Einem 35-Jährigen werden vor dem Amtsgericht Kirchheim unter anderem zahlreiche Betrugsdelikte zur Last gelegt. Der Mann ist mehrfach einschlägig vorbestraft, hofft aber dennoch auf eine weitere Bewährungsstrafe.

Kirchheim - Ich habe ihm vertraut“ – dieser Satz ist im Saal des Amtsgerichts Kirchheim oft zu hören an diesem Verhandlungstag. Mehrere Zeugen sagen ihn und wissen längst, dass der Angeklagte ihr Vertrauen schamlos missbraucht hat. Man tritt dem 35-Jährigen nicht zu nahe, wenn man ihn als notorischen Betrüger bezeichnet. Sein diesbezügliches Vorstrafenregister ist ellenlang, er ist in den vergangenen 15 Jahren mehrfach wegen solcher Delikte und wegen vorsätzlichen Fahrens ohne Führerschein in Nordrhein-Westfalen und in Baden-Württemberg zu Geld- und Bewährungsstrafen verurteilt worden. Die letzte Verurteilung am Amtsgericht Göppingen datiert vom vergangenen März, inzwischen sind weitere Verfehlungen anhängig.

 

Auch im aktuellen Fall muss er sich wegen des Vorwurfs des mehrfachen Betrugs, der Körperverletzung und des Fahrens ohne Fahrerlaubnis verantworten. Im März vergangenen Jahres soll er einer damaligen Kollegin einen Opel Zafira „abgekauft“ haben. Ein Preis von 10 000 Euro war vereinbart worden. Die Frau behauptet, das Geld habe sie nie erhalten, ihr Auto aber sei weg, der Angeklagte hat es weiterverkauft. Diesen Vorwurf streitet der 35-Jährige vor dem Schöffengericht ab. Er habe der Frau die Summe in bar ausgehändigt, nachdem er sie zuvor von seinem Onkel geliehen habe. Um das zu klären, muss ein weiterer Verhandlungstermin angesetzt werden.

Autos und Fahrräder ergaunert

Die anderen Betrügereien räumt der Mann im Laufe des Prozesses ein, nachdem er zunächst verkündet hatte, nichts sagen zu wollen. Demnach gibt er zu, einer ehemaligen Vermieterin 5800 Euro Miete zu schulden, einem psychisch kranken und unter Betreuung stehenden Kollegen hat er 990 Euro abgeknöpft für die angebliche Vermittlung einer Wohnung. Der Mann hat sein Geld gesehen, die Wohnung aber nie. Einer Bekannten versprach er, ihr ein gebrauchtes Notebook für 270 Euro zu besorgen. Sie schoss die Summe vor. Auf das Notebook wartet sie noch heute, auf ihr Geld auch. Einem Bekannten aus dem Fitnessstudio offerierte er 100 günstige Smartphones aus einer Insolvenzmasse. Der zahlte 1500 Euro an, ohne je ein Handy zu Gesicht zu bekommen. 900 Euro zahlte der Angeklagte auf Druck zurück. Aber auf einem Schaden von 600 Euro blieb sein Opfer dennoch sitzen. Einem Gebrauchtwagenhändler schuldet der Angeklagte noch 10 200 Euro. Fünf Autos hatte er bei diesem abgeholt, um sie weiterzuverkaufen. Das hat er getan, aber das Geld hat er behalten. Zudem hat er bei einem Fahrradhändler zwei Mountainbikes auf Rechnung mitgenommen, aber nie bezahlt. Die Räder seien ihm „geklaut worden“, behauptet der 35-Jährige heute.

Außerdem soll er seine inzwischen von ihm geschiedene Frau und deren Sohn aus einer anderen Beziehung im Mai 2014 geschlagen haben. Im Zuge eines Streits, bei dem es um Zahlungsforderungen aus Geschäften ging, die der Angeklagte im Namen seiner Frau angeleiert hatte. Neben den diversen Anklagepunkten stapeln sich bei dem 35-Jährigen Mahnbescheide von verschiedenen Fitnessstudios, Vermietern und über Waren, die er zwar bestellt und erhalten, aber nie bezahlt hat.

Der Angeklagte hofft auf Gnade

Künftig wolle er ein straffreies Leben führen und alle Schuld begleichen, beteuert er. Doch auf dem Tisch des Staatsanwalts liegt schon das nächste Ermittlungsverfahren. Im vergangenen Mai hat er von einem Bekannten 3000 Euro kassiert, um diesem ein Motorrad zu beschaffen – den Rest der Geschichte kann man sich denken.

Nun fleht er die Richterin Franziska Hermle-Buchele um eine „kleinste Chance“ an. Ob er sie in Form einer weiteren Bewährungsstrafe erhält, ist fraglich. „Sie hatten schon so viele Chancen“, sagt die Richterin. Die Verhandlung wird fortgesetzt.