Hildebrand hat die Erfahrung gemacht, dass die Kunden auch deshalb gerne zu ihm kommen, weil er ein Mann ist: „Zwischen Schneider und Kunde besteht eine enge Beziehung“, sagt er. „Ich muss die Menschen anfassen, vermessen, sehe die Problemstellen.“ Denn: „Wenn Männer vor dem Spiegel stehen, nehmen sie eine preußische Haltung an – Bauch rein, Brust raus“, weiß er. Und der Bauch, der beim Abmessen nicht da ist, den kann der Schneider mit einem perfekt sitzenden Anzug nicht verstecken. Sich einkleiden zu lassen, sei Vertrauenssache, so Hildebrand. Der 24-Jährige spricht mit Leidenschaft über Mode, Anzüge, Hemden, Einstecktücher und Krawatten. „Ich will die Kunden komplett einkleiden, denn ein falscher Schuh kann beispielsweise die Wirkung des bestens Anzugs ruinieren.“

 

Gefragt nach der gängigsten Stilsünde, antwortet der Maßschneider: „Die Leute kaufen in der Regel zu große Kleidung.“ Die passende Hose dürfe an der Vorderseite eine Falte werfen und sich an der Ferse nicht wellen, erklärt er.