Der Bauausschuss hat einige Maßnahmen zur Lärmminderung beschlossen. Unter anderem sollen die Frankfurter und die Friedrichstraße mit schalldämpfendem Asphalt ausgestattet werden.

Ludwigsburg - Der Lärmaktionsplan ist ein dicker Brocken: Er ist fast 200 Seiten stark und gespickt mit Berechnungen, Tabellen und möglichen Maßnahmen zur Lärmminderung. Seit Jahren diskutieren die Stadträte schon über das Werk – im Bauausschuss am Donnerstag haben sie nun einige konkrete Projekte beschlossen. Unter anderem sollen die Frankfurter Straße in Eglosheim und die Friedrichstraße mit einem lärmdämpfenden Belag ausgestattet werden.

 

Die Entscheidung, den lärmoptimierten Asphalt für insgesamt rund eine Million Euro einzubauen, war eine der wenigen, die bei der Diskussion um den Lärmaktionsplan einstimmig gefällt wurden. „Das ist endlich einmal eine konkrete Maßnahme und nicht nur ein Prüfauftrag“, kommentierte die SPD-Fraktionsvorsitzende Margit Liepins zufrieden – ihre Fraktion hatte die Abstimmung zu diesem Thema beantragt. In zahlreichen anderen Punkten war das Gremium jedoch völlig uneins.

Heftige Kontroversen im Gremium

So gab es vor allem bei den Themen Geschwindigkeitsreduzierung und Lastwagen-Durchfahrverbote heftige Kontroversen. Die CDU und die Freien Wähler argumentierten beharrlich gegen diese Mittel der Lärmminderung – sie schädigten die Wirtschaft und seien nicht vermittelbar, so ihr Standpunkt. Grüne, SPD und Lubu hingegen plädierten vehement für diese Instrumente, nicht zuletzt, weil diese auch mehr Sicherheit im Straßenverkehr sowie ein besseres Klima versprächen, lautete das Argument.

Beschlossen wurde letztlich, dass Tempo 30 in der Neckarstraße und in der Unteren Stadt angeordnet sowie in der Hochberger Straße (Poppenweiler) und in der Lechtstraße (Neckarweihingen) ausgeweitet wird. Zudem soll eine Liste aller Straßen in Ludwigsburg erstellt werden, auf denen noch Tempo 50 gilt. Diese sollen dann dahingehend überprüft werden, ob die Reduzierung auf 30 Stundenkilometer tagsüber sinnvoll ist und wie teuer der Einbau von sogenanntem lärmoptimierten Asphalt wäre. Nicht untersucht werden sollen allerdings Hauptverkehrsachsen und Durchgangsstraßen.

Auch eine nächtliche Temporeduzierung steht im Raum. Die Auswirkungen einer solchen sollen bei allen Straßen untersucht werden, an denen der nächtliche Lärm den Grenzwert von 55 Dezibel überschreitet. Die SPD und Elga Burkhardt (Lubu) wollten bei diesem Punkt noch weiter gehen: Burkhardt beantragte einen Beschluss, sofort überall Tempo 30 einzurichten, wo der Grenzwert überschritten wird, und die SPD forderte eine alternative Untersuchung von Tempo 40 – doch beide Anträge wurden abgelehnt.

Untertunnelung von Favoritepark soll untersucht werden

Ebenfalls abgeschmettert wurde der Vorschlag der SPD, nun endlich einen Antrag auf Lkw-Durchfahrverbote beim Regierungspräsidium zu stellen statt immer weiter Optionen zu prüfen. Doch die Stadtverwaltung sah wenig Chancen auf Erfolg – die Mehrheit des Gremiums folgte dieser Einschätzung. Nun soll wohl ein neues Konzept für Fahrverbote erarbeitet werden, das auch Asperg und Kornwestheim einbindet, denn das erhöhe die Aussicht auf eine Genehmigung, hieß es.

Angenommen wurde hingegen der Antrag der CDU, einen schon vor Jahren untersuchten – und bereits verworfenen – Entwurf für eine Untertunnelung des Favoriteparks wieder aus der Schublade zu holen und erneut zu prüfen. Zudem soll im Bereich einer Asylbewerberunterkunft in Neckarweihingen das Tempolimit auf der Neckartalstraße von 60 auf 50 reduziert werden, Verkehrskontrollen sollen intensiviert und Ampelschaltungen auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft werden. Der Gemeinderat soll am 29. Juli über den Lärmaktionsplan entscheiden.

Unmut über Vorgehen der Stadt

Ludwigsburg - Die Räte im Bauausschuss waren irritiert. Sie zeigten sich gar nicht einverstanden mit der Ankündigung der Stadt, die bahnparallele Trasse der Südwestumfahrung von Eglosheim (H4B4) genauer zu untersuchen. In einer turbulenten Sitzung im Juni hatte der Gemeinderat die von der Stadt forcierte Verlegung der B 27 auf der Prioritätenliste der Maßnahmen zur Lärmminderung in Eglosheim nach hinten geschoben. Nun befürchten viele Räte hohe Kosten für die Prüfung eines Projekts, das sie ablehnen.

Schon in den Haushaltsberatungen habe man festgelegt, dass man kein Geld für Planungen ausgeben wollen, die nie realisiert würden, erinnerten gleich mehrere Räte in der Sitzung am Donnerstag. „Die Trasse will niemand, das haben wir doch gesagt“, betonte die SPD-Fraktionsvorsitzende Margit Liepins. Sie verstehe nicht, warum die Stadt für die Prüfung dann Geld in die Hand nehmen wolle. Das sah die Mehrheit ihrer Ratskollegen ähnlich: „Schmeißt die H4B4 raus“, forderte Christine Knoß (Grüne), ihr Fraktionskollege Markus Gericke mahnte eindringlich, nicht zu viel Aufwand für die Untersuchung zu betreiben.

Lediglich Reinhold Noz und Wilfried Link (beide CDU) befürworteten das Vorhaben der Stadt: Wenn die Trasse erst einmal richtig vorgestellt würde, sähe mancher vielleicht die Chancen einer solchen, hofften sie. Neben der H4B4 sollen auch die Untertunnelung der B 27, kleinere Lärmschutzvorhaben sowie die Überdeckelung der A 81 untersucht werden.

Kommentar: Ein Anfang

Der Lärmaktionsplan ist ein überaus umfangreiches und komplexes Werk, das bislang wenig greifbar schien. In zahllosen Diskussionen wurden alle möglichen Optionen zur Entlastung der Bürger durchgespielt – der Weg zum Ziel blieb dabei jedoch stets irgendwie abstrakt.

Vielleicht liegt es daran, dass es bei jedem einzelnen Vorhaben unglaublich viel zu beachten gilt. Etwa bei der Reduzierung von Tempo 50 auf Tempo 30: Was den Anwohnern ein ruhigeres Leben bescheren dürfte, kann zum Riesenproblem für den Busverkehr werden. Denn dieser ist auf die Minute genau getaktet – aber unter der Voraussetzung, dass 50 Stundenkilometer gefahren werden dürfen. Ähnlich sieht es bei einem Lkw-Durchfahrverbot aus: Es wirkt sich auf den Verkehr in anderen Bereichen der Stadt und in Nachbarkommunen aus.

Der Beschluss, Flüsterasphalt in der Frankfurter und der Friedrichstraße einzubauen, ist zwar nicht der große Wurf für ein gesamtstädtisches Konzept. Aber er stellt endlich einen konkreten Schritt zur Lärmminderung dar.