Sie turnen im Freien und mit nacktem Oberkörper – Street-Workout heißt die Sportart, die in Deutschland noch immer ein Nischendasein führt. Beim 13. Kinder- und Jugendfestival am 18. und 19. Juli sind die muskulösen Vorturner in Aktion.

Stuttgart - Die Blicke der Besucher des kleinen Parks an der Fürfelder Straße in Zuffenhausen sind Nikolai Yergigev sicher. Spätestens, wenn er sein T-Shirt auszieht und beginnt, an den Turnstangen zu trainieren, staunen Junge wie Alte gleichermaßen. Die Herren zollen dem 19-Jährigen mit anerkennenden Blicken ihren Respekt, die meist jüngeren Damen kichern verlegen – einige Grundschulkinder, die zum Toben in den Park gekommen sind, wollen am liebsten jede einzelne Übung nachturnen. „Erst warm machen“, ermahnt Yergigev, „sonst kann man sich ganz schnell verletzen.“

 

Yergigev ist Mitglied im Baristi-Verein, einem der ersten Sportvereine in Deutschland, die sich mit der immer noch neuen und unbekannten Sportart Street-Workout beschäftigen. Dabei wird Krafttraining nur mit dem eigenen Körpergewicht durchgeführt. Die Übungen an den Stangen und am Barren hat der Stuttgarter mittlerweile so stark professionalisiert, dass er im vergangenen Jahr Deutscher Meister im World- Cup-Wettkampf geworden ist und diesen Titel auch in diesem Jahr beim Stuttgarter Kinder- und Jugendfestival verteidigen wird. Falls das klappen sollte, fährt er zwei Wochen später nach Moskau, um bei der Weltmeisterschaft anzutreten.

Bereits im vergangenen Jahr waren die Baristi beim Kinder- und Jugendfestival dabei. Der Verein hatte eine Klimmzug-stange und einen Barren aufgestellt, die überwiegend jungen Männer zeigten ihre Tricks und Übungen an den Geräten. Auch beim diesjährigen Festival sind sie wieder dabei – denn der Auftritt im vergangenen Jahr sei ein voller Erfolg gewesen, sagt Dennis Ratano, der Gründer der Baristi in Deutschland: „Es hat niemand damit gerechnet, dass so ein großes Interesse an unserem Stand bestehen wird.“

Das führt er auch daraufhin zurück, dass Street-Workout in Deutschland immer noch ein Nischendasein führt. „Wir sind hier noch sehr weit hinten, was Outdoor- Fitness betrifft“, sagt Ratano. Amerika sei das Geburtsland der Sportart, dort trainieren und leben auch viele der Sportler. Ratano verweist auf ihre Videos im Internet, in denen sie beeindruckende Tricks an den Stangen zeigen.

Auch in Nikolai Yergigevs Heimatland, der Ukraine, ist Outdoor-Fitness viel bekannter als in Deutschland. „In jedem Hinterhof steht mindestens eine Klimmzug-stange, die ganze Nachbarschaft trifft sich dann, um gemeinsam Sport zu machen“, erzählt er. Seit drei Jahren übt er täglich an den Stangen, mindestens zwei, häufig auch drei Stunden am Tag. Beim Kinder- und Jugendfestival wird er zwei Minuten Zeit haben, sein Können unter Beweis zu stellen. Drei Jurymitglieder werden das bewerten.

Öffnungszeiten: Das Stuttgarter Zeitung Kinder- und Jugendfestival findet am 18. und 19. Juli statt. An beiden Tagen öffnet es von 11 bis 18 Uhr seine Pforten. Der Eintritt in das Festival ist frei. Rund um den Schlossplatz und um den Eckensee werden an diesem Wochenende Kindern und Jugendlichen 120 Spiele und Mitmach-Aktionen auf einer Fläche in der Größe von acht Fußballfeldern geboten.

Programm: In den Kategorien Gesundheit, Wissen und Technik, Sport, Kreativ, Abenteuer und Sonstiges präsentieren sich unter anderem Vereine und Verbände aus der Region, örtliche Unternehmer und Museen. Die Auswahl der Angebote ist groß: Ob Kinderschminken oder Physik-Workshop, Stromerzeugung durch Naturkraft oder Erste-Hilfe-Kurs – für jeden Teilnehmer soll etwas dabei sein.

Spiele: Neben zahlreichen Workshops werden den Kinder und Jugendlichen auch eine Vielzahl an Spielen angeboten. So lädt der Schachverband Württemberg zum freien Schachspiel für Jedermann ein, der Freizeitpark Sensapolis wird einen Segway-Parcours aufbauen, den auch Erwachsene durchfahren können. Beim eritreischen Jugendverein kann jeder Dosenwerfen üben.