stelle, die 2007 einem Luchs zum Verhängnis wurde. Dort sei auch der Luchs registriert worden, der seit diesem Jahr durch den Südwesten streift und dem ein Sender verpasst werden konnte.

Woher stammt der Wolf?

Der Kadaver des Wolfes wird laut Herdtfelder am Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin untersucht. Dort soll anhand genetischer Proben geklärt werden, ob der Wolf aus dem Alpenraum zugewandert war oder ob er zur Population in Ostdeutschland gehört. Dort sind ebenso wie in Italien und in der Schweiz, Wölfe wieder heimisch. Auch in den Vogesen wurde die Anwesenheit von Wölfen bestätigt.

Gut 150 Jahre nach der Ausrottung des Wolfes im Südwesten wird dessen Rückkehr immer wahrscheinlicher. Der letzte Wolf in Württemberg war 1847 erlegt worden, der letzte badische 1866 bei Zwingenberg im Odenwald. Jäger, Naturschutzverbände, Bauer, Schäfer sowie das Agrarministerium bereiten sich seit geraumer Zeit auf die Rückkehr des scheuen Tieres vor. Es gibt bereits einen Handlungsleitfaden für das „Auftauchen einzelner Wölfe“. Zudem wurde ein „Wolfsrissfonds“ aufgelegt, aus dem Schäfer und Halter anderer Nutztiere entschädigt werden können. Den Ausgleichsfonds finanzieren die Natur- und Umweltschutzverbände Bund, Nabu, LNV, der Stiftung Euronatur sowie die Jagdverbände LJV und ÖJV. Das Land fördert diese Erstattung nachträglich mit 70 Prozent, die beteiligten Verbände schultern 30 Prozent der Schadensumme selbst.

Zudem hat die grün-rote Landesregierung im Doppeletat 2015/2016 insgesamt 200 000 Euro für Projekte zum Herdenschutz für Schäfer bereitgestellt. Gemeinsam mit dem Landesschafzuchtverband (LSV) erprobt der Nabu derzeit in vier Betrieben den Einsatz von Herdenschutzhunden und mobilen Zäunen.