Manche Ameisenarten nutzen Hilfsmittel, um flüssige Nahrung zu transportieren. Dabei probieren sie auch gerne unterschiedliche Möglichkeiten aus.
Stuttgart - Wenn Du einen Ameisenbau genau beobachtest, kannst Du sehen, dass an den Aus- und Eingängen reger Verkehr herrscht. Ein Teil der Insekten schleppt Baumaterial und Nahrung heran, andere tragen Abfälle nach draußen. Dabei bewegen sich die Tiere auf regelrechten Straßen, die sie mit Duftstoffen markieren. Manche Ameisen sind sogar so geschickt, dass sie für längere Transporte Hilfsmittel einsetzen. Das haben Wissenschaftler aus der ungarischen Stadt Szeged jetzt herausgefunden.
Die Ameisen, die die Forscher untersucht haben, nutzen kleine Schwammstücke, um Honig zu transportieren. Auch andere Hilfsmittel wie Papierstreifen werden von den Insekten eingesetzt, um flüssige Leckereien heimzubringen. Die Wissenschaftler boten zwei Arten von Knotenameisen ein süßes Honiggemisch und Wasser auf flachen Tellern an. Zudem legten sie den Tieren verschiedene Transportmittel hin: natürliche wie Erdkrümel, Zweige und Nadeln, aber auch kleine Schnipsel von Schwämmen und Papier. Die Ameisen schnappten sich die unterschiedlichen Gegenstände, tunkten sie in die Flüssigkeit und trugen sie in ihr Nest, um die Arbeiter dort zu versorgen. Dabei testeten sie verschiedene Möglichkeiten und legten sich schließlich auf die beste fest. Eine Ameisenart wählte kleine Erdkrümel für den Transport verdünnten Honigs und Schwammstücke für puren Honig. Die zweite Art nutzte zunächst alle Hilfsmittel. Doch später konzentrierten sich die Tiere immer stärker auf Papierstücke und Schwämmchen – also auf besonders saugfähige Dinge.
Dass manche Ameisenarten Staub- oder Sandkörnchen verwenden, um Flüssigkeiten ins Nest zu transportieren, ist schon seit längerem bekannt. Neu ist aber die Erkenntnis, dass die Insekten unter mehreren Möglichkeiten die beste auswählen können. Die Wissenschaftler meinen, dass dieses Verhalten aus der Not entstanden sein könnte. Denn die untersuchten Ameisen haben im Gegensatz zu anderen Arten keinen erweiterbaren Magen, in dem sich flüssige Nahrung transportieren lässt. Not macht auch Insekten erfinderisch.