Ein Jahr nach dem Tod des Berliner Eisbären Knut pilgern noch immer Fans aus aller Welt zu dessen Gehege. Allerdings fühlen sich viele vom Zoo nicht ernst genommen.

Berlin - Ganz klar, dass es Doris Webb, 69, an diesem Sonntag in den Berliner Zoo zieht, zum Treffen der Knut-Fans vor dem Eisbärengehege. Vor diesem Gehege seien Freundschaften entstanden, tagtäglich seien manche Besucher gekommen, um den jungen Eisbären zu erleben. Und nun wollten sie sich anlässlich des Todestags am 19. März gemeinsam erinnern.

 

Menschen aus vielen Ländern suchen auch weiterhin den Ort auf, um zu sehen, wo der international berühmte Eisbär gelebt habe, „aber sie finden nichts, keinen Hinweis, kein Geburts- und kein Todesdatum“, sagt Doris Webb. Und wenn Touristen aus aller Welt, beispielsweise an Knuts Geburtstag am 5. Dezember, Blumen oder Bilder mit Trauerbriefchen am Zaun des Geheges hinterlassen würden und ein, zwei Stunden später, nach ihrem Zoorundgang, nochmals vorbeischauten, „ist alles wieder abgerissen“.

Knut und sein Pfleger haben dem Zoo Millionen beschert

Die Frau, die dem Förderverein angehört, und ihre Mitstreiterinnen beklagen auch den trostlosen Zustand des Geheges: eine Landschaft aus nackten Felsen, kein Mulch wie in anderen Zoos, kein Grün, kein nennenswertes Spielzeug, keine Beschäftigung. Die Eisbärinnen, die jetzt dort leben, sonnen sich oder trotten hin und her. Sie langweilten sich, kritisieren die Fans, anders als die Eisbären etwa in München.

Knut und sein engagierter, weltweit beim Publikum beliebter Tierpfleger Thomas Dörflein, der 2008 starb, haben dem Berliner Zoo Millioneneinnahmen beschert. Der Zoochef Bernhard Blaskiewitz aber kann den Wirbel um Knut, der zur Symbolfigur für eine bedrohte Tierart wurde, nicht ab. Diesmal hatte er die Berichterstattung beschränken wollen und zwei Kamerateams untersagt, schon am Sonntag vor dem Gehege zu filmen, er wurde dann aber zurückgepfiffen. Auch durften vor dem Gehege am Stand des Fördervereins keine Fanartikel verkauft werden, sondern nur die Gedenkmedaillen, deren Erlös zum Teil in die Zookasse fließt.

Der Zoochef kann den Rummel um das Tier nicht mehr ab

Der Hype um Knut ist nicht jedermanns Sache. Blaskiewitz scheint aber für die Bedürfnisse seiner besten Kunden jedes Verständnis zu fehlen. Er tut so, als sei er auf Besucher und Unterstützer nicht angewiesen. Erstmals nach 167 Jahren bekommt der Berliner Zoo in diesem Jahr keine öffentlichen Zuwendungen mehr. 2011 hätten die Zoostiftung und sein Förderverein 800 000 Euro gesammelt – viermal so viel wie 2010, sagt der Chef des Vereins, Thomas Ziolko. In nur fünf Tagen hätten er und seine Mitstreiter schon 1500 der neuen Medaillen mit dem Bildnis Knuts verkauft. Mit Kritik an der Zooleitung hält sich Ziolko aber zurück. Er hoffe, nach dem neuen Vogelhaus und dem Gehege für Lippen- und Kragenbären werde bald auch das Eisbärengehege umgestaltet.