Kultur: Adrienne Braun (adr)

So beginnt sie, die Geschichte der eitlen Frau Königin, die nichts mehr wissen will von den Eltern, den Wäldern und Feldern, dem Leben von einst. Sie hat ihre Heimat in den Bergen oder auf dem Land hinter sich gelassen,um in der Stadt Karriere zu machen mit Immobilien oder knallharten Geldgeschäften. Der Preis ist hoch: Sie hat Leben und Liebe geopfert. Deshalb sitzt sie nach Feierabend in ihrem gläsernen Loft auf dem Designersofa, schaut über die Dächer von Berlin – und es ist ihr sehr kalt ums Herz.

 

Aber dieses beliebte Drehbuch-Stereotyp setzt alles daran, um die Frauen wieder aus ihren Führungspositionen zu kegeln und an den Herd zu locken. Es ist immer dasselbe Schema: Sie erbt ein Haus in der alten Heimat – und lässt sich sofort abschleppen, erst mit dem Traktor, der ihr Cabriolet aus dem Acker zieht, dann von einem Mann. Nein, es ist nicht irgendein Mann, der das Herz der Königin erweicht, sondern es ist immer ihre Jugendliebe – Thomas oder Michael. Thomas oder Michael war Manager oder hat viel Geld mit Immobilien verdient. Jetzt verkauft er selbst gemachte Marmelade oder Biogemüse. Und weil ein Marmeladenverkäufer in der Provinz nicht recht zu einer Karrierefrau aus Berlin passen würde, hängt Frau Königin den Job an den Nagel, fischt aus Omas Mottenkiste ein paar alte Klamotten. Und wenn sie nicht gestorben sind, verkaufen sie noch heute einträchtig selbst gemachte Marmelade in der Uckermark.

Das Herz der Hexe erobert

Der Herz der Hexe erobert

Sie ist alt, frustriert, kaltherzig – eine Hexe. Sie hasst Kinder und gängelt ihre Nachbarn. Sie ist seit Jahren alleinstehend und hat ein miserables Verhältnis zu ihrer Tochter. Noch hat sie einen gut bezahlten Posten an der Spitze einer Redaktion oder eines Modehauses – aber soll gefeuert werden. Oder sie leitet das eigene Unternehmen, das von der Konkurrenz überrollt wird. Diese Frau weiß, was sie will. Deshalb kann sie auch niemand leiden.

Das beliebte Format, das besonders gern mit Christiane Hörbiger oder Thekla Carola Wied besetzt wird, hat sich die Läuterung der alten Hexe auf die Fahnen geschrieben. Sie wird gezwungen, die Enkel zu hüten oder gar aufzunehmen oder kommt nicht umhin, sich um den Nachbarsjungen – gern auch mit Migrationshintergrund – zu kümmern. Natürlich erobern die Kinder ihr verhärtetes Herz – und auf einmal sieht man die alte, verbiesterte Dame ganz zaghaft lächeln. Plötzlich ist der Zauber gebannt, sie lacht sogar aus vollem Herzen. Und endlich ist alles gut: Arbeit adieu, die böse Hexe ist eine gute Omi geworden, die sich nun selbstlos nur noch der Familie hingibt und der Tochter in die Arme fällt („Ich habe so viel falsch gemacht!“) Und wenn sie nicht gestorben ist, dann schiebt sie noch heute aufopfernd Zwillinge oder Drillinge im Kinderwagen durch die Welt.

Karrierefrau in der Provinz

So wird das arme Aschenputtel am Ende vom Prinzen gerettet. Sorgen adieu. Es heiratet ihren Vorgesetzten, den reichen Erben oder Firmenchef. Und damit die Geschlechtergerechtigkeit in diesem hausbackenen Märchen wieder hergestellt ist, bekommt Aschenputtel sogar noch den langersehnten Traumjob. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute in ihrer glücklichen Patchworkfamilie.

Karrierefrau in der Provinz

Das erste Wort hat die Dame vom Navi. Sie sagt „Kein Satellitenempfang“, „Straße unbekannt“ und „bitte wenden“. Die Fahrerin flucht, möglicherweise raucht es auch schon unter der Kühlerhaube ihres silberfarbenen Cabriolets, oder das Benzin ist aus. Dann kommt die entscheidende Szene: Kameraschwenk auf die Autotür. Eine sehr attraktive Lady im Businesskostüm steigt aus – und platsch, prompt landete sie mit ihren schicken Designerpumps in einem Kuhfladen.

Auf dem Land wartet schon der alte Jugendfreund

So beginnt sie, die Geschichte der eitlen Frau Königin, die nichts mehr wissen will von den Eltern, den Wäldern und Feldern, dem Leben von einst. Sie hat ihre Heimat in den Bergen oder auf dem Land hinter sich gelassen,um in der Stadt Karriere zu machen mit Immobilien oder knallharten Geldgeschäften. Der Preis ist hoch: Sie hat Leben und Liebe geopfert. Deshalb sitzt sie nach Feierabend in ihrem gläsernen Loft auf dem Designersofa, schaut über die Dächer von Berlin – und es ist ihr sehr kalt ums Herz.

Aber dieses beliebte Drehbuch-Stereotyp setzt alles daran, um die Frauen wieder aus ihren Führungspositionen zu kegeln und an den Herd zu locken. Es ist immer dasselbe Schema: Sie erbt ein Haus in der alten Heimat – und lässt sich sofort abschleppen, erst mit dem Traktor, der ihr Cabriolet aus dem Acker zieht, dann von einem Mann. Nein, es ist nicht irgendein Mann, der das Herz der Königin erweicht, sondern es ist immer ihre Jugendliebe – Thomas oder Michael. Thomas oder Michael war Manager oder hat viel Geld mit Immobilien verdient. Jetzt verkauft er selbst gemachte Marmelade oder Biogemüse. Und weil ein Marmeladenverkäufer in der Provinz nicht recht zu einer Karrierefrau aus Berlin passen würde, hängt Frau Königin den Job an den Nagel, fischt aus Omas Mottenkiste ein paar alte Klamotten. Und wenn sie nicht gestorben sind, verkaufen sie noch heute einträchtig selbst gemachte Marmelade in der Uckermark.

Das Herz der Hexe erobert

Der Herz der Hexe erobert

Sie ist alt, frustriert, kaltherzig – eine Hexe. Sie hasst Kinder und gängelt ihre Nachbarn. Sie ist seit Jahren alleinstehend und hat ein miserables Verhältnis zu ihrer Tochter. Noch hat sie einen gut bezahlten Posten an der Spitze einer Redaktion oder eines Modehauses – aber soll gefeuert werden. Oder sie leitet das eigene Unternehmen, das von der Konkurrenz überrollt wird. Diese Frau weiß, was sie will. Deshalb kann sie auch niemand leiden.

Das beliebte Format, das besonders gern mit Christiane Hörbiger oder Thekla Carola Wied besetzt wird, hat sich die Läuterung der alten Hexe auf die Fahnen geschrieben. Sie wird gezwungen, die Enkel zu hüten oder gar aufzunehmen oder kommt nicht umhin, sich um den Nachbarsjungen – gern auch mit Migrationshintergrund – zu kümmern. Natürlich erobern die Kinder ihr verhärtetes Herz – und auf einmal sieht man die alte, verbiesterte Dame ganz zaghaft lächeln. Plötzlich ist der Zauber gebannt, sie lacht sogar aus vollem Herzen. Und endlich ist alles gut: Arbeit adieu, die böse Hexe ist eine gute Omi geworden, die sich nun selbstlos nur noch der Familie hingibt und der Tochter in die Arme fällt („Ich habe so viel falsch gemacht!“) Und wenn sie nicht gestorben ist, dann schiebt sie noch heute aufopfernd Zwillinge oder Drillinge im Kinderwagen durch die Welt.