Königin Beatrix hat nach 30 Jahren nichts von ihrem Perfektionismus verloren. Die schönsten Bilder der Monarchin.

Stuttgart - Der Anfang war chaotisch. Sirenengeheul störte das Glockengeläut der Nieuwe Kerk in Amsterdam. Während Prinzessin Beatrix von Oranje-Nassau und Lippe-Biesterfeld am 30. April 1980 als Königin der Niederlande inthronisiert wurde, prügelten sich draußen Polizisten mit Hausbesetzern. Seit sie vor 30 Jahren den Thron bestieg, hat die Tochter von Königin Juliana und des deutschen Prinzen Bernhard so manche Krise souverän gemeistert. Allein der Schock nach dem blutigen Attentatsversuch am Königinnentag 2009 brachte sie für alle sichtbar den Tränen nahe.

Pflichtbewusstsein, Haltung und Mitgefühl waren von Anfang an Markenzeichen der Regentschaft von Beatrix. Als erste Amtshandlung ging sie in ein Krankenhaus, in dem Polizisten behandelt wurden, die bei den Amsterdamer Straßenschlachten verletzt worden waren. "Geen woning, geen kroning", hatten demonstrierende Hausbesetzer gerufen ("Keine Wohnung, keine Krönung"). Dabei war der Dienstantritt von Beatrix streng genommen keine Krönung. Niederländische Monarchen werden seit 1815 im Beisein des Parlaments feierlich auf die Verfassung vereidigt, nicht gekrönt. Die Krone ist Symbol der Nation und Eigentum des Staates.

So kommt es, dass Beatrix auch bei offiziellen Anlässen statt einer Krone Diademe trägt - oder Designer-Hüte, bei denen die Hobby- Malerin oft stilistischen Wagemut beweist. Niederländer nehmen das schmunzelnd zur Kenntnis. Wichtig ist für sie nicht der Hut, sondern, dass die diplomierte Juristin Beatrix eine "Monarchin mit Köpfchen" ist. "Das Staatsoberhaupt hat eine Position mit herausragenden Möglichkeiten, dem allgemeinen Interesse zu dienen", sagte sie einst und machte damit klar, dass niemand sie auf die Rolle einer royalen Händeschüttlerin reduzieren kann.

Beatrix liebt es förmlich


Anders als ihre Mutter Juliana, die auf die hoheitsvolle Anrede "Majestät" verzichtete und sich volksnah "Frau Königin" nennen ließ, pocht Beatrix auf Förmlichkeiten. Zum Leidwesen mancher Politiker schöpft sie ihren, wenngleich begrenzten, verfassungsmäßigen Spielraum zur Einflussnahme auf die Geschicke des Landes aus. Viel deutlicher als zum Beispiel ihre "Kollegin" Elisabeth II. in England lässt die Oranje-Queen ihre politischen Überzeugungen durchklingen.

So legte sich Beatrix in ihrer Weihnachtsansprache 2007 mit dem Rechtspopulisten Geert Wilders an, indem sie vor Hetze gegen Muslime warnte. Wilders nannte das "Multikulti-Unsinn" und verlangte, die Königin solle nicht mehr formell der Regierung angehören. Bei Monarchie-Gegnern, wie dem Vorsitzenden des Neuen Republikanischen Vereins, Hugo Beunder, kommt so etwas gut an: "Je eher sie abdankt, umso besser. Einen Nachfolger darf es natürlich nicht geben", sagte er bei einer Medienumfrage zum 30. Thronjubiläum.

Das sieht die Mehrheit der Niederländer anders, wie Umfragen immer wieder beweisen. "Die Monarchie ist populär", sagt der renommierte Soziologe Paul Schnabel. "Die Menschen identifizieren sich mit ihr." Allerdings hat das Ansehen der königlichen Familie in letzter Zeit durchaus gelitten. Dass Kronprinz Willem-Alexander und seine argentinische Gattin Prinzessin Máxima mitten in der Wirtschaftskrise unbedingt eine Luxusvilla in Afrika haben wollten, löste Empörung aus. Die 72-jährige Monarchin sprach ein Machtwort und Willem- Alexander gab den Plan auf.

Ans Abdanken denkt sie nicht


Vor einem Jahr um diese Zeit hatten viele noch damit gerechnet, dass Beatrix am Königinnentag - es ist der Geburtstag ihrer 2004 gestorbenen Mutter - zugunsten ihres damals 42-jährigen Sohnes abdanken würde. Beatrix war selbst 42, als ihre Mutter Juliana 1980 den niederländischen Nationalfeiertag nutzte, um den Staffelstab der Monarchie weiterzureichen.

Doch ehe Beatrix am Königinnentag 2009 in der Stadt Apeldoorn ihre mit Spannung erwartete Rede halten konnte, raste ein verwirrter Attentäter mit seinem Auto auf ihren Festbus zu. Er prallte gegen ein Denkmal und starb, nachdem er vor den Augen der königlichen Familie sieben Menschen totgefahren hatte. "Was als ein wunderschöner Tag begann, endete in einem fürchterlichen Drama, das uns zutiefst geschockt hat", sagte Beatrix im Fernsehen.

Die Königin wirkte dabei so traurig, wie das Volk sie zuvor nur beim Begräbnis ihres geliebten Mannes, des deutschen Diplomaten Claus von Amsberg, erlebt hatte. Traurig, aber zugleich so ungemein entschlossen, weiter ihre Pflicht zu erfüllen, wie damals. Und die Gerüchte um eine baldige Abdankung verstummten noch am selben Tag.