Marc Stein hat bei den Stuttgarter Kickers einen Zweijahresvertrag unterschrieben und soll die Abwehr stabilisieren. Der 27-Jährige hat sogar internationale Erfahrung – aus Uefa-Cup-Zeiten bei Hertha BSC.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Einige Urlauber müssen dieser Tage vorzeitig nach Hause, weil ihr Reiseveranstalter GTI pleite ist. Marc Stein erging es zuletzt nicht viel besser, allerdings war bei ihm sein Arbeitgeber insolvent: die Offenbacher Kickers. Die Hiobsbotschaft ereilte den 27-Jährigen auf Fuerteventura. Zwar ließ er sich die Ferien nicht ganz vermiesen, doch zwei, drei Tage früher als geplant kehrte er dann doch zurück – zu den Kickers. Allerdings nicht nach Offenbach, sondern nach Stuttgart.

 

Direkt vom Flughafen führte ihn der Weg ins Waldhotel nach Degerloch. Zur Vertragsverhandlung mit dem Präsidiumsmitglied Guido Buchwald. „Es war von Anfang an ein sehr gutes Gespräch“, sagt Stein, zumal eher zufällig auch noch der Trainer Massimo Morales dazustieß. Der sagt: „Er passt in unser Profil.“ Ein Spieler, der die Klasse kennt, aber auch Erfahrung besitzt. Nicht nur in der dritten Liga, auch in der zweiten und sogar ersten – und international. Bei Hansa Rostock absolvierte 73 Spiele (vier Tore), mit Hertha BSC spielte er zudem im Uefa-Pokal. Gegen Benfica oder Galatasaray vor 60 000 türkischen Fans. Ein Auswärtsspiel im Olympiastadion. Das vergisst man nicht. „Ich konnte zunächst auch nicht nachvollziehen, dass es so schnell zu Ende ist mit der Bundesliga.“ Aber eine langwierige Muskelverletzung sowie der Abstieg Herthas beschleunigten den Prozess.

Kein Platz für Sentimentalitäten

Doch Stein hat sich mit dem Alltag arrangiert. Eigentlich war mit Offenbach alles klar, der Vertrag um zwei Jahre verlängert. Doch dann kam das Aus, aber bis heute keine persönliche Erklärung der Verantwortlichen. Lediglich ein kurzes Mail. „Das ist schon etwas traurig.“

Doch für Sentimentalitäten ist im Profifußball kaum Platz. Stuttgart rief – und die Antwort war klar. „Hier hatte ich gleich ein gutes Gefühl, dass alles stimmt. Da spielt das Finanzielle dann nicht die große Rolle.“ Obwohl es noch ein, zwei Alternativen gab, auch aus der dritten Liga. „Doch ich will in erster Linie spielen“, sagt Stein.

Hoffen auf den Stammplatz

Bei den Kickers erhofft er sich einen Stammplatz, bevorzugt in der Inneverteidigung, auch wenn der Trainer sagt: „Er ist vielseitig einsetzbar.“ Ein Allrounder. Defensiv, links oder rechts. In Offenbach wurde munter durchrotiert. „Doch das ist nicht ideal für das Spielverständnis“, gibt Stein zu, der auch mal auf einer anderen Position aushilft – aber vor allem den jungen Spielern helfen will. „Ich versuche, ihnen Tipps zu geben“, so Stein mit der Routine eines inzwischen bald 28-Jährigen. „Ich will Verantwortung übernehmen.“

Das erhofft sich auch Morales. „Was ich bisher gesehen habe, hat er eine absolut professionelle Einstellung.“ Und sportliche Ziele. „Ich will schon noch einmal nach oben kommen.“ Wenn nicht erste Liga, so doch die zweite. „Am liebsten mit dem Verein, bei dem ich spiele.“ Also den Kickers. Sein Vertrag gilt schließlich für zwei Jahre. Zwar gibt es auch hier rote Zahlen, doch nicht in dem Maße wie in Offenbach, das neun Millionen Euro Schulden angehäuft hatte.

Stein will sportlich zwar nach oben, geografisch hat es ihn aber immer weiter nach unten in der Republik verschlagen: Der in Potsdam geborene und bei Dynamo so wie Tennis Borussia Berlin in der Jugend spielende Kicker kam über Rostock und Hertha nach Hessen (erst zum FSV Frankfurt) – und jetzt ins Schwabenland. Kein Problem für ihn, nicht nur weil ein Onkel in Heilbronn lebt. „Hier ist alles schön grün“, so Steins erster Eindruck, der beim 0:0 im Testspiel gegen den SC Pfullendorf ein wenig wie der Stein in der Brandung wirkte.

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