Ein neuer Rekord zeichnet sich ab: 2014 könnte das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. Auch die CO2-Konzentrationen legen pro Jahr um etwa 2,5 Prozent zu. Das hat Konsequenzen für Mensch und Umwelt.

Stuttgart - Im vergangenen September lag die weltweite Durchschnittstemperatur des Oberflächenwassers der Ozeane um 0,66 Grad Celsius über dem Mittel des 20. Jahrhunderts von 16,2 Grad. Das berichtet die US-Wetterbehörde NOAA und betont, dass dies der höchste jemals aufgezeichnete Septemberwert und zugleich der höchste jemals dokumentierte Monatswert sei. Auch die kombinierten Messwerte über Land und Meer markieren einen neuen Rekord in der 135 Jahre alten Geschichte der weltweiten Wetteraufzeichnungen. Sie lagen 0,72 Grad über dem Mittel von 15 Grad. In Deutschland, so schreibt die NOAA, hätten die Temperaturen 1,4 Grad über dem Schnitt im Zeitraum von 1981 bis 2010 gelegen, wobei jedes Bundesland überdurchschnittliche Septembertemperaturen gemeldet habe.

 

Mehr noch: mit Ausnahme des vergleichsweise kühlen Februars war 2014 bisher jeder Monat temperaturmäßig gesehen unter den vier wärmsten der bisherigen Aufzeichnungen. Mai, Juni, August und September lieferten sogar weltweite Rekordwerte. Damit lagen die kombinierten Temperaturmesswerte von Land- und Meeresoberflächen in der Zeit von Januar bis September genauso hoch wie 1998, der bisher wärmsten Periode für diese neun Monate. Nimmt man als Bezugszeitraum die vergangenen zwölf Monate, also Oktober 2013 bis September 2014, dann war dies der wärmste Zwölfmonatszeitraum überhaupt. Derzeit spricht wenig dagegen, dass nun auch das gesamte Jahr 2014 einen neuen Rekord bringt. Damit reiht sich 2014 in einen langfristigen Trend ein: Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) berichtet, war im nördlichen Teil der Welt der Zeitraum von 1983 bis 2012 vermutlich der wärmste der vergangenen 1400 Jahre.

Der DWD mahnt denn auch eindringlich, dass es beim Klimaschutz nun verbindlicher und ambitionierter Maßnahmen bedürfe. Zur Begründung verweisen die deutschen Wetterfrösche auf das jüngste Treibhausgas-Bulletin der Weltmeteorologen-Organisation. Demnach haben die drei wichtigsten Treibhausgase Kohlendioxid, Methan und Lachgas im globalen Mittel 2013 neue Allzeitrekordwerte erreicht. Dabei hatte es beim Methan von 1998 bis 2007 eine Pause im Anstieg gegeben. Doch in jüngster Zeit steigen die Werte wieder konstant an. Und die CO2-Konzentrationen legen pro Jahr um etwa 2,5 Prozent zu.

Höhere Temperaturen, so könnte man meinen, sind für Deutschland ja nicht unbedingt schlecht – wenn da nicht die wachsenden Gefahren durch Unwetter wären, die der Klimawandel offensichtlich mit sich bringt. So berichtet der DWD, dass im Sommer 2014 besonders häufig vor einer ansonsten eher seltenen Großwetterlage namens „Tief Mitteleuropa“ gewarnt werden musste, die wegen der damit verbundenen Unwetter- und Starkniederschläge ein hohes Schadenspotenzial hat. Laut DWD-Statistiken gab es um 1950 im Schnitt acht bis zehn solcher Wetterlagen pro Jahr, heute sind es meist zwischen neun und 15 – mithin ein Anstieg um etwa 20 Prozent. Dies ist übrigens kein auf Mitteleuropa beschränktes Problem: In Indien zog sich der Monsun in diesem Jahr später als üblich zurück. Für Nordindien und die angrenzende Region eine Katastrophe: Die gewaltigen Regengüsse samt den nachfolgenden Überschwemmungen forderten mehr als 400 Menschenleben, bilanziert die US-Wetterbehörde.