Archäologen des Landesdenkmalamt machen bei Grabungen in Kirchheim/Teck einen überraschenden Fund aus der frühen Eisenzeit: Sie stoßen auf das unversehrte Grab einer Keltin, die wohl der Oberschicht angehörte.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Kirchheim/Teck - Mit diesem Fund haben die Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege nicht gerechnet. Eigentlich sind die Experten seit etwas mehr als einem Jahr damit beschäftigt, bei einer großflächigen Rettungsgrabung in Kirchheim (Kreis Esslingen) eine jungsteinzeitliche Siedlung des sechsten Jahrtausends vor Christus zu erforschen, ehe die Stadt die Erschließungsarbeiten für das neue Gewerbegebiet Hegelesberg vorantreibt. Doch dann entdeckten sie das Grab einer keltischen Frau, das aus der Zeit um 500 vor Christus stammt – und darin kostbaren und außergewöhnlichen Goldschmuck. Zwar seien die Überreste des Skeletts aufgrund des extrem kalkarmen Bodens nicht mehr erhalten, berichtet Jörg Bofinger. „Anhand der Positionen der jetzt gefundenen Grabbeigaben können wir allerdings die Lage des Grabs gut rekonstruieren“, erklärt der Ausgrabungsleiter des Denkmalamts. Die Fachleute seien sich sicher, dass der Schmuck im Kopfbereich der Bestatteten gelegen habe. Dies weise darauf hin, dass die Frau der keltischen Oberschicht angehört haben müsse.

 

Das Grab stammt aus der frühen Eisenzeit

Links und rechts des Schädels lagen drei kleine, fein verzierte Ringe aus Gold, welche die Tote möglicherweise als Ohrringe oder ins Haar eingeflochtenen Schmuck getragen hat. Im Bereich des Hinterkopfs entdeckten die Archäologen zwei kugelförmige Objekte aus flächig verziertem Goldblech. Dabei handelt es sich, so Bofinger, „mit großer Wahrscheinlichkeit um Nadelköpfe der Haar- oder Haubentracht“. Ebenfalls im Grab gefunden haben die Experten je ein Paar Arm- und Fußringe aus Bronze. An den Handgelenken trug die Tote Ketten aus kleinen schwarzen Perlen, die einst aus fossilem Holz, sogenanntem Gagat, hergestellt wurden.

Die Schmuckstücke weisen laut Bofinger eindeutig darauf hin, dass in dem Grab eine Frau gelegen hat. Auch die erste zeitliche Einordnung ist bereits jetzt möglich: Das Grab stammt aus der Endperiode der frühen Eisenzeit, etwa um 500 vor Christus. Damit ist es rund 50 Jahre älter als das des berühmten Keltenfürsten von Hochdorf im Kreis Ludwigsburg. „Frauengräber mit Grabbeigaben dieser Qualität kennen wir aus der frühen Keltenzeit nur sehr wenige“, betont der Ausgrabungsleiter. Möglicherweise lag die Bestattete einst unter einem Grabhügel, der nicht mehr erhalten ist. Darauf weisen Verfärbungen im Umfeld des Grabes hin. Man könne davon ausgehen, dass die Lage des Grabs oberirdisch kenntlich gemacht worden sei.

Die Arbeiten werden unter Laborbedingungen fortgesetzt

Die Forscher haben das Grab zunächst sorgfältig freigelegt. Da man weitere Fundobjekte erwartete und auch nach etwaigen organischen Resten weitersuchen will, ist das Grab als 500 Kilogramm schwerer Erdblock an einem Stück geborgen worden. In den Werkstätten der archäologischen Restaurierung beim Landesamt für Denkmalpflege in Esslingen werden die Ausgrabungsarbeiten nun unter Laborbedingungen fortgesetzt. Um das Grab bergen zu können, hatte das Denkmalamt die Hilfe der Kirchheimer Feuerwehr in Anspruch genommen. Eine Mannschaft rückte mit schwerem Gerät aus, um den wertvollen Grabfund unbeschädigt nach Esslingen bringen zu können.

Im September werden die Ausgrabungen im Siedlungsareal der jungsteinzeitlichen Fundstelle fristgerecht abgeschlossen sein. Dann kann Kirchheim mit der Erschließung des Gewerbegebiets Hegelesberg fortfahren.