Autofahren ist in der Region rund um Stuttgart und in der Stadt bei den vielen Staus selten eine Freude. Aber durchaus beliebt – die Zahl der Autos und der Lastwagen ist weiter gestiegen.

Stuttgart - Die Menschen in der Region Stuttgarter scheinen sehr gerne unterwegs zu sein. Und obendrein stoisch leidensfähig gegenüber wahrhaft unangenehmen Dingen, wie zum Beispiel dem stetig drohenden Verkehrskollaps auf dem Weg zur Arbeit und zurück. Auf jeden Fall hat sich der Bestand an motorisierten Vierrädern erneut erhöht. Mehr als 1,5 Millionen Personenwagen waren Ende September nach einer Erhebung der Kfz-Innung in der Region zugelassen, allein in Stuttgart waren es 293 373 und damit etwa 11 000 mehr als noch vor drei Jahren.

 

Staus haben offenbar keine abschreckende Wirkung

Staus scheinen also wenig Schrecken zu verbreiten. Erstaunlich ist die Zunahme auch wenn man bedenkt, dass bei Jugendlichen der Wunsch nach einem eigenen Auto nicht mehr die große Rolle spielt. Das Statistische Amt der Stadt ermittelte in einer aktuellen Studie, dass nur 14 Prozent der 18- bis 25jährigen mit dem Auto zur Arbeit oder zur Ausbildung fahren wollen, 20 Prozentpunkte weniger als vor zehn Jahren. Erstaunlich ist auch, dass nicht nur die Zahl der Autos zunimmt sondern parallel dazu auch die Zahl an Fahrten in Bussen und Bahnen im Verkehrs- und Tarifverbund (VVS). Im ersten Halbjahr 2015 wurden in der Region 5,2 Millionen VVS Fahrten mehr gezählt als im zweiten Halbjahr 2014, insgesamt waren es knapp 182 Millionen.

Die Region ist also mobiler denn je, das ist eindeutig. Wie man allerdings vor allem mit der stetig steigenden Zahl an Kraftfahrzeugen umgehen soll, daran scheiden sich immer wieder die Geister.

Torsten Treiber begrüßt die wachsende Zahl an Autos ausdrücklich. „Das zeigt, dass die Wirtschaft brummt“, sagt der Obermeister der Kfz-Innung. Für ihn spielt das Auto auch künftig eine Schlüsselrolle in der Region und die Politik müsse entsprechend handeln. Treibers Fazit: „Wer keine Straßen baut, erntet Stau“.

800 000 Autos rollen täglich von und nach Stuttgart

Bei der Stadt weiß man aber, dass derjenige der Straßen baut, damit zusätzlichen Autoverkehr erntet. Und der ist politisch nicht bei allen gewollt. Etwa 800 000 Autos rollen täglich von und nach Stuttgart und produzieren dabei neben langen Schlangen auch noch Stickoxide und Feinstaub. Sven Matis, der Sprecher der Stadt, sagt dazu: „Wir wollen ein neues Bewusstsein für nachhaltige Mobilität schaffen. Der Mix ist entscheidend, daher werben wir mit unserer neuen Kampagne ,Stuttgart steigt um’ dafür, klimaschonend von A nach B zu kommen.“ Zur Schonung des Klimas würde ein Stück weit auch flüssiges Fahren beitragen, was aber zumindest im Citybereich angesichts der vielen Baustellen in den nächsten Jahren als Illusion erscheint.

Interessant an der Statistik ist auch, dass immer mehr Firmen und immer weniger Privatpersonen neue Autos zulassen. Bei den Pkws sind zwei Drittel der Neuzulassungen Firmenwagen. Und noch etwas erstaunt: Beim Zuwachs an Lkw-Zulassungen liegt Stuttgart in der Region ganz vorne. Über 15 000 Kleinlaster und Brummis sind in der Stadt zugelassen, das sind stolze 20 Prozent mehr als noch 2012. Damit katapultiert sich die Landeshauptstadt in Sachen Lkw-Zuwächse an die Spitze der Region. Warum diese Zahl allerdings so stark steigt, darauf hat man bei der Kfz-Innung und der Zulassungsstelle kein Antwort.