In welcher Frequenz werden künftig Auf- und Abwertungen erfolgen?
Das Währungssystem hat sich geändert. Ende der neunziger Jahre, als China schon einmal in der Krise war, gab es einen Abwertungsschritt um 20 bis 30 Prozent. Jetzt haben wir einen Referenzkurs, der sich am Marktkurs des Vortages orientiert. Ist der Marktkurs gegenüber dem Referenzwert nach unten abgewichen – gab es also eine Abwertung –, dann wird der nächste Referenzkurs niedriger sein als am Tag zuvor. Damit simuliert man einen flexiblen Wechselkurs. Das korrespondiert mit dem Wunsch der Chinesen, eine international anerkannte Reservewährung zu werden, wofür der Internationale Währungsfonds (IWF) eine stärkere Flexibilität als Voraussetzung genannt hat.
Ist der Yuan auf dem Weg dahin?
Ja, sofern es wirklich um eine konzeptionelle Änderung geht. Das ist aus der Ferne schwer zu beurteilen, zumal die chinesische Regierung noch andere Ziele im Auge haben muss. Es geht nicht nur um eine möglichst starke Abwertung, um die Exporte zu fördern und die Importe zu drosseln. Viele Chinesen und chinesische Unternehmen sind in Dollar verschuldet. Eine zu starke Abwertung würde eine Reihe von Akteuren unter großen Druck setzen.
Was hätte China davon, wenn der Yuan in den IWF-Währungskorb für Sonderziehungsrechte käme?
Das lässt sich schwer in unmittelbare ökonomische Vorteile umrechnen, zumal China kein Land ist, das in absehbarer Zeit Gebrauch machen müsste von diesen Sonderziehungsrechten, die ja Kreditmöglichkeiten darstellen. Das Land hat bekanntlich enorm große Währungsreserven. Das muss eher im Zusammenhang mit den politischen Ambitionen des Landes gesehen werden.
Welche Schritte muss Peking auf dem Weg zur vollständigen Konvertibilität seiner Währung noch unternehmen?
Da wäre eine deutliche Liberalisierung des Kapitalverkehrs notwendig; gegenwärtig entspricht das Land noch nicht den internationalen Standards. Der Weg ist nicht ohne Risiko. Viele Schwellenländer zeigen, dass ständige Kapitalzuflüsse und Kapitalabflüsse ein großes Problem darstellen.
Geht das ohne unabhängige Notenbank? Davon ist China doch meilenweit entfernt.
In der Tat, die Notenbank ist überhaupt nicht unabhängig. Sie ist angebunden an den Staatsrat, muss berichten und ist weisungsgebunden. Früher waren aber auch die Notenbanken in den großen Industrieländern nicht durchgehend unabhängig, weder rechtlich noch praktisch. In Japan ist es noch nicht lange her, dass die Notenbank ihre Unabhängigkeit erhalten hat. Die Unabhängigkeit ist keine zwingende Voraussetzung, aber es sollte ausgeschlossen sein, dass die Notenbank regelmäßig für politische Zwecke missbraucht wird.