Der Rohbau des neuen Gebäudes am Kreiskrankenhaus steht. Wenn der Komplex wie geplant zum Jahresende fertig wird, soll Anfang des nächsten Jahres dort auch die in Nürtingen ansässige psychiatrische Abteilung in die Teckstadt umziehen.

Kirchheim - Die vom Landkreis beschlossene Konzentration der Psychiatrie an den Kreiskliniken Esslingen nimmt weiter Gestalt an. Nach der Verlagerung der Plochinger Klinik nach Kirchheim rückt nun auch der Umzug der bisher in Nürtingen untergebrachten psychiatrischen Abteilung an den Standort Kirchheim näher. Die Voraussetzung dafür ist der neue Gebäudekomplex, der zurzeit entlang der Stuttgarter Straße entsteht.

 

Die Arbeiten an dem Erweiterungsbau schreiten zügig voran. Beim Richtfest am Freitag erklärte der Esslinger Landrat und Aufsichtratsvorsitzende der Kreiskliniken, Heinz Eininger, dass sich das Bauprojekt im Zeit- und Kostenrahmen bewege. 17,9 Millionen Euro sind für den viergeschossigen Neubau veranschlagt. Der schon bestehende Rohbau der Tagesklinik konnte ohne größere Anpassungsarbeiten in die Gesamtanlage integriert werden. Auf einer Bruttogeschossfläche von rund 8700 Quadratmetern sollen modern ausgestattete Stationen entstehen, in denen psychische Erkrankungen behandelt werden.

Immer mehr Menschen werden psychisch krank

Diese sind auf dem Vormarsch. „Unsere Psychiatrie ist überdurchschnittlich ausgelastet“, sagte der Geschäftsführer der Kreiskliniken, Thomas Kräh. Daher seien unlängst 16 weitere Psychiatrieplätze genehmigt worden. „Mit dem Erweiterungsbau kommen wir unserem Ziel, Qualität der Behandlung und Wirtschaftlichkeit gleichermaßen zu steigern, einen großen Schritt näher“, so Kräh.

Heinz Eininger erinnerte an die Vorgeschichte des Erweiterungsbaus. Ein Gutachten hatte empfohlen, die Psychiatrie am Standort Plochingen zu konzentrieren. Doch fiel die Entscheidung am Ende auf Kirchheim, und das Haus in Plochingen wurde aufgegeben. Der Landrat bezifferte den Kostenvorteil durch die Konzentration in Kirchheim auf 1,9 Millionen Euro jährlich. Doch gaben nicht nur ökonomische Gründe den Ausschlag für Kirchheim. Experten hatten angemahnt, die Psychiatrie in direkter Nachbarschaft einer somatischen Klinik anzusiedeln. Eine solche bietet Kirchheim. „Es entspricht moderner Psychiatrie, die eine Diskriminierung der psychisch Erkrankten vermeiden will, die durch eine Psychiatrie auf der grünen Wiese entstehen könnte“, so Eininger. Die Kirchheimer Rathauschefin Angelika Matt-Heidecker bezeichnete in ihrem Grußwort den Erweiterungsbau auch als einen „wichtigen Standortfaktor für die Stadt Kirchheim und den ganzen Landkreis“.

Landrat will Land finanziell stärker in die Pflicht nehmen

Nach dem Umzug der Psychiatrie von Nürtingen nach Kirchheim soll das Gelände am Nürtinger Neckar für Wohnbauzwecke verkauft werden. Die Rahmenverträge sind bereits geschlossen. Der Erlös, so Heinz Eininger, werde für die Tilgung von Schulden und von neuen Investitionen verwendet. In Ruit steht als Nächstes eine Sanierung des Paracelsus-Krankenhauses an. Mit Blick auf diese Aufgabe richtete der Landrat einen Appell nach Stuttgart: „Wir haben die dringende Bitte, dass das Land in Zukunft seinen Finanzierungsverpflichtungen für die Krankenhäuser noch besser nachkommt als bisher.“

Im Fall des Kirchheimer Erweiterungsbaus zeigte sich das Land großzügig. Von den Gesamtkosten übernimmt es 14 Millionen Euro, vier Millionen Euro müssen die Kreiskliniken selbst schultern.