Quietschende Kreide und kratzende Fingernägel: Wissenschaftler haben untersucht, was bei hässlichen Quietschtönen passiert.

Stuttgart - Geht es Dir auch so: Wenn Kreide oder Fingernägel über die Tafel quietschen oder ein Messer mit schrillem Ton über den Teller kratzt, dann ruft das bei vielen Menschen ein wirklich unangenehmes Schaudergefühl hervor. Die Spanier haben dafür sogar ein eigenes Wort: „grima“. Im Deutschen gibt es allerdings kein vergleichbares Wort, auch nicht im Englischen.

 

Nun haben spanische Wissenschaftler die Folgen von „grima“ eingehender untersucht. Dabei haben sie Deutsch und Englisch sprechenden Versuchspersonen Geräusche vorgespielt, die das „Grima-Gefühl“ hervorrufen. Gleich nach dem Geräusch sank die Zahl der Herzschläge zunächst ein bisschen – sozusagen die Schrecksekunde. Dann aber schlug das Herz viel schneller, bevor es wieder zur Normalität zurückkehrte. Geräusche, die als ekelhaft oder auch nur unangenehm eingestuft wurden, führten zu einer etwas anderen Reaktion des Herzens. Die Hautfeuchtigkeit – sie ändert sich zum Beispiel bei Stress – reagierte bei Grima-Geräuschen allerdings ähnlich wie bei ekelhaften oder unangenehmen Geräuschen.

Das Grima-Gefühl lässt sich mit abstoßenden oder gar Ekelgefühlen vergleichen, die Gefühle unterscheiden sich aber dennoch in den Reaktionen des Körpers. Warum allerdings ausgerechnet Grima-Geräusche so negative Gefühle hervorrufen, weiß bisher niemand so genau. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass die Warnrufe von Schimpansen in derselben Tonhöhe liegen. Dazu passt, dass Geräusche in dieser Tonhöhe besonders gut vom menschlichen Gehör verarbeitet werden. Zudem üben sie einen besonderen Reiz auf einen bestimmten Teil des Gehirns aus, der bei der Reaktion auf Angst einflößende Erlebnisse eine Rolle spielt. Und auch beim Schreien vibrieren die Stimmbänder in einer so unkontrollierten Weise, dass das Grima-Gefühl hervorgerufen werden kann. Es könnte also durchaus sein, dass Grima ein Überbleibsel unserer Vorfahren aus der grauen Vorzeit ist.