Er ruft zu Mut auf, zu Freude und Entschiedenheit, zur Bereitschaft, „die Zeitstunde anzunehmen“. Und er warnt davor, sich in Oberflächlichkeiten und Narzissmus zu verzetteln. Was in der Messe „Predigt“ heißt, hätten die Leute draußen auf dem Domplatz mit Wochenmarkt bestimmt als „Bewerbungsrede“ bezeichnet. Die Papstbezüge kommen nicht von ungefähr.

 

Einer mit dem Macht-Gen wie Marx weiß, was er dem Boss schuldig ist, der in der Kirche „Diener der Diener Christi“ heißt. Die franziskanische Zeitenwende 2013 hat Marx als einer der Schnellsten und Leichtfüßigsten mitvollzogen. War er in der Ägide Benedikts XVI., damals zunächst Bischof von Trier, als Exekutor lehramtlich-klassischer Theologie und Kirchenpraxis aufgetreten, knüpft er jetzt in der Wir-müssen-an-die-Ränder-gehen-Kirche an seine Herkunft als Theologe an.

Der Papst hat den ehemaligen Professor für Sozialethik in seinen K-8-Beraterkreis aus acht handverlesenen Kardinälen geholt und ihn gerade erst zum Koordinator des neuen „Wirtschaftsrates“ gemacht, einer Mischung aus Finanzminister und Präsident des Rechnungshofs im Vatikan.

Marx dreht mit an den Stellschrauben der Kurienreform

Marx’ Standing dort ist kaum zu toppen. Er hat den Zugang zum Papst. Er dreht mit an den Stellschrauben der Kurienreform und am Steuerrad des Flaggschiffs in der Kirchenflotte. Sollte ihn die Besatzung auf dem deutschen Begleitsegler ignorieren, wenn sie ihren höchsten Posten neu zu vergeben hat? Sollte Marx’ Nähe zum Papst nicht auch für die Bischöfe von Vorteil sein? Und da ihr Spitzenmann in Rom so stark mit Beschlag belegt sein wird, sollte das der Manövrierfähigkeit nicht zuträglich sein? Kalkül und Konzept, Pragmatik vor Programmatik. Auch so kann es gehen, wenn Bischöfe ihren Vorsitzenden wählen.

Der Kölner Alterzbischof saß zwar in Münster erstmals nicht mehr am Vorstandstisch der Bischofsversammlung, aber, sagt einer süffisant, solange er all die Handynummern hat, mischt er mit. Um Marx zu verhindern, soll Meisner für den Gastgeber-Bischof Felix Genn geworben haben, der in der Wahl dann bis zum Schluss Marx’ Gegenüber blieb, ohne dass es einen Stimmen-Swing zum Erstplatzierten gegeben hätte. Den hätte man dann wenigstens als „Einmütigkeit“ und „breites Vertrauen“ zum neuen Vorsitzenden verkaufen können.

Viel Verunsicherung über das Wohin

Na ja, sagt einer, so sei es eben derzeit in der deutschen Kirche. Sie lässt keine klaren Ziele erkennen, dafür gibt es sehr viel Verunsicherung über das Wohin. Die Bischöfe haben fast alles im Angebot: Larmoyanz über die Widrigkeiten der säkularen Welt; das Plädoyer für Spiritualität und Verinnerlichung; den Ruf nach christlicher Zeitzeugenschaft jenseits volkskirchlicher Selbstgewissheit.

Im Nebel zu stehen und nicht zu wissen, ob der Fuß beim nächsten Schritt noch Tritt fasst, das macht auch Bischöfen Angst. „Habt keine Angst“, hat Johannes Paul II. bei seinem Amtsantritt 1978 den Katholiken zugerufen. Im Gottesdienst vor seiner Wahl nennt Marx diesen Satz als eines von zwei Lieblingsworten. Das zweite stammt auch von einem Papst und richtet sich gegen jene Leute, „die immer das Unheil verkünden, als ob die Welt vor dem Untergang stünde“. „Wir aber sind ganz anderer Meinung“, setzte Johannes XXIII. diesen „Unglückspropheten“ bei der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils vor 52 Jahren entgegen. Marx stellt sich im Münsteraner Dom energisch und kraftvoll in die Reihe dieses „Wir“.

Kardinal Marx gehört dem engsten Beraterkreis des Papstes an

Er ruft zu Mut auf, zu Freude und Entschiedenheit, zur Bereitschaft, „die Zeitstunde anzunehmen“. Und er warnt davor, sich in Oberflächlichkeiten und Narzissmus zu verzetteln. Was in der Messe „Predigt“ heißt, hätten die Leute draußen auf dem Domplatz mit Wochenmarkt bestimmt als „Bewerbungsrede“ bezeichnet. Die Papstbezüge kommen nicht von ungefähr.

Einer mit dem Macht-Gen wie Marx weiß, was er dem Boss schuldig ist, der in der Kirche „Diener der Diener Christi“ heißt. Die franziskanische Zeitenwende 2013 hat Marx als einer der Schnellsten und Leichtfüßigsten mitvollzogen. War er in der Ägide Benedikts XVI., damals zunächst Bischof von Trier, als Exekutor lehramtlich-klassischer Theologie und Kirchenpraxis aufgetreten, knüpft er jetzt in der Wir-müssen-an-die-Ränder-gehen-Kirche an seine Herkunft als Theologe an.

Der Papst hat den ehemaligen Professor für Sozialethik in seinen K-8-Beraterkreis aus acht handverlesenen Kardinälen geholt und ihn gerade erst zum Koordinator des neuen „Wirtschaftsrates“ gemacht, einer Mischung aus Finanzminister und Präsident des Rechnungshofs im Vatikan.

Marx dreht mit an den Stellschrauben der Kurienreform

Marx’ Standing dort ist kaum zu toppen. Er hat den Zugang zum Papst. Er dreht mit an den Stellschrauben der Kurienreform und am Steuerrad des Flaggschiffs in der Kirchenflotte. Sollte ihn die Besatzung auf dem deutschen Begleitsegler ignorieren, wenn sie ihren höchsten Posten neu zu vergeben hat? Sollte Marx’ Nähe zum Papst nicht auch für die Bischöfe von Vorteil sein? Und da ihr Spitzenmann in Rom so stark mit Beschlag belegt sein wird, sollte das der Manövrierfähigkeit nicht zuträglich sein? Kalkül und Konzept, Pragmatik vor Programmatik. Auch so kann es gehen, wenn Bischöfe ihren Vorsitzenden wählen.