Fotos von kleinen Kindern mit Waffen in der Hand bringen die Bundeswehr in Stetten in Erklärungsnot. An den Vorwürfen sei nichts dran, sagt sie. Verteidigungsministerin von der Leyen zieht Konsequenzen.

Stetten am kalten Markt - Der Vorwurf von Friedensaktivisten, Kinder hätten am Bundeswehr-Standort Stetten am kalten Markt (Kreis Sigmaringen) mit ungeladenen Waffen hantiert, hat Konsequenzen. Am „Tag der Bundeswehr“ gibt es in den Kasernen in Zukunft keine Waffen zum Anfassen mehr. Das entschied Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen am Dienstag. „Um so etwas in Zukunft von vornherein auszuschließen, habe ich entschieden, dass auf künftigen Tagen der Bundeswehr keine Handwaffen zum Anfassen mehr präsentiert werden“, sagte die CDU-Politikerin den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. In Stetten sei „trotz klarer Vorschriften ein bedauerlicher Fehler passiert“.

 

Fotos der Deutschen Friedensgesellschaft an dem Tag hatten Kinder gezeigt, die mit einem G36-Gewehr, einer P8-Pistole oder einer Maschinenpistole MP7 hantieren. Das wäre ein Verstoß gegen eigene Vorschriften. Danach ist Kindern und Jugendlichen unter 18 der Zugang zu Waffen und Munition nicht erlaubt.

Friedensaktivisten sprechen von Lüge

Hansjörg Friedrich, Standortältester in Stetten, wehrte sich unterdessen entschieden gegen Vorwürfe, ungeladene Handwaffen in die Hände von Kindern gegeben zu haben. „Dagegen verwahre ich mich“, sagte er am Dienstag. „Kein einziger Soldat hat einem Minderjährigen Waffen in die Hand gegeben“, sagte er. Vielmehr hätten erwachsene Begleitpersonen auf dem Tag der Bundeswehr am vergangenen Samstag die Waffen an Kinder weitergereicht - und Soldaten ihnen diese umgehend wieder abgenommen.

Diese Behauptung sei eine Lüge, so die Friedensaktivisten. Die Bundeswehrsoldaten hätten die Waffen den Kindern selber in die Hand gegeben. „Wir haben mehrere Augenzeugen, die diese Version der Bundeswehr klar widerlegen. Auch die Bilder sprechen eine andere Sprache“, sagte Roland Blach von der Friedensgesellschaft.

Tag der Bundeswehr hatte 2015 Premiere

Am Tag der Bundeswehr seien rund 12 000 Besucher am Standort Stetten zu Gast gewesen. Sobald Soldaten mitbekamen, dass ein Kind eine Waffe in Händen hielt, „haben sie den Kindern die Waffe immer abgenommen“, betonte Friedrich.

Am Montag seien bereits erste Befragungen unter den Soldaten gemacht worden. „Wir werden umfassend ermitteln“, sagte Friedrich. Erst wenn sich ein Verdacht erhärte, werde sich ein Disziplinarvorgesetzter damit befassen. „Momentan sehe ich kein Versäumnis“, sagte Friedrich.

Am Tag der Bundeswehr, der 2015 erstmalig stattfand, informiert die Bundeswehr unter anderem über ihre Tätigkeit und ihre Einsatzgebiete und erlaubt nach eigen Angaben „einen Blick hinter die Kulissen“. Die Albkaserne in Stetten/Lager Heuberg ist der größte Bundeswehrstandort im Südwesten.