Der Gemeinderat Kernen schließt die Bebauungsplanung zweier Häuser für Flüchtlinge mit Bleiberechten und später für Wohnungssuchende ab.

Kernen-Rommelshausen - Umstritten waren die beiden geplanten neuen Häuser für Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung nur in der Nachbarschaft. Das Vorhaben zwischen Erwin-Bahnmüller-Straße und Robert-Bosch-Straße in Rommelshausen wird Wohnraum für Neubürger mit Bleiberechten oder anerkannte Asylbewerber, die schon bis zu zwei Jahre in Deutschland Unterschlupf gefunden haben. Bürgermeister Stefan Altenberger und der Gemeinderat Kernen haben dagegen ihre Linie beibehalten: Auch der entscheidende Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan „Erwin-Bahnmüller-Straße, Erste Änderung“ fiel in der jüngsten Sitzung einstimmig.

 

Der Gemeinderat zeigt Einigkeit

Die gewählten Bürgervertreter halten also nach wie vor bei den an verschiedenen Stellen in Rommelshausen und Stetten geplanten neuen Wohnhäusern zusammen und entscheiden ohne das nicht seltene sonstige Gezänk. Sie haben sich andererseits bemüht, Anregungen aus der jeweiligen kritisch eingestellten Nachbarschaft entgegenzukommen – mit Ausnahme der anfangs oft lautstark vorgetragenen Wünsche, auf den Grundstücken überhaupt nicht für Flüchtlinge zu bauen.

Der Bürgermeister kommt Nachbarn in der Planung entgegen

In der Erwin-Bahnmüller-Straße ist diese Linie abzulesen: Die beiden dort auf einem schwer zu vermarktenden ehemaligen Gewerbegrundstück im Besitz der Gemeinde Kernen zu realisierenden Häuser sind auf eine Anregung in der Bürgerbeteiligung hin in eine Ost-West-Ausrichtung gedreht worden, damit ein größerer Kinderspielplatz und mehr Abstand zur einzigen reinen Wohnbebauung im Süden entsteht. Umgeben sind die Bauten ansonsten von Gewerbeanwesen, in denen allerdings auch jeweils eine Wohnung für Betriebsinhaber oder -leiter zulässig ist.

Großes Thema ist der Schutz vor Lärm aus dem Gewerbegebiet

Der Schutz vor Lärm aus dem angrenzenden Gewerbegebiet hat einen Gutachter beschäftigt: Wenn die westlichen Außenwände von Wohnräumen mit zu öffnenden Fenstern versehen werden, soll eine vorgehängte Glaswand vor störenden Produktionsgeräuschen aus den angrenzenden Firmen schützen. Aus demselben Grund wird die Lücke zwischen beiden Bauten durch eine Lärmschutzwand entlang der westlichen Grundstücksgrenze mit einer Höhe von maximal 8,50 Metern gefüllt.

18 Wohnungen für 58 Menschen, später für Wohnungssuchende

Diese Häuser sollen, auch das ist eine entgegenkommende Zusage von Bürgermeister Stefan Altenberger, nach einer Übergangszeit nicht mehr nur als Flüchtlingsunterkunft dienen, sondern mit sozialverträglichen Mieten an Wohnungssuchende aus dem Ort vermietet werden. Von den bis zu 100 Menschen, die anfangs in den Neubauten untergebracht werden sollten, rückte die Gemeinde auf Drängen der Nachbarn ab. Sie kam den Anwohnern auch auf andere Weise entgegen und setzte die Stockwerkzahl von vier auf drei zurück.

Die beiden Flachdachhäuser beherbergen nun jeweils neun Wohneinheiten, drei auf jeder Etage sowie einen Gemeinschaftsraum, und in den insgesamt 18 Wohnungen sollen – laut Bürgermeister Altenberger – bis zu 58 Menschen untergebracht werden. Die Forderung, auf zwei Stockwerke zurückzugehen, lehnten der Bürgermeister und sein Beigeordneter Horst Schaal ebenso wie der Gemeinderat bereits früher ab: Es wäre zu wenig Wohnraum übrig geblieben.

Satzung wird mit der Veröffentlichung rechtskräftig

In der jüngsten Sitzung berichtete der beauftragte Planer Erich Ernst Kuhn über das Ergebnis einer erneuten Auslegung der Pläne, die wegen einer kleinen Änderung notwendig wurde. Noch nicht bereits diskutierte und vom Gemeinderat abgewogene Einwendungen wurden nicht erhoben. Der Gemeinderat fällte den Satzungsbeschluss daher ohne weitere Diskussion. Der Bebauungsplan wird in Kürze veröffentlicht und dann rechtskräftig. Er setzt ein planungsrechtliches Mischgebiet fest.

Gemeinde will mit Partner Kreisbau 18 Millionen Euro investieren

Die Gemeindeverwaltung ist bei dem Thema Wohnungsmangel weiterhin nicht untätig: Wegen der Entwicklung auf dem Markt mit dessen zusätzlich zu erwartender Belastung durch Flüchtlinge mit Bleiberecht sagte Altenberger zum Jahresbeginn, die Gemeinde Kernen habe bereits vor sechs Jahren die richtigen Weichen gestellt: „Rund 18 Millionen Euro werden wir in den nächsten Jahren zusammen mit der Kreisbaugesellschaft Waiblingen in den Sozialwohnungsbau investieren.“