Der kanadische Premier Justin Trudeau setzt gegenläufige Akzente zu Trump. Flüchtlinge heißt er willkommen – Porträt eines Liberalen.

Porträt - Seine Reaktion auf den Anschlag in Quebec, aber auch seine in den Tagen zuvor sichtbare Distanzierung von US-Präsident Donald Trump zeigen die weltoffene und liberale Haltung von Kanadas Premierminister Justin Trudeau.

 

Relativ rasch nach der tödlichen Attacke auf die Moschee in Quebec verurteilte Trudeau das „terroristische Attentat auf Muslime in einem Gotteshaus“. Muslimische Kanadier seien ein wichtiger Teil der Gesellschaft, erklärte er am Montag. „Vielfalt ist unsere Stärke“, sagte der Regierungschef, der sich noch am Sonntag beim Neujahrsfest der Chinesen von Vancouver gezeigt hatte. Derartige „sinnlose Taten“ wie der Anschlag von Quebec hätten keinen Platz „in unseren Gemeinden, Städten und unserem Land“. Den Opfern und ihren Angehörigen sprach Trudeau sein Mitgefühl aus.

Trudeau postete ein Foto von sich mit einem Flüchtlingskind

Die Wortwahl aber auch die daraus sprechende Haltung kontrastieren scharf mit der Politik Trumps, der am Freitag einen Einreisestopp für Bürger aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern sowie für syrische Flüchtlinge verhängt hatte. Auch hier steuerte Trudeau rasch auf Gegenkurs, er versprach weiterhin Flüchtlinge aufzunehmen - unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit. Sein Einwanderungsminister Ahmed Hussen erklärte am Sonntag, die wegen der US-Einreisebeschränkungen in Kanada gestrandeten Reisenden würden eine vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung erhalten.

Als Reaktion auf Trumps Dekret schrieb Justin Trudeau auf Twitter: „An all jene, die vor Verfolgung, Terror und Krieg fliehen - Kanada wird euch willkommen heißen, ungeachtet eures Glaubens“. Seine Botschaft endet mit den Worten: „Vielfalt ist unsere Stärke #WelcomeToCanada (WillkommenInKanada)“. Dazu postete er ein Foto von sich und einem syrischen Flüchtlingsmädchen, das er im Dezember 2015 persönlich am Flughafen von Toronto willkommen geheißen hatte.

Mit seiner Vision für ein neues Kanada schaffte er den Wahlsieg

Justin Trudeau (45) ist der älteste Sohn von Pierre Trudeau, des früheren Premier Kanadas. Erstmals bekannt wurde er der Öffentlichkeit durch eine bewegende Trauerrede, die er 2000 beim Staatsbegräbnis seines Vaters hielt. 2013 übernahm Justin Trudeau die Führung der Liberalen Partei Kanadas. Mit seinem Plädoyer für einen Wandel und seiner Vorstellung einer „neuen Vision“ für das Land schaffte Trudeau im Oktober 2015 den Wahlsieg seiner Partei und wurde Premierminister. Die neun Jahre währende konservative Ära unter Premier Stephen Harper war damit beendet. Der charismatische Trudeau hatte mit den Versprechen, die mittleren Einkommensschichten zu entlasten, in die Infrastruktur zu investieren und das Wachstum anzukurbeln, die Wähler gewinnen können.

Beim Thema Migration ist der verheiratete Vater von drei Kindern, der Literaturwissenschaft studiert hat, relativ sattelfest. Noch als er die Oppositionsbank drückte war Justin Trudeau Schattenminister für Jugend und Kulturalismus, Staatsbürgerschaft und Einwanderung.