In der Großen Landesausstellung „Die Welt der Kelten“ zeigt das Landesmuseum bis Februar 2013 außergewöhnliche Exponate.

Stuttgart – Bis ins 20. Jahrhundert ist ihr Ruf nicht gerade der beste gewesen. Denn die Kelten galten lange als Barbaren und Trunkenbolde mit nicht allzu viel Verstand. Das liegt vor allem daran, dass sie praktisch keine schriftlichen Zeugnisse überliefert haben und es den Griechen und Römern überlassen hatten, über sie zu schreiben – mit wenig schmeichelhaften Resultaten. Um zu zeigen, dass sie aber durchaus auch einen Sinn für die schönen Künste hatten und handwerklich versiert waren, widmet das Landesmuseum Württemberg ihrer Kultur seit Samstag die Ausstellung „Die Welt der Kelten“.

 

Dabei werden im Alten Schloss und im benachbarten Kunstgebäude mehr als 1300 Originalfunde und in Deutschland zum Teil noch nie gezeigte Einzelstücke präsentiert – chronologisch sortiert von etwa 700 vor bis 700 nach Christus. Der Themenbereich „Zentren der Macht“ im Kunstgebäude beleuchtet das Leben sowie den wirtschaftlichen und politischen Hintergrund der Kelten. So wird etwa gezeigt, wovon sich die Kelten ernährt, wie sie gejagt und gekämpft haben. Ihre eher barbarische Seite wird schließlich beim Anblick einer Reihe von Schädeln deutlich, die sie mit Nägeln durchbohrt hatten.

Köpfe spielten bei den Kelten eine wichtige Rolle

„Die Kelten waren generell sehr auf Köpfe fixiert“, erklärt die Ausstellungsführerin Helga Müller-Schnepper bei einem Rundgang durch den Themenbereich „Kostbarkeiten der Kunst“ im Alten Schloss. „Deshalb schlugen sie ihren Feinden gerne die Köpfe ab und trugen diese dann entweder bei sich oder stellten sie aus.“ Auch in ihrer Kunst, so berichtet Müller-Schnepper, werde die Bedeutung des Kopfes deutlich. So hätten keltische Büsten oft auffallend große Augen und seien mit Schnauzbärten ausstaffiert – so auch eine goldene Büste des römischen Kaisers Marc Aurel. „Eigentlich hatte er gar keinen Schnauzbart“, erzählt die Führerin. „Doch weil der Schnauzbart für die Kelten wichtig war, bekam Marc Aurel von ihnen eben auch einen verpasst.“

Von der herausragenden Schmiedekunst der Kelten zeugt nicht nur die Büste des römischen Kaisers, die aus einem einzigen Goldblech gefertigt ist. Auch zahlreiche Halsringe, Armreifen, Schwerter und Schilde sind ein Beweis dafür. Bis heute sei es ein Rätsel, wie die Kelten ihre bunten Glasarmringe hergestellt haben. „Diese Armringe haben keine Naht, und nach wie vor weiß man nicht, wie sie das gemacht haben“, sagt Müller-Schnepper.

Weingefäße zeugen vom Trinkverhalten der Kelten

Dass der Ruf der Kelten, gerne zu trinken, trotz alledem nicht ganz falsch zu sein scheint, zeigen die zahlreichen Weingefäße in der Ausstellung. Und auch der griechische Autor Plutarch bestätigte dies bereits im ersten Jahrhundert nach Christus, als er über die Kelten schrieb: „Spät kosteten sie den Wein, und sie gerieten so außer sich, dass sie ihre Familien mitnahmen und zu den Alpen zogen, um jenes Land zu suchen, das diese Frucht hervorbrachte.“