Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Wie gut die Achse der beiden funktioniert, wird sich einspielen müssen. Mit dem 59-jährigen Niedersachsen und dem 64-jährigen Badener treffen zwar zwei Juristen, aber auch zwei ausgesprochen unterschiedliche Temperamente aufeinander. Der wertkonservative Kauder hat sich seit 2005 darauf konzentriert, seiner Regierungschefin die Mehrheiten zu organisieren und den Hinterhof in den Unionsreihen ruhig zu halten. Während er eher ein bescheidener Redner ist, liebt Thomas Oppermann alle Spielarten der politischen Rhetorik. Mit Lust hat er in seinen Jahren als Fraktionsgeschäftsführer nicht nur die parlamentarischen Abläufe organisiert, sondern mit oft aufs Feinste ziselierten Formulierungen mit die schärfsten Attacken auf die schwarz-gelbe Regierung ausgeführt. Dass Oppermann die Union zum Beispiel in der NSA-Affäre massiv angegriffen hat, wird Kauder ganz gewiss nicht vergessen. Beide haben jetzt den Job, schwarz-rote Mehrheiten zu garantieren. Dass ihre Qualitäten als Dompteure dabei in den kommenden vier Jahren einem permanenten Stresstest ausgesetzt wären, ist nicht zu erwarten. Bei 504 schwarz-roten von insgesamt 631 Stimmen könnten die Fraktionschefs prinzipiell relativ sportlich mit Abweichlern in den eigenen Reihen umgehen. Allerdings ist Kauder im Zuge der Abstimmungen über die Euro-Rettung in den eigenen Reihen dafür kritisiert worden, Kritiker in der Union nicht ausreichend auf Linie gebracht zu haben. Angesichts der fast absoluten Mehrheit seiner Fraktion könnte es für Kauder noch schwieriger werden, die in der Union so hoch geschätzte Disziplin hochzuhalten.

 

Kauder soll die Disziplin in der Union hochhalten

Ganz anders ist die Lage von SPD-Fraktionschef Oppermann. Er soll dafür sorgen, dass das Profil der Sozialdemokraten in der großen Koalition nicht unter die Räder kommt wie beim letzten Mal. Dass die Partner auf Zeit in vier Jahren wieder Konkurrenten sein werden, wollen die Genossen aller Regierungsdisziplin zum Trotz deutlich machen. Das gehört zu Oppermanns Hauptaufgaben. In der SPD gilt es deshalb als ausgeschlossen, dass es zwischen ihm und Kauder zu einer öffentlich zelebrierten und echten Freundschaft kommt, wie sie sich einst zwischen Kauder und dem mittlerweile verstorbenen SPD-Pendant Peter Struck entwickelt hatte.