Laura Lackmann hat den Roman-Bestsellers von TV-Moderatorin Sarah Kuttner verfilmt. Sie zeigt ein Berlin, das Tiefschlag um Tiefschlag versetzt, von charakterlosen Szenegängern bis zur gnadenlosen neuen Ausbeutung in hippen Agenturjobs, die man im Nu verlieren kann.

Stuttgart - Die Sprechstundenhilfe wehrt ab. „Nur Notfälle“, bremst sie die neueste Patientin ab, doch die greift fest ins Gesicht der Geschockten und erklärt: „Ich bin ein Notfall!“ Man glaubt es ihr: Karo (die sehr überzeugende Claudia Eisinger) ist rücksichtsloser Terror, unerträglicher Miesling, heulendes Elend und wunde Seele auf einmal. Klinisch heißt ihr Zustand Depression, aber das hilft in „Mängelexemplar“ weder ihr noch ihrer Umwelt weiter.

 

Auch der Alltagspruch, sie solle die Dinge leichter nehmen, geht ins Leere. Laura Lackmanns Verfilmung des Roman-Bestsellers von TV-Moderatorin Sarah Kuttner zeigt ein Berlin, das Tiefschlag um Tiefschlag versetzt, von charakterlosen Szenegängern bis zur gnadenlosen neuen Ausbeutung in hippen Agenturjobs, die man im Nu verlieren kann. In mancherlei Hinsicht gelingt der Kinodebütantin Lackmann jene Art Zeitgeist-Komödie, an der schon viele gescheitert sind.

Aber das Komische wird hier sichtlich eingesetzt, um das Dramatische einer heftigen Krankheitsgeschichte bekömmlich zu machen. Ernst und Humor finden nicht zueinander, sie rangeln nur um die Vorherrschaft. Der vom Ludwigsburger Jochen Laube produzierte Film, vielleicht kann man das als Qualität und Absicht sehen, ist so außer Kontrolle wie seine Hauptfigur.

Mängelexemplar. Deutschland 2016. Regie: Laura Lackmann. Mit Claudia Eisinger, Katja Riemann, Maren Kroymann. 112 Minuten. Ab 12 Jahren.