Es gibt immer mehr Flüchtlingskinder in Stuttgart. Aktuell sind von den 3721 Flüchtlingen etwa 400 Kinder bis zu sechs Jahre alt. Ihre Betreuung stellt die Kitas vor verschiedene Herausforderungen.

Stuttgart - Mit den Flüchtlingen kommen auch mehr Kinder nach Stuttgart. Aktuell sind von den 3721 Flüchtlingen in den 75 Stuttgarter Unterkünften 251 Kinder bis zu drei Jahre, 157 zwischen drei und sechs Jahre alt. In der nächsten Tranche rechne man mit 175 Kleinkindern und 113 Drei- bis Sechsjährigen. Auch für diese gelte derselbe Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz wie für jedes andere Stuttgarter Kind, sagte Heinrich Korn, der stellvertretende Leiter des Jugendamts. Auf Antrag der SPD wurde das Thema am Montag im Jugendhilfeausschuss behandelt.

 

Bisher nur 77 Drei- bis Sechsjährige in Kitas aufgenommen

Tatsächlich in eine Kita aufgenommen worden sind bisher nur 77 Kinder zwischen drei und sechs Jahren und gerade mal fünf unter Dreijährige. Die meisten dieser Kinder sind in einer der städtischen Kitas gelandet, doch auch die evangelischen und katholischen Kitaträger beteiligen sich an der Betreuung der Flüchtlingskinder. „Das ist für uns selbstverständlich“, so Jörg Schulze-Gronemeyer vom evangelischen Träger. „Wir haben ohnehin beinahe 50 Prozent an Kindern mit Migrationshintergrund.“

Dennoch stünden 37 drei- bis sechsjährige Kinder auf der Warteliste für eine der städtischen Kitas, so Korn. Man wolle bei der Aufnahme den Fokus primär auf Flüchtlingskinder in dieser Altersgruppe richten. Zum Einen, weil für die Betreuung der Kleinkinder ohnehin noch viele Plätze fehlten – nach bisherigem Informationsstand mehrere Tausend. Das Ziel sei: „Wir wollen erreichen, dass jedes Kind vor Schuleintritt in der Kita gewesen ist“, so Korn. Wenn alle Träger mitmachten, gebe das die Versorgungslage auch her. Dabei müssten auch Einrichtungen sich beteiligen, die ihren Standort nicht neben den Flüchtlingsunterkünften hätten.

Eine Herausforderung für die Kindertagesstätten

Die Flüchtlingskinder, aber auch ihre Eltern seien für die Kitas eine große Herausforderung, berichtete Melanie Müller, die Leiterin der städtischen Kita Mörikestraße. Dort werden derzeit acht Flüchtlingskinder betreut. Ihre Verweildauer sei dort zwischen zwei Wochen und zwei Jahren. Wichtig sei, dass anfangs Dolmetscher dabei seien – nicht in erster Linie wegen der Kinder, sondern vor allem wegen der Eltern: „Die wollen ja auch wissen, was mit ihren Kindern in der Kita passiert“, sagt Melanie Müller. Und: „Wir versuchen, Infos zu bekommen, wie sie nach Deutschland gekommen sind.“ Es gehe darum, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, zumal die Eltern sehr unterschiedliche Erziehungsvorstellungen hätten.

Kinder verarbeiten ihre Erfahrungen oft durch Rollenspiele

Die Kinder selbst reagierten ganz unterschiedlich. Einige seien stabil, könnten sich auf den neuen Alltag einlassen, manche weinten viel. „Viele Kinder verarbeiten ihre Erfahrungen durch Rollenspiele und spielen ihre Flucht nach“, berichtete Müller. Das mache die anderen Kinder neugierig. So lernten die Flüchtlingskinder „wahnsinnig schnell die deutsche Sprache“.

Im Ausschuss kritisierte Bernd Klingler (AfD) die Bereitstellung von Dolmetschern und schlug vor, Kitas an die Flüchtlingsheime anzudocken. Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) verteidigte den Ansatz, Flüchtlingskinder mit Kindern aus dem jeweiligen Viertel zusammenzubringen.