Die letzte fehlende Unterschrift unter den Umlegungsvertrag für das Baugebiet Tulpenstraße in Kernen-Rommelshausen ist geleistet. Das Bauamt wartet aber noch eine kurze Zeit ab, ob sich noch Stolpersteine ergeben.

Kernen - Die fehlende Unterschrift unter dem Umlegungsvertrag ist geleistet. „Die Voraussetzungen für das Baugebiet Tulpenstraße sind gegeben“, sagt der Beigeordnete und Bauamtsleiter Horst Schaal. Er bleibt dabei erstaunlich ruhig und vorsichtig, ohne den Überschwang, den eine solche Nachricht verdienen könnte. Dieser Umlegungsvertrag sieht vor, wie die Grundstücke neu zuzuschneiden sind, damit Baufelder entstehen können. Über diese Frage und weitere Bedingungen musste sich die Gemeinde mit den übrigen Grundstücksbesitzern erst einigen, und das ist jetzt nach Monaten, vielleicht sogar Jahren von Verhandlungen und Diskussionen geschehen.

 

Aus dem Rathaus ist trotz dieses Erfolgs kein Jubel zu vernehmen, noch nicht einmal ein hörbares Aufatmen. Am entscheidenden Wendepunkt angelangt, fehlt den handelnden Personen noch ein wenig das Vertrauen, dass sie nicht doch noch auf einen Stolperstein im neuen Baugebiet stoßen. Zu ausdauernd kamen in der Vergangenheit aus einer Eigentümer-Familie die Querschüsse. „Ich warte jetzt einfach ab, was passiert“, sagt Horst Schaal.

Erschließungsträger und Baufirma stehen bereit

Trotz solcher Unwägbarkeiten sollten nun binnen acht Wochen, spätestens Mitte des Jahres, die Bagger anrücken, glaubt Horst Schaal. Denn die übrigen nötigen Entscheidungen sind gefasst oder wenigstens beschlussreif: Der Bebauungsplan und die Satzung sind ausgearbeitet. Nur wegen der einen fehlenden Unterschrift aus dem Kreis der Grundstücksbesitzer ist der endgültige Satzungsbeschluss in der März-Sitzung des Gemeinderats nochmals verschoben worden. Der Erschließungsträger, die Gesellschaft für kommunale Baulanderschließung mbH (GkB), steht bereit. Die Firma hat auch schon alle Unterschriften der teilnehmenden Grundstücksbesitzer für die Vereinbarung, dass sie die Kosten für die neuen Straßen und Wege, die Rohre der Wasserversorgung und die Leitungen der Abwasserbeseitigung übernehmen.

Im Vertrauen auf die Einigung hatte die GkB in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung sogar schon die Arbeiten ausgeschrieben und hat nun als günstigste Bieterin eine Firma an der Hand, die mit einer Angebotspauschale von knapp zwei Millionen Euro um zehn Prozent unter der Kostenberechnung des beauftragten Ingenieurbüros geblieben ist.

Käufer stehen Schlange für ein Grundstück

Drei Hektar Ackerland und Streuobstwiesen zwischen der Tulpenstraße, der Lilienstraße und einem Feldweg in Fortsetzung der Siemensstraße in Rommelshausen werden somit in Kürze in dringend benötigtes Bauland mit insgesamt 78 Wohnungen umgewandelt. Die Nachfrage nach den zentrumsnahen Baugrundstücken ist riesig, sagt Horst Schaal: „Die Leute stehen Schlange für unsere Grundstücke. Wir könnten sie drei- bis vierfach verkaufen.“ Etwa 70 Prozent der Fläche gehört der Gemeinde Kernen, weil viele Eigentümer ihre umlegungsreifen Stückle schon an sie verkauft haben.

24 freistehende Einzelhäuser, acht Doppelhaushälften und zehn Reihenhäuser werden neben Geschosswohnungsbauten entstehen. Etwa 165 Menschen werden im Gebiet wohnen. Das entspricht, wenn man den Parkplatz an der Südseite unberücksichtigt lässt, 56 Einwohnern pro Hektar.

Für sozialen Wohnungsbau ist der Boden zu teuer

Ein SPD-Wunsch an die Gemeindeverwaltung und das Baugebiet Tulpenstraße wird sich nicht erfüllen. Anders als in der Beinsteiner Straße in Rommelshausen werden dort keine bezahlbaren Mietwohnungen unterstützt aus dem Gemeindevermögen gebaut.

Die Gemeindeverwaltung hält das neue Wohngebiet Tulpenstraße aus mehreren Gründen für denkbar ungeeignet, um sozialen Wohnungsbau zu erstellen. Teure Erschließungskosten von fast zwei Millionen Euro schlagen sich auf die Bauplatzpreise nieder, deshalb gebe es hier kaum Spielraum, sagt der Bauamtsleiter und Beigeordnete Horst Schaal. „Wir sind hier im hochpreisigen Segment.“ Als prinzipiell geeignet hält der gelernte Architekt lediglich die für Geschosswohnungsbau ausgewiesenen Flächen unmittelbar nördlich des Parkplatzes Talstraße, wo etwa 30 Wohnungen entstehen können. „Aber auch dort ist bereits eine sehr hohe Nachfrage nach Eigentumswohnungen, betreuten Seniorenwohnungen und Mehrgenerationenwohnen“, sagt Schaal.

Kolbenhalde und Hangweide für günstige Wohnungen

Die Verantwortlichen im Rathaus haben andere Areale im Blick. Die Kolbenhalde biete Potenzial für 100 Wohnungen, sagt Horst Schaal. „Wir haben noch Spielräume in der Mozartstraße.“ Hier könnten günstige Wohnungen zudem rasch realisiert werden. Es sei möglich, das laufende Programm zur Erstellung weiterer Sozialwohnungen schneller abzuarbeiten. Auch die Hangweide müsse in die Überlegungen mittelfristig einbezogen werden, ergänzt Bürgermeister Stefan Altenberger.

Der SPD-Antrag, Sozialwohnungen zu planen und dafür eine Rate von 15 000 Euro in den Haushaltsplan 2016 einzustellen, scheiterte im Technischen Ausschuss mit vier zu sechs Stimmen. Das letzte Wort hat aber noch der Gemeinderat.