Alexander Mozer wählt Aktien für den Fondsanbieter Ökoworld aus. Dabei achtet der Fondsmanager auch auf den Klimaschutz. Investitionen in Atom- und Kohlestrom sind deshalb tabu.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Nach seinem Einstieg beim Ökofonds-Anbieter Ökoworld ließ Alexander Mozer erst einmal ein paar heilige Kühe schlachten. „2011 haben wir uns von allen Solar- und Wind-Investments getrennt“, erinnert sich der 44-Jährige. „Da mussten aus Sicht des Nachhaltigkeits-Managements einige Lieblinge verkauft werden.“ Denn Mozer fing ausgerechnet in dem Jahr bei Ökoworld an, als eine umfassende Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes die Aktien der Ökostromer auf Talfahrt schickte. Da wollte der Fondsmanager nicht tatenlos zusehen, Umweltschutz hin oder her: „Die emotionale Rendite allein reicht nicht, um glücklich zu werden.“

 

Den Glauben an regenerative Energiequellen hat der gebürtige Franke aber nicht verloren, auf dem Dach seines Eigenheims in der Nähe von Frankfurt hat der zweifache Vater eine Solaranlage installiert. Auch Ökoworld hat längst wieder in Sonnen- und Windenergie investiert. Nur setzt Mozer dabei weniger auf den deutschen Markt als auf die USA oder Japan, wo der GAU im japanischen Atomkraftwerk Fukushima massive Investitionen in Erneuerbare auslöste. Von dieser Entwicklung profitieren wiederum auch europäische Lieferanten wie der spanische Windturbinen-Hersteller Gamesa oder der deutsche Wechselrichter-Produzent SMA, die beide einen prominenten Platz im Anlage-Universum von Ökoworld einnehmen.

Kein Geld für Atommeiler

Investitionen in Betreiber von Atom- oder Kohlekraftwerken sind für die Fondsgesellschaft tabu. Als Leiter des Portfolio-Managements zeigt sich Mozer überzeugt, dass dieses Verbot nicht nur dem Klimaschutz, sondern auch den Anlegern guttut. Das zeigten nicht nur die Probleme der großen deutschen Stromkonzerne, die infolge des nach Fukushima beschlossenen Atomausstiegs verzweifelt nach einem neuen Geschäftsmodell suchen. Mozer hält fossile Energiequellen generell für keine gute Investition: „Der Öl- und der Gaspreis unterliegen starken Schwankungen, Investitionen in Solar- und Windkraft sind besser kalkulierbar.“ Nach dem Absturz vieler Solar-Aktien in den vergangenen Jahren klingt das überraschend. Mozer sieht darin jedoch eine überfällige Bereinigung des von der Politik lange gepäppelten Marktes.

Seine Karriere begann der studierte Betriebswirt bei einem klassischen Anbieter: Der Deka, dem Fondshaus der Sparkassen. Anschließend arbeitete er einige Jahre bei der Commerzbank-Tochter Cominvest. Mit dem Wechsel zu Ökoworld verband Mozer die Hoffnung, „das, was wir im Portfolio-Management machen, auch sinnvoll zu nutzen“.

Gute Entwicklung im Branchenvergleich

Bislang ist es Mozer gelungen, ökologische Prinzipien mit ökonomischem Ertrag zu kombinieren: Die Ökoworld-Fonds haben sich in den vergangenen Jahren im Branchenvergleich gut geschlagen. Neben zahlreichen anderen Banken bieten auch die Kreissparkassen Ludwigsburg und Waiblingen die Produkte an. Eine Besonderheit im Vergleich zu anderen Fondshäusern ist der Anlageausschuss von Ökoworld: Dieses mit elf unabhängigen Experten besetzte Gremium klopft die vom Fondsmanagement ausgewählten Unternehmen darauf ab, ob sie „positive Beiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung“ leisten.

Der Anlageausschuss überwacht allerdings ausschließlich den Flaggschiff-Fonds Ökovision. Externe Experten zieht Ökoworld noch bei zwei anderen Produkten zu Rate, den Themenfonds Klima und „Water for Life“. Die restlichen Fonds werden ausschließlich vom hauseigenen Nachhaltigkeitsresearch überprüft. Das gilt auch für Mozers Baby, den vor drei Jahren aus der Taufe gehobenen Schwellenländer-Fonds „Growing Markets 2.0“. Die harten Ausschluss-Kriterien – kein Atomstrom, keine Kohlekraftwerke, keine Kinderarbeit - greifen kompromisslos auch hier. Ansonsten sind die Anforderungen an die Unternehmen, deren Anteile in den Schwellenländer-Fonds aufgenommen werden, aber weicher als bei den klassischen Ökoworld-Ökovision-Produkten. „Wir müssen berücksichtigen, wo diese Entwicklungsländer und die Befriedigung der Grundbedürfnisse der Menschen dort gerade stehen“, sagt Mozer. Entscheidend für ihn sei, „Unternehmen, die den richtigen Weg eingeschlagen haben ,auf diesem Weg zu begleiten.“ Dazu zählt Mozer etwa Firmen aus der Gesundheits- und Bildungsbranche, aber auch einige Banken – kurz: Unternehmen, die auf Produkte und Dienstleistungen für die wachsende Mittelschicht in Ländern wie China und Indien setzen.

Kein T-Shirt für 4,90 Euro

Puristen mögen über eine solche Strategie die Nase rümpfen. Mozer aber hält Kompromisse für unausweichlich: „Wenn man bei allen Unternehmen 100 Prozent verlangen würde, müsste man wahrscheinlich von Investitionen komplett Abstand nehmen – dann könnten wir aber auch nichts in die richtige Richtung bewegen.“

Auch bei privaten Ausgaben versucht der 44-Jährige, auf Nachhaltigkeit zu achten: „Ein T-Shirt für 4,90 Euro würde ich zum Beispiel nicht kaufen – da kann ich mir die Fabrik dahinter vorstellen.“ Mozer ahnt allerdings, dass es schwierig werden könnte, auch seine heute zwei und fünf Jahre alten Töchter von diesem Grundsatz zu überzeugen – bei seinem Patenkind haben seine Bemühungen bislang jedenfalls nicht gefruchtet. „Jugendliche müssen eben auch ihre eigenen Erfahrungen machen – das war schon immer so.“