Der private türkische Nachrichtensender Habertürk TV zeigte ein Video, auf dem zuerst die brennende Maschine zu sehen ist, die der Erde zurast und dann zwei Fallschirme. Das Flugzeug stürzte etwa vier Kilometer von der Grenze entfernt auf syrischem Gebiet ab. Wie der Nachrichtensender CNN Türk meldete, katapultierten sich die beiden Piloten mit ihren Schleudersitzen aus dem brennenden Jet. Russische Kampfhubschrauber kreisten über der Absturzstelle, sollen aber von Nomaden am Landen gehindert worden sein. Offenbar seien die Piloten in der Gewalt syrischer Aufständischer, erfuhr die Agentur Reuters später von einem Insider. „Unsere Leute arbeiten daran, sie wohlbehalten von den Rebellen überstellt zu bekommen.“ Eine syrische Rebellengruppe erklärte, sie habe die Piloten erschossen, als sie an ihren Fallschirmen zur Erde geschwebt seien.

 

Gleich zu Beginn der Angriffe, die die russische Luftwaffe seit etwa sechs Wochen gegen Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) fliegt, hatte Ankara Moskau zwei Mal wegen Verletzung türkischen Luftraums angezählt und mit Konsequenzen gedroht. In der Bewertung des Syrienkonflikts sind Russland und die Türkei diametral unterschiedlicher Ansicht. Während die türkische Regierung seit Beginn des Bürgerkrieges auf einen Sturz von Staatschef Baschar al-Assad hinarbeitet, stützt Russland, das im syrischen Tartus seine einzige Marinebasis im Mittelmeer unterhält, das Regime in Damaskus.

Turkmenische Kämpfer im Visier der Russen

Zuvor waren die türkisch-russischen Beziehungen gut. Beide Länder arbeiten vor allem in der Energiepolitik eng zusammen, so bei der Planung von Gas-Pipelines. In Ankara gibt es die Befürchtung, dass die russischen Luftangriffe den Flüchtlingsstrom verstärken werden. In den vergangenen Tagen sind nach türkischen Angaben bereits fast 2000 Turkmenen vor den Kämpfen aus ihren Dörfern geflohen und haben in der Nähe der Grenze zur Türkei Zuflucht gesucht. Sie leben dort in Zelten.

Die Türkei hat Moskau wegen der russischen Militäreinsätze bereits mehrfach scharf kritisiert. Dabei geht es eben auch um die bis zu 200 000 in Syrien lebenden Turkmenen, Nachfahren ethnischer Türken, die nach dem Zusammenbruch des Osmanenreichs in Syrien verblieben. Unter den Rebellen, die das Assad-Regime stürzen wollen, sind auch turkmenische Kämpfer. Nachdem russische Kampfflugzeuge vorige Woche turkmenische Dörfer in der Nähe der Grenze zur Türkei bombardierten, protestierte Ankara nachdrücklich. Der russische Botschafter wurde ins türkische Außenministerium zitiert. Russische Diplomaten erklärten, die Angriffe hätten nicht turkmenischen Zivilisten, sondern „Gruppen von Terroristen“ gegolten.