Obwohl die Bank unter anderem beim Verkauf ihrer Risikoanlagen eigentlich gut vorangekommen ist, hat auch das nicht gereicht, weil die Anforderungen der Aufseher stetig zunehmen. Seit einigen Wochen sind die Bankenaufseher dabei, die Bücher der Banken genau unter die Lupe zu nehmen. Die Europäische Zentralbank, die im Herbst die Aufsicht über die großen Kreditinstitute in der Eurozone übernehmen wird, will auf Nummer sicher gehen, dass in den Bilanzen nicht doch noch unentdeckte Risiken schlummern. Allein die bisherige Neubewertung habe die Risikoposition bei der Deutschen Bank wieder erhöht – um mehr als zehn Milliarden Euro, erklärte der Finanzchef Stefan Krause, der davon ausgeht, dass die Latte in den nächsten Monaten noch weiter nach oben gelegt wird.

 

Mehr Risiko, weniger Gewinn: so lässt sich die Eigenkapitalausstattung nicht nachhaltig verbessern. Hinzu kommt, dass die Deutsche Bank sich in diesem und wohl auch im kommenden Jahr mit reichlich Altlasten herumschlagen muss. Die Fehler der Vergangenheit haben das Geldhaus im Jahr 2013 drei Milliarden Euro gekostet, ein ähnlicher Betrag wird es in diesem Jahr sein. Weder die bisher größte Kapitalerhöhung um zehn Milliarden Euro vom Herbst 2010 noch die drei Milliarden Euro, welche die Bank im April 2013 einsammelte, reichten daher aus, um die Eigenkapitalausstattung der Deutschen Bank auf das Niveau zu bringen, das die stärksten Konkurrenten wie die Schweizer UBS oder die britische HSBC vorweisen können. Es musste etwas geschehen und besser früher als später, schließlich werden auch andere Banken noch Kapital brauchen. Nun wird also geklotzt. Über die Höhe der neuen Kapitalerhöhung um acht Milliarden Euro waren selbst erfahrene Analysten überrascht. Doch es traf sich gut für das Führungsduo, dass der katarische Scheich Hamad bin Dschassim bin Dschaber al-Thani seit dem Ausbruch der Finanzkrise die Bankenbranche als günstige Anlagemöglichkeit entdeckt hat. Die belgische Dexia, die britische Barclays Bank, die Schweizer Credit Suisse und zuletzt die griechische EFG Eurobank gehören schon zu seinem Beteiligungskorb, mit dem der Scheich die Abhängigkeit seines Landes von der Öl- und Erdgasförderung verringern will. An Geld mangelt es ihm nicht, allein sein Privatvermögen wird auf rund 70 Milliarden Dollar geschätzt. Und wer die Scheichs aus der Golfregion kennt, der weiß, dass es ihnen besonders gefällt, sich mit gut klingenden Namen zu schmücken. Daher ist der Katari auch bei Volkswagen eingestiegen – und ist nun bei der Deutschen Bank der heiß ersehnte „Ankerinvestor“. Ankerinvestoren sind Großaktionäre, die die Strategie des Unternehmens unterstützen. Mehr als zwei Milliarden Euro wird der Scheich in die Bank pumpen, 1,75 Milliarden Euro direkt und den Rest im Zuge der Kapitalerhöhung, an der auch die anderen Aktionäre der Bank teilnehmen dürfen und die noch einmal 6,3 Milliarden Euro in die Kasse spülen soll.

Der reich gefüllte Beteiligungskorb des Scheichs

„Wir schaffen einen Puffer gegen weitere Gegenwinde, die man nicht wirklich vorhersagen kann“, sagte Anshu Jain. Mit diesem Puffer will die Bank wieder auf Wachstum umschalten. „Wir bekennen uns dazu, eine führende globale Universalbank zu sein“, betonte er. Dazu gehören aus seiner Sicht neben einem umfassenden klassischen Bankgeschäft für Privatkunden und Unternehmen auch die Vermögensverwaltung und das Investmentbanking. Deutschlands größtes Geldhaus soll im relativ riskanten Kapitalmarktgeschäft in die Weltspitze vordringen. Nach dem weit gehenden Rückzug von Rivalen wie UBS und Barclays „werden wir die einzige wirklich globale Investmentbank mit Sitz in Europa sein“, erklärte der Co-Vorstandschef gestern seine Ambitionen sechs Jahre nach dem Höhepunkt der Finanzkrise. Und Scheich Hamed soll dabei helfen, diese Ziele zu erreichen.