Leonard Zink hat es bei seiner ersten Teilnahme an einem Wettbewerb auf Anhieb auf das Treppchen geschafft. Ein Einzelkämpfer ist er nicht. Zu Hause packen alle mit an.

Kirchheim - Die Herstellung von Most hat bei den Zinks Tradition. Seit Jahrzehnten bewirtschaftet die Familie zwischen Kirchheim und Schlierbach eine Streuobstwiese. Das aufgelesene Obst haben die Familienmitglieder jetzt bei der Firma Blankenhorn in Dettingen in die Presse gebracht. Ein Teil des Safts veredeln die Zinks bei sich in Kirchheim zu Most. Mit dem fertigen Produkt nehmen sie dann in einem Dreivierteljahr bei der Prämierung im Freilichtmuseum Beuren teil. Leonard Zink tritt so in die Fußstapfen seiner Großeltern und Eltern.

 

Apfel-Birnen-Most mit Quitten aufgepeppt

Gleich im ersten Anlauf ist der Student bei der Prämierung im vergangenen April Drittbester geworden. Seinen Apfel-Birnen-Most hatte er mit Quittensaft aufgewertet. Der 26-Jährige war von seinem Erfolg selbst überrascht. Denn es war das erste Mal, dass er bei solch einem Wettbewerb angetreten ist.

Eine ganz ähnliche Erfahrung hat bereits Leonard Zinks Mutter Cornelia gemacht. Als junge Frau nahm sie an einer Mostprämierung teil. Damals war das für sie ebenso eine Premiere wie jetzt im April für ihren Sohn. Sie erinnert sich noch gut, wie einige ältere Herren sie mit dem Spruch aufzogen: „Na Mutti, gibscht au en Moscht ab?“ Damit war sie erst einmal leicht verunsichert. „Da habe ich gedacht, das gibt jetzt bestimmt eine schöne Blamage.“ Doch Cornelia Zink blamierte sich nicht, sie triumphierte. Am Ende kam sie auf Platz drei. „Ich war stolz wie Bolle“, erzählt die Kirchheimerin. Als Anerkennung gab es ein Obstbäumchen und einen Mostkrug. Zu den älteren Herren sagte sie dann: „Ha, Mutti kann au en Moscht mache.“

Bei der Lese packen fast alle mit an

Bei diesen Wettbewerben treten die Teilnehmer zwar einzeln an. Doch ist die Mostherstellung bei den Zinks von der Baumpflege über die Ernte bis hin zur Lagerung des Safts im Mostfass eine Gemeinschaftsproduktion. Allein beim Auflesen der Äpfel, Birnen und Quitten waren rund zehn Familienmitglieder beteiligt, darunter auch Kinder. „Das ist schon ein Geschäft“, sagt Leonard Zink über die Arbeit auf der 78 Ar großen Wiese. Circa 50 Bäume stehen auf der Fläche. Äpfel, Birnen, Quitten und auch Pfirsiche wachsen dort.

Damit die bis zu 80 Jahre alten Bäume gut tragen, müssen sie gepflegt werden. Dafür hat Leonard Zink schon einen Baumschnittkurs absolviert. Jede freie Minute verbringt die Familie aber nicht auf ihrem Stückle. Das Hobby soll nicht zur Last werden, im Vordergrund stehen der Spaß und der Genuss, etwa dann, wenn die Zinks auf ihrer Wiese in der Pause alle gemeinsam ihre Leberkäswecken vespern.

„Most-Hugo“ begeistert vor allem Frauen

Warum ist der Familienmost von so hoher Qualität? Dafür gibt es kein Geheimrezept. „Die Mischung der Obstsorten macht’s“, sagt Michael Zink. „Und ein sauberes Mostfass“, fügt er schmunzelnd hinzu. „Viel Liebe“ beim ganzen Arbeitsprozess ist für die Güte des Produkts ebenfalls wichtig, weiß Cornelia Zink. Für die Zukunft hat sie schon Pläne. So spielt sie mit dem Gedanken, sich für die Wiese Bienenvölker zuzulegen. Offen für Neues ist die Familie ohnehin, beispielsweise bei der Verwendung des Mostes. Weil gerade Frauen der Geschmack öfters zu herb ist, wird im Sommer mit Holunderblütensirup, Sprudel, Minze und Eiswürfeln ein „Most-Hugo“ gemixt. Michael und Cornelia Zink freut es, dass ihr Sohn Leonard so viel Interesse zeigt. „Mit der Wiese muss man ja was machen“, sagt die Mutter. Auch die Großeltern von Leonard Zink seien deshalb stolz auf ihren Enkel.