Der Kunsterzieher und Künstler Klaus Bareis stellt in der Galerie am Laien mehr als 30 Skulpturen sowie Zeichnungen und Lithografien aus. Es ist ein Spiel mit vielerlei Material, dem eine neue Bedeutung gegeben wird.

Ditzingen - Am Freitagmorgen schließt er den Aufbau seiner neuen Ausstellung „Spiel mit Material“ in der Galerie am Laien ab. Dann geht Klaus Bareis in die Schule und lässt seine Schüler eine Klausur schreiben – über das Bild „Die verkehrte Welt“ des niederländischen Künstlers Jan Steen. Auf dem Gemälde aus dem 17. Jahrhundert sind Spielleute in einer Stube zu sehen, die lachen und sich necken; die Ernsthaftigkeit und die Mühsal des Bauernlebens scheinen weggeblasen. Ist das die verkehrte Welt des Jan Steen?

 

Die reale Welt des Künstlers und Kunsterziehers Klaus Bareis besteht aus zwei Gegenpolen: aus der Schule, aus den ihm anvertrauten jungen Leuten und seinem Lehrauftrag. Und aus der ihm eigenen Kreativität, dem vertrauten und jahrzehntelangen handwerklichen Umgang mit Material, kombiniert mit dem geschulten Blick für Dinge, die in ihrem ersten Zweck überflüssig geworden sind, denen der Künstler dann aber eine neue Aufgabe zuweist. Das geschieht in seiner Werkstatt in Weissach-Flacht. „Ich habe es immer so verstanden, dass der Kunsterzieher in mir die Hauptaufgabe in meinem Leben ist“, sagt Bareis. „Dies wird perfekt ergänzt durch mein künstlerisches Schaffen.“ Bei anderen Kollegen, die wie er in einem Teilzeitauftrag Lehrer sind, sei es umgekehrt. Für ihn aber müsse das Gleichgewicht sein.

Der Künstler will nicht täuschen

Dennoch scheint es eine verkehrte Welt des Klaus Bareis zu geben. Warum sonst meint der Betrachter beim ersten Blick auf viele seiner Kleinplastiken, diese seien aus Holz? Man sieht doch eine Maserung, erkennt Streifen im Material. Auf den zweiten, den näheren Blick wird deutlich, dass dem nicht so ist. Der Hauptteil der Kleinplastik ist aus Ton, auf 900 Grad erhitzter und gebrannter Ton, dem eine künstliche Maserung mitgegeben ist. Gehört diese Bemalung, diese scheinbare Mutation des Materials, zum künstlerischen Anspruch des 63-Jährigen? „Das ist keine bewusste Täuschung des Betrachters“, sagt Bareis. Er finde es aber toll, dass dies assoziiert werde.

Viele der rund 30 Kleinplastiken in der Galerie am Laien stehen für sich, andere sieht man als Variante desselben Themas in einer Zweier- oder Dreierkonstellation. Türme etwa. Oder die Wagen. Wie so vieles, seien die Räder Fundstücke gewesen, erzählt Bareis. Bei seinen Arbeiten könne ohne diese Teile, häufig altes Metall, nichts funktionieren. Schrauben, geschmiedete Eisenteile und Nägel, Ringe, verrostete Gewindestangen sind da zu entdecken. Und alles ist in Plastiken verbaut – die im Übrigen eigenständig sind und nicht etwa als Modelle für Großplastiken dienten.

Plastiken leben vom Kontrast

Die meisten Arbeiten sind in den vergangenen zehn, zwölf Jahren entstanden. Dann deutet Bareis auf ein Werk, ein bisschen größer als die anderen: ein Geigenhals, eingezwängt in andere Teile. Das sei sein „Ursprungsobjekt“ – „meine Examensarbeit von 1980“. Vom Kontrast des Materials leben Bareis’ Plastiken heute noch. Die ebenfalls ausgestellten Bleistiftzeichnungen und Kaltradierungen sind Ausflüge in andere Motive, Schiff und Meer zum Beispiel, oder in andere Techniken. Oder es sind Skizzen für die nächsten dreidimensionalen Arbeiten.

Besonders sind auch die Arbeiten, die aus zusammengefügten und unterschiedlich hohen Säulen bestehen. Sie erwecken den Eindruck eines Schachspiels auf mehreren Ebenen. Bauer, Dame, König, Turm – in jeden der verfremdeten Metallgegenstände lässt sich eine Figur interpretieren. Bareis findet diese Deutungen äußerst spannend. Und wenn er es doch anders gemeint hat? Der Künstler lächelt. Das ist ja das Spannende an einem Objekt: Dass die angestrebte Aussage und das vom Betrachter Gesehene so unterschiedlich sein können. Das Spiel mit Material muss ja nicht gleich in eine verkehrte Welt führen. Vielleicht besucht der Lehrer mal mit seinen Ditzinger Gymnasiasten diese Ausstellung.

Ausstellung
„Spiel mit Material“ von Klaus Bareis zeigt Tonobjekte, Zeichnungen, Flügelfiguren und Radierungen. Ausstellungsdauer bis zum 21. Dezember 2014.

Öffnungszeiten
Die Werke sind zu sehen dienstags und donnerstags von 16 bis 18 Uhr, sonntags von 14 bis 17 Uhr.

Kulturtreff
Wie bei jeder Ausstellung bietet der Kultur- und Kunstkreis Ditzingen eine erklärende Gesprächsrunde mit dem Künstler an. Dieser 237. Ditzinger Kulturtreff findet statt am Montag, 15. Dezember, um 20 Uhr im Gewölbekeller des Hauses. Zuvor ist das „Spiel mit Material“ von 19 bis 20 Uhr zu sehen.

Internet http://www.kultur-und-kunstkreis-ditzingen.de/