Die Best-Qualifizierung der Remstal Werkstätten bietet Unterstützung für Menschen mit psychischen Erkrankungen, damit diese den Weg zurück in die Arbeit finden und ihren Lebensalltag stabilisieren.

Kernen/Waiblingen - Michael Müller aus Waiblingen (Name geändert) hat nach seiner psychischen Erkrankung mithilfe einer Fortbildung neuen Lebensmut gefasst und eine neue Ausbildung begonnen. Die Best-Qualifizierung der Remstal Werkstätten, einer Firma der Diakonie Stetten, bietet Unterstützung für arbeitslose Männer und Frauen. Im September beginnt der neue Kurs „Startklar“.

 

„Die Grundidee der Best-Qualifizierung ist, dass wir Frauen und Männer unterstützen, die durch verschiedene Umstände oder Schicksalsschläge immer wieder arbeitslos geworden sind und bei denen es im Leben vielleicht nicht so gelaufen ist, wie sie es sich eigentlich vorgestellt hatten“, sagt Anne Wirkner, Diplom-Sozialpädagogin der Best-Qualifizierung bei den Remstal Werkstätten.

Die Sozialpädagogin Anne Wirkner berät die Menschen. Foto: Privat
Arbeitslose Menschen haben es nicht leicht, wieder in den Arbeitsalltag zu finden, besonders wenn sie Arbeitslosengeld II beziehen und psychisch belastet sind. Deshalb gründeten die Remstal Werkstätten bereits vor neun Jahren den Kurs „Startklar“ im Rahmen der Best-Qualifizierung. Diese wird durch den Europäischen Sozialfonds gefördert. Inzwischen gibt es drei Kurse im Jahr, an denen jeweils zwölf Menschen zwischen 18 und 50 plus teilnehmen. „Wir sprechen vom Ingenieur über die Biologin bis hin zur Verkäuferin oder dem Bauarbeiter alle Männer und Frauen an, die psychisch belastet und arbeitslos geworden sind“, sagt Anne Wirkner.

Michael Müller hat eine schwere Zeit hinter sich. Doch mit Unterstützung von Anne Wirkner und der Best-Qualifizierung hat der 29-Jährige in den vergangenen zwei Jahren neuen Lebensmut gefasst und macht zurzeit eine Umschulung zum Fachinformatiker. Eigentlich war Michael Müller in der Realschule lange Zeit ein relativ guter Schüler gewesen. Doch dann kam die Trennung der Eltern, und es folgte ein eher schlechtes Abschlusszeugnis. „Der Berufsberater meinte damals, dass ich mit diesem Zeugnis keine Chance in der IT-Branche hätte, und empfahl mir die Ausbildung als Bürokaufmann“, erzählt der junge Mann mit den blonden Haaren und den grünen Augen. „Die Ausbildung hat überhaupt nicht zu mir gepasst. Ich war völlig demotiviert und bin immer zu spät gekommen“.

Der Kurs bringt neues Selbstvertrauen

Sein Arbeitgeber beendete schließlich das Arbeitsverhältnis kurz vor der Prüfung mit einem Vermerk im Zeugnis. „Das hat mich dann so richtig runter gerissen“, erzählt Müller. Es folgte eine lange Phase ohne Arbeit, die schließlich in einer Depression mündete. Über das Arbeitsamt kam Michael Müller dann zur Best-Qualifizierung und zu Anne Wirkner. „Der Anfang war nicht so leicht, aber die Leute bei dem Kurs waren alle sympathisch und in derselben Situation. Außerdem hatte Frau Wirkner viel Verständnis.“ Durch Vorträge und Diskussionen, Rollenspiele, Bewerbungstrainings, gemeinsame Recherche über mögliche Arbeitsstellen und Kleingruppenarbeit innerhalb des Kurses schöpfte Michael Müller neuen Lebensmut und Selbstvertrauen.

„Wir schauen ganz individuell für den Menschen, was für ihn in Betracht kommt und was er benötigt, damit ein Einstieg in den Beruf wieder möglich wird“, erklärt Anne Wirkner, die bereits seit über 25 Jahren mit arbeitslos gewordenen und psychisch erkrankten Menschen zusammenarbeitet und das Konzept des Kurses erarbeitet hat. „Wir helfen, dass Menschen den Glauben an sich selbst wiederfinden und dass sie sehen, dass es auch mit großem Schicksal möglich ist, sein Leben wieder in die Hand zu nehmen.“

Medikamente gehören der Vergangenheit an

Michael Müller hat es geschafft, wieder an sich zu glauben. Inzwischen muss er keine Medikamente mehr nehmen und ist auch nicht mehr in Behandlung. „Mithilfe von Frau Wirkner habe ich mir realistische Ziele gesetzt, und ich bin sehr froh und auch überrascht, dass es so schnell aufwärts geht“, sagt Michael Müller. Er freut sich jetzt auf sein Praktikum, das demnächst im Rahmen seiner Ausbildung beginnt und hofft, dass er danach in den Betrieb übernommen wird: „Dieses Mal habe ich das Gefühl, dass es klappt.“