Neuer Wirbel um die Duisburger Loveparade-Katastrophe mit 21 Toten. Nach Informationen des „Spiegel“ werden der Polizei gravierende Fehler vorgeworfen.

Duisburg - Bei der Loveparade-Katastrophe mit 21 Toten und Hunderten Verletzten hat die Polizei nach Informationen des Magazins „Der Spiegel“ gravierende Fehler gemacht. Das gehe aus einem mehr als 400 Seiten starken Bericht der Duisburger Staatsanwaltschaft vom Januar 2011 hervor, schrieb das Magazin. Hintergrund sei unter anderem ein ursprünglich nicht vorgesehener Schichtwechsel der zur Sicherung des Zugangsbereichs eingesetzten Polizeibeamten, wo im Juli vergangenen Jahres Zehntausende Raver durch einen engen Tunnel laufen mussten.

 

Der Vorsitzende der NRW-Gewerkschaft der Polizei (GdP), Frank Richter, wies die Vorwürfe zurück. Der Schichtwechsel sei nicht ursächlich für die Katastrophe gewesen, so Richter. Nach Informationen der Gewerkschaft seien die neuen Kräfte zum Teil bereits mehr als zwei Stunden im Einsatzraum gewesen, bevor es zu der Massenpanik gekommen sei. Ein Austausch von Polizeikräften sei zudem bei mehr als zwölf Stunden dauernden Veranstaltungen zwingend vorgeschrieben. Es existierten auch keine Belege für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Problemen beim Funkverkehr und der späteren Tragödie.

Staatsanwaltschaft bestätigt Ermittlungen

Ein Sprecher der Duisburger Staatsanwaltschaft wollte zu dem Bericht am Sonntag keine Stellung nehmen. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor Ermittlungen im Zusammenhang mit der Loveparade-Katastrophe gegen 16 Verdächtige bestätigt. Darunter sollen Vertreter der Polizei, des Veranstalters und der Stadt sein. Ein Sprecher des Düsseldorfer Innenministeriums wies darauf hin, dass man sich erst nach der Vorlage eines endgültigen Ergebnisses äußern wolle. Die innenpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke NRW, Anna Conrads, forderte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) auf, umfassend über die Loveparade-Katastrophe aufzuklären.

Hintergrund des ursprünglich nicht vorgesehenen Schichtwechsels sei ein Erlass des Düsseldorfer Innenministeriums gewesen, so das Magazin. Dort sei wenige Wochen vor der Loveparade bestimmt worden, die Dienstzeit der eingesetzten Beamten auf maximal zwölf Stunden zu begrenzen, einschließlich An- und Abreise. Die Änderung des Einsatzbefehls habe polizeiintern für scharfe Kritik gesorgt.

Im Vorfeld ist vor einem Schichtwechsel gewarnt worden

Wie aus Aktenvermerken hervorgehe, sei im Vorfeld wiederholt vor den Konsequenzen eines Schichtwechsels gewarnt worden, so der „Spiegel“. Die geplante Ablösezeit am Nachmittag falle in die „kritische Einsatzphase“ der Loveparade, in der man dann nur „eingeschränkt handlungsfähig“ wäre. Die Kräfte könnten in dem Gedränge nur unter großen Schwierigkeiten ihren Einsatzort erreichen; für zwei Stunden könne nicht garantiert werden, dass polizeiliche Aufgaben ordnungsgemäß erfüllt würden. Genau diese Probleme seien später auch eingetreten, hieß es.